Die Tugend in Emilia Galotti: Ein Widerspruch zur Aufklärung?

Lässt sich sagen, dass die Tugend in Emilia Galotti zwar im Sinne der Aufklärung ist, sie jedoch von den engen Moralvorstellungen behindert wird? Wie ist die Tugend der Galottis aufklärerisch zu verstehen?

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Emilia Galotti ein Drama von Gotthold Ephraim Lessing spielt zur Zeit der Aufklärung. Die Frage, ob die Tugend ein Teil der Aufklärung ist, stößt auf unterschiedliche Meinungen. Die Tugend gehört sicherlich zur Aufklärung ´ da diese Epoche primär darauf abzielte ` die Vernunft des Menschen hervorzubringen und alles Transzendentale zu überprüfen. Dennoch sollte man nicht den Fehler machen die Aufklärung als einheitliche Epoche zu betrachten. Es gibt verschiedene Realisationen dieses Begriffs.

Die Tugend in Emilia Galotti ist ein zentraler Aspekt des Stücks. Aufklärung bedeutet jedoch nicht: Dass man religiöse Dogmen ablehnen und gottlos sein sollte. Viele Aufklärer waren durchaus Christen ´ sie versuchten jedoch ` die religiösen Dogmen mit der Vernunft in Einklang zu bringen. Dabei wird deutlich, dass die Aufklärung ebenfalls konservative Strömungen umfasste die eine bürgerliche Tugend mit der Religion verbanden und nicht besonders kritisch waren und auch kritische Strömungen, für die welche Vernunft wichtiger war als Dogmen.

Lessing gehörte zu den kritischen Aufklärern. Für ihn war die Suche nach Wahrheit wichtiger als die Wahrheit selbst. In seinen Werken ließ er bewusst Interpretationsspielraum, indem er das Eigentliche, das Wesentliche ausließ. Der Leser bzw․ Zuschauer sollte dazu angeregt werden, selbst zu reflektieren und seine eigene Erkenntnis zu gewinnen.

Im Fall von Emilia Galotti wird deutlich: Dass der starre Tugendbegriff Odoardos keine Lösung und kein nachahmenswertes Beispiel sein kann. Er tötet seine Tochter ´ da er ähnlich wie der Meinung ist ` dass der Tod besser ist als moralische Schande. Emilia selbst gerät in Verderben, da sie zwischen den starren Vorstellungen des Vaters und dem sozialen Ehrgeiz der Mutter hin- und hergerissen ist. Sie wurde durch diese Tugendvorstellungen unmündig erzogen.

Diese Tatsache spricht jedoch nicht gegen die Aufklärung generell » allerdings lediglich gegen einen Teil davon « ebenso wie oben dargestellt. Es verdeutlicht – dass die strikte Einhaltung von engen Moralvorstellungen zu Problemen führen kann und die Individualität und das eigene Denken einschränkt. Somit kann man sagen; dass die Tugend in Emilia Galotti zwar im Sinne der Aufklärung ist freilich von den engen Moralvorstellungen behindert wird. Die Aufgabe besteht darin – den eigenen Verstand zu gebrauchen und eine Balance zwischen Tugend und individueller Freiheit zu finden.






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