Warum haben menschen nach amputationen phantomschmerzen

Wie entstehen sie? Wie sieht die Forschung aus? Was wird gegen die Schmerzen unternommen?

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Warum haben Menschen nach Amputationen häufig Phantomschmerzen?

Bei Phantomschmerzen werden Schmerzen in einen nicht mehr vorhandenen Körperteil, also außerhalb des Körpers projiziert bzw. dort empfunden. Theoretisch können Phantomschmerzen nach jeder chirurgischen oder traumatischen Entfernung eines Körperteils auftreten, so z.B. B rust, Zu nge, Nase, Pen is, H oden oder Klitoris, praktisch sind aber nur die Ex tremitäten betroffen.
Das Risiko, daß es zu Phantomschmerzen kommt, ist ungleich größer, wenn bereits vor der Amputat ion im abgetrennten Bereich starke Schmerzen, chronische Entzündungen oder Gefäßerkrankungen bestanden.
Die Zahlenangaben, in wie viel Fällen es nach einer chirurgischen oder traumatischen Entfernung eines Körperteils zu Phantomschmerzen kommt, sind allerdings alles andere als einheitlich, sie reichen von 5% bis 100%.
Zwischenzeitlich ist bekannt, daß Phantomschmerzen vorgebeugt werden kann, in dem bei der entsprechenden Operation zur Schmerzausschaltung eine Regionalanästhesie durchgeführt wird.
Ätiologie und Pathogenese der Phantomschmerzen liegen noch im Dunkeln, an theoretischen Denkmodellen mangelt es jedoch nicht. Diskutiert werden örtliche , zentrale , ein Zusammenspiel örtlicher und zentraler sowie psychische Faktoren.
Bei Phantomschmerzen liegen sog. neuropathische Schmerzen vor. Bei dieser Schmerzart ist das schmerzleitende System selbst gestört oder geschädigt, es handelt sich sozusagen um einen „Ner veneigenschmerz“.
Phantomschmerzen, die von schmerzlosen Phantomempfindungen zu unterscheiden sind, treten meist unmittelbar nach der Amputat ion auf. Wir sehen jedoch immer wieder Fälle, bei denen sich die Phantomschmerzen erst nach Jahren, in Ausnahmefällen sogar erst nach Jahrzehnten, einstellt.
Die Angaben zu Schmerzperiodizität und Schmerzqualität lassen kein einheitliches Muster erkennen. Bei der Abfrage der Schmerzqualität dominieren Begriffe wie "brennend", "schneidend" und "wie eingeklemmt". Überwiegend wird ein attackenförmiger Schmerzverlauf der angegeben, wobei die Schmerzattacken minuten- bis tagelang dauern können. Bei fast allen Patienten mit Phantomschmerzen liegt eine klimatische Schmerzmodulation vor.
Bezüglich der Phantomempfindungen kommt es bei 30-59% der Patienten zu einem sog. Teleskopef fekt. Darunter ist eine Veränderung im Längenempfinden zu verstehen, das über die Jahre hinweg zunimmt, so daß schließlich die Han d direkt am Oberarmstumpf oder der Fu ß direkt am Oberschenkelstumpf empfunden wird.
Es sei noch darauf hingewiesen, dass das Auftreten von Phantomschmerzen nicht den Verlust einer Ex tremität voraussetzt. Diese können auch bei einer Denervierung entstehen, so z.B. nach einem unfallbedingten Plexusausriss oder einer Querschnittsverletzung, bei sonst unversehrtem Körper. Zur Unterscheidung verwendet man in diesen Fällen den Begriff „Deafferenzierungsschmerzen".
Nicht selten bestehen neben Phantomschmerzen auch Stumpfschmerz en.
ja aber musste gerade eh ein bericht darüber schriebn von daher.
christ-m
Phantomschmerzen sind sehr häufig und können sich auf unterschiedliche Art äußern. Sie bestehen immer aus verschiedenen Faktoren, die auf körperliche, lokale und psychische Ursachen zurückzuführen sind. Als Beispiel sei genannt die Durchtrennung der Nerven, die immer zu einer Regeneration führt, die knotenförmig verdickt ist. Diese Verdickungen werden dauerhaft gereizt. Schmerzen können ebenfalls lokal hervorgerufen werden durch Entzündungen, Knochensplitter, Narben u.a. Die psychische Belastung führt häufig zu einer Verstärkung der Schmerzen.
Bei der Behandlung sollten einige Grundsätze beachtet werden. Phantomschmerzen sind primär chronische Schmerzen. Das bedeutet, daß sie nicht mir einer einfachen Therapie, z. B. der Gabe von Medikamenten behandelt werden können. Hier ist immer ein schmerztherapeutisches Behandlungskonzept anzuwenden, das die körperlichen und psychischen Aspekte voll berücksichtigt.
