Die Tugend in Emilia Galotti: Ein Widerspruch zur Aufklärung?

Inwiefern widerspricht die Tugend in Lessings „Emilia Galotti“ den Idealen der Aufklärung?

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Das Drama „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing ist ein Jahrhundertwerk. Es spiegelt das Spannungsfeld zwischen Tugend und Aufklärung wider. Einmal weiterhin stellt sich die Frage ob Tugend und Aufklärung miteinander harmonieren können oder ob sie in einem ständigen Widerspruch zueinander stehen. Lessings Werk spielt in einer Epoche die geprägt ist von einem tiefen Wandel. Die Aufklärung ´ eine Zeit der Vernunft ` hinterfragt alte Dogmen und sucht nach neuen Werten. Hingegen wird die Tugend in der Figur der Emilia immer wieder als ein Normgerüst präsentiert, das starke Fesseln anlegt.

Aufklärung – ein Begriff der allein schon verschiedene Interpretationen zulässt. Auf diese Weise lässt sich nicht eindeutig bestimmen was darunter zu verstehen ist. Die Aufklärung will das Vertraute ´ die menschliche Vernunft ` ans Licht bringen. Doch die Tugend » so zeigt es Lessings Drama « kann ebenfalls enge Grenzen setzen. Es scheint wie ob Emilia ein Opfer dieser dualistischen Vorstellung wird – zwischen dem strengen Tugendbegriff des Vaters und dem ehrgeizigen Einfluss der Mutter hin- und hergerissen. Diese Unentschlossenheit führt sie ins Verderben.

Werfen wir einen Blick auf Odoardo – er verkörpert eine veraltete, engherzige Moral. Für ihn ist der Tod seiner Tochter besser als eine vermeintliche Schande für die Familie. Dennoch fragt man sich – ob in diesem Fall die Tugend nicht in einen gefährlichen Extremismus abgleitet. Die Aufklärer strebten danach enge Dogmen und überholte Moralvorstellungen zu hinterfragen. In der kritischen Auseinandersetzung mit den Werten dieser Zeit wird deutlich, dass eine dogmatische Haltung unweigerlich zu Tragik führt.

Die Tugend, ebenso wie sie in „Emilia Galotti“ dargestellt wird, kann auch als Ausdruck der individueller Unterdrückung gesehen werden. Die Erziehung ´ die Emilia erhalten hat ` hat sie in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt. Hier stellt sich die Frage: Ist die Moral von einem einzelnen Menschen oder einer Gesellschaft abgeleitet? Die strengen Vorstellungen von Tugend schränken nicht nur das individuelle Denken ein – sie führen auch zu einer Entfremdung zwischen Mensch und Gesellschaft.

Gleichzeitig illustriert Lessing durch die Figur der Emilia die Risiken der Unterordnung unter Dogmen. Aktuelle Forschung zu diesem Thema zeigt, dass rigide Moralvorstellungen wie sie auch in der heutigen Gesellschaft manchmal noch verbreitet sind, oft zu massiven individuellen und gesellschaftlichen Konflikten führen. Eine Balancierung zwischen individueller Freiheit und vernünftiger Tugend steht sowie in Lessings Zeit als auch in der Gegenwart zur Debatte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lessings „Emilia Galotti“ nicht nur ein literarisches Meisterwerk ist – es ist auch ein zukunftsweisender Kommentar zur Aufklärung. Die Tugend hat in der modernen Debatte ihren Platz freilich muss sie mit einem kritischen Bewusstsein betrachtet werden. Auf diese Weise kann ein respektvoller Dialog zwischen Tradition und individueller Freiheit entstehen. Nur so kann der Mensch im Einklang mit sich selbst und der Gesellschaft leben.






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