Wie ist fremdschämen erklären
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Wie ist das sogenannte "Fremdschämen" zu erklären?
He, tolle Frage!Darüber denke ich heute das erste Mal nach. Ich bin überzeugt, daß ein kollekives Werteempfinden, eine kollektive Moral gibt. Dies vorausgesetzt ist innerhalb eines bestimmten Kreises ein bestimmtes Verhalten als erlaubt oder unerlaubt/"schädlich" bezeichnet. Es ist bei uns z.B.als "schädlich" als soziales Verhalten besetzt, als Erwachsener den Urin nicht einhalten zu können. o.K. Passiert das Mißgeschick, bemerkt ein anderer dies und lacht den Einnässer aus, sehe ich den armen Inkontinenten und schäme mich? Puh, glaube nicht. Doch schämte sich jemand dennoch, so würde er sich schämen, weil er die Schwäche durch das Mißgeschick des anderen offenbart sieht, glaube ich. Also: Ich schäme mich fremd, weil der Fremde zeigt, daß auch ich so sein könnte/mir sowas passieren könnte. Und so nehme ich meine Scham vorweg, erlebe sie jetzt schon.
Wenn der Zuschauer sich sehr mit dem Darsteller identifiziert, ist es für den Zuschauer C peinlich, als hätte er das selber gemacht, was dem A peinlich ist.
Auf der Identifikation mit den Personen basieren die Filme und Theater ganz allgemein
Ein Erzähler achtet darauf, dass der Zuhörer sich mit den "richtigen" Personen identifiziert, dadurch dass er diese in den Vordergrund stellt.
Eine andere Erzähltaktik sieht es darauf ab, dass Zuschauer das nicht tun können, im Film und Theater nennt man das Verfremdungseffekt: Man soll ja nicht meinen, es mit der Realität zu tun zu haben.
Die Kinofilme und Spielfilme des letzten jahrhunderts sind aber sehr darauf aus, dass der Zuschauer für die Zeit des Films in eine andere Realität geholt wird als seinen eigenen Alltag.
Man bekommt also den Darsteller, bzw. die Person, welche dargestellt wird gern und wenn dem was passiert, empfindet man es als wenn es einem selbst passiert. genau aus demselben Grund lacht man dann wenn dem Gegner dessen was geschieht, für den man Sympathie gefasst hat.
Schwierigere Filme oder Theater arbeiten dann auch damit, die Sympathie und Loyalität umzukehren. Plötzlich sieht sich der Zuschauer in seiner Identifikation mit dem lieben Hauptdarsteller als Bösewicht.
Solche Filme werden aber kaum Kassenschlager. Es frustriert die , wenn sie zugeben müssen, dass sie ihre Sympathie falsch verteilt hatten.
Eine Erklärungsversuch wäre, daß sie das auslachen von einer Peinlichkeit die Person a passiert ist nicht für angemessen empfindet und sich deshalb abwendet, weil sie das unangemessene Verhalten von Person B nicht in Ordnung findet und sich dadurch beschämt fühlt. Dabei spielt es keine Rolle ob sie Person a kennt oder nicht.
Ein spezieller Fall von Fremdschämenist, wenn die beobachtete Person gar nichts Anstößiges macht, aber in einer intimen Situation überrascht wird. Der Beobachter schämt sich in der Regel. Das hat den Sinn, die Schamgrenzen der "erwischten " Person zu wahren, und läuft wahrschenlich auch über den Mechanismus der Identifikation ab.