Neben Medikamenten und örtlicher Betäubung sollten auch physikalische Therapie, Gegenirritationsverfahren , Psychotherapie, Elektrostimulation und Nervenblockaden berücksichtigt werden. Die Therapie muß individuell ausgerichtet sein.
Phantomschmerzen
Unter Stumpfschmerzen versteht man Schmerzen im Bereich des Amputationsstumpfes. Sie können spontan oder nach dem Anpassen einer Prothese auftreten. Der Schmerzcharakter kann ganz unterschiedlich sein. Zunächst ist er meist dumpf bohrend oder punktförmig stechend, später auch brennend oder attackenförmig einschießend. Überwiegend handelt es sich jedoch um einen Dauerschmerz. Er tritt mit einer Häufigkeit von etwa 60 Prozent nach Amputationen auf. Von Phantomschmerzen spricht man, wenn Schmerzen scheinbar aus dem Körperteil kommen, das amputiert wurde. Bis zu drei Viertel aller Patienten, denen eine Gliedmaße amputiert wurde, leiden anschließend an Phantomschmerzen. Das Gehirn empfängt immer noch Signale aus den Nerven, die früher für diesen Körperteil zuständig waren. Die Schmerzen können brennenden, stechenden oder elektrisch einschießenden Charakter besitzen. Häufig sind die Schmerzen nachts stärker als am Tage. Betroffene stoßen in ihrer Umgebung oft auf Unverständnis, da Außenstehende sich nicht vorstellen können, dass Gliedmaßen schmerzen, die nicht mehr vorhanden sind. Häufig werden die Beschwerden aus diesem Grund verheimlicht. Nahezu alle Amputierten erleben Phantomsensationen. Das sind Empfindungen im nicht mehr vorhandenen Körperteil, die nicht schmerzhaft sind, aber sehr unangenehm sein können. So erleben Patienten zum Beispiel Berührungen, Hitze- oder Kälteempfindungen, Druck oder auch Jucken im abgetrennten Körperteil. Manchmal werden auch Bewegungen gespürt, die zum Teil beeinflussbar erscheinen. Einige Patienten glauben, das Körperteil wachsen oder schrumpfen zu spüre.
Schmerzmedikamente
Frei verkäufliche Schmerzmedikamente sind bei Phantomschmerzen häufig nicht wirksam. In vielen Fällen müssen Opioide verordnet werden. Das sind Schmerzmittel, die mit dem Morphium verwandt sind.Diese Medikamente können zu Beginn der Behandlung Nebenwirkungen wie z. B. Übelkeit hervorrufen. Die häufigste Nebenwirkung ist Verstopfung, die oft mit milden Abführmitteln auf Milchzuckerbasis behandelt werden kann.Andere Therapieverfahren
Eine weitere Möglichkeit zur langfristigen Schmerzreduktion bietet die Anwendung von Nervenblockaden. Hierzu werden dünne Schläuche benutzt, die Betäubungsmittel zu den schmerzübertragenden Nerven, z. B. in der Achselhöhle oder im Rücken, transportieren. Die Betäubungsmittel sorgen vor Ort für eine Unterbrechung der Schmerzleitung zum Gehirn. Diese Verfahren haben nur sehr geringe Risiken. Sie werden von jeder Anästhesieabteilung als Alternative zur Vollnarkose bei Operationen z. B. des Armes oder der unteren Körperhälfte durchgeführt.
Patienten, die unter Blutgerinnungsstörungen leiden oder Medikamente zur Blutverdünnung einnehmen müssen, haben ein erhöhtes Risiko, Blutergüsse direkt am Nerv auszubilden.
Wie wirksam sind operative Therapieversuche?
Während bei Stumpfschmerzen eine gute operative Versorgung des Stumpfes die Ursachen der Schmerzen beheben kann, sprechen Phantomschmerzen meist nicht auf operative Therapien an. Eine erneute Operation des Stumpfes sollte daher nur bei Patienten durchgeführt werden, die über Stumpfschmerzen klagen und eine Entzündung oder eine operable Durchblutungsstörung des Stumpfes aufweisen
Was kann man selbst tun?
Das Erlernen von Stressbewältigungsverfahren oder aktiven Übungen zur gezielten Muskelentspannung kann einen günstigen Einfluss auf das Schmerzgeschehen haben. Diese Techniken führen zu geistiger Entspannung und zu einer Verminderung der Spannung in der Muskulatur. Besonders hilfreich sind diese Verfahren, wenn ein Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Phantomschmerz besteht.
http://www.meduniqa.at/540.0.html