Pranger gefesselt

Der Pranger, Schandpfahl oder Kaak war ein Strafwerkzeug in Form einer Säule, eines Holzpfostens oder einer Plattform, an denen ein Bestrafter gefesselt und öffentlich vorgeführt wurde. Zunächst Folter-Werkzeug und Stätte der Prügelstrafe , erlangten Pranger ab dem 13. Jahrhundert weite Verbreitung zur Vollstreckung von Ehrenstrafen. Hat der Pranger zur damaligen Zeit echt was gebracht und das Zusammenleben der Menschen verbessern können?

13 Antworten zur Frage

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An den Pranger gefesselt

Hallo, den Pranger gibts auch heute noch , bringt also was: er zeigt beeindruckend der Bevölkerung, dem Wahlvolk, was es bedeutet - welche Folgen solch eine Handlung nach sich zieht, sich gegen den Mainstream zu stellen. Der Außenseiter wird kriminalisiert, ausgegrenzt, namentlich und mit Adresse benannt, damit mutige Mitbürger Courage zeigen können und per Wort und Tat an den/dem Wehrlosen ihre Verachtung ausdrücken können, gar: sollen? Der Pranger ist Mittel der Regierenden zum Reglement bzw. Werkzeug zur Durchsetzung ihrer Interