Trend infantilisierung gesellschaft

Meine These: Erwachsene sind die "Kinder von Marx und Coca-Cola" und führen sich bis ins hohe Alter wie Jugendliche auf, während viele Jugendliche in der Trotzphase von Dreijährigen festzustecken scheinen. Wird unsere Gesellschaft immer infantiler?

9 Antworten zur Frage

Bewertung: 2 von 10 mit 1508 Stimmen

Videos zum Thema
YouTube Videos

Gibt es einen Trend zur Infantilisierung unserer Gesellschaft?

Ja, der Trend ist leicht zu sehen. Es gibt ein gutes Buch von Neil Postman "The disappeatrance of childhood", das bereits Anfang der 80er Jahre erschien und in dem er zeigt, dass Kindheit ein Kulturphänomen ist, das wesentlich durch den Buchdruck erfunden wurde, d.h. Literalität separiert die Erwachsenenwelt und die Kinderwelt. Genauso wie Scham ein Prinzip dafür ist. Heute geht alle alles an, und Kinder bekommen wie bereits im Mittelalter wieder alles Erwachsene zu sehen.
Beides, Scham und Literalität verliert an Bedeutung, da wir von einer differenzierten sprachlichen Kultur, die über Bücher, Zeitungen, lange Rede, Redekunst, nun zu einer ikonographischen also Bilderwelt mit Fernsehen und Internet übergeht. Dort gibt es typischerweise viel zu sehen und wenig zu lesen.
Damit breitet sich das Kindliche aus, nämlich Schamlosigkeit, Rückgang der Sprachdifferenzierung. Konzentrationsfähigkeit sind kollektiv. Kinder wollen keine Kinder sein, sind beleidigt, wenn man sie Kind nennt, Erwachsene werden nicht mehr erwachsen sondern pubertieren ad infinitum. Jugendwahn bis hin zur operativen Modifikation des Äußeren beherrscht die optische, die Bilderkultur, gleichzwitig werden die Jugendlichen immer weniger und die Älteren immer mehr. Vielleicht verstärkt das den Prozess?
Typo: es heißt natürlich "The disappearance of childhood"
http://www.amazon.com/Disappearance-Childhood-Neil-Postman/dp/0679751661
Ich denke nicht, dass man das Infantilisierung nennen kann. Das ist zu hart. Natürlich werden wir erwachsen, dazu ist das Berufsleben viel zu hart, um in ewiger Kindlichkeit zu verharren. Aber wir wollen nicht alt werden.
Der Trend geht m.E. viel stärker zum "jungen Erwachsenen", eventuell auch zum "Pubertierenden", aber weniger zum Kind.
Was zeichnet Kinder aus? Spontanität, Kreativität, Neugier und der Wunsch, endlich groß zu sein. Das trifft nur auf wenige von uns zu.
Woran erkennt man pubertierende Jugendliche oder sehr junge Erwachsene? Sie spielen mit den Möglichkeiten, erwachsen zu sein, statt Entscheidungen zu treffen und die Folgen mit Verantwortung zu tragen bzw. zu bewältigen. Dieses sich nicht festlegen wollen, immer im Möglichen, möglichst wenig im Faktischen zu bleiben, bis ins hohe Alter "Brunst-" und "Dominanzrituale" zu vollziehen, scheint mir sehr viel genauer, die heutigen 30 bis 60 Jährigen zu beschreiben. In unserer westeuropäischen Kultur, versteht sich.
Daran ist sicher auch der "Erben"-Status schuld, der den Existenzkampf entschärft und liberale Eltern, die lieber selbst jung bleiben, als in die Rolle der Stamm-Mutter oder des Patriarchen zu wachsen.
Im Grund führt das dazu, dass es keine Greise oder alte, erfahrene Menschen mehr gibt und keine Kinder. Nur noch falsche Fuffziger;
Falsche Fuffziger *lach*
Meinst du damit jemand bestimmten?
ich stimme dir zu
wenn ich mich mit manchen erwachsenen unterhalte.
die haben teilweise ein bildungsniveau, dass nicht über eine niveadose hinausreicht und leben glücklich und zufrieden in ihrer eingeschränkten welt, des "was ist morgen in?" oder "hat pink zugenommen"
mir treibt das die galle hoch
von dem gro der jugendlichen will ich gar nicht reden.
interessenlos un d nur bedürfnisbefriedigend.wie eiben kleinkinder
aber wie gut, dass nicht alle so sind
Ich meine ja, aber das sagt nur mein Bauchgefühl. Ich kann es nicht anhand von Fakten beweisen.
Da die Gesellschaft ja wir alle sind, würde ich es nicht auf die ganze Gesellschaft beziehen. Sicher kennst du das Buch von Neill Postman "wir ämüsieren uns zu Tode". Das zeigte schon vor Jahren die Richtung, die du jetzt verstärkt wahrnimmst.
Wenn du einen Tipp hast, was tun?, sag es mir bitte.
Das fatale Erbe der 68er: Die Angst, ein Spießer zu werden:
Älterwerden: Eine Generation von Kindsköpfen - FOCUS Online
Polemik von ewig Gestrigen - nichts weiter.
Als Erklärungsansatz untauglich.
Neuer Versuch: Vielleicht ist erwachsen sein etwas für Notzeiten. Wenn man im Überfluss lebt, braucht man die Erwachsenentugenden nicht. Und da sie meist langweilig und spaßfrei sind, vermeidet man sie.
Wie war das früher in den höheren Kreisen? Sind Adelige, die keine Verantwortung und nur die Aufgabe hatten, das Erbe der Eltern zu verprassen, in früheren Jahrhunderten erwachsen geworden?
Jetzt kommen wir uns näher: Kindheit und Jugend als luxuriöse Lebensweise, welche das Reich der Freiheit über das Reich der Notwendigkeit stellt. So etwas hat es natürlich auch schon früher gegeben, besonders in den von dir angesprochenen Gesellschaftsschichten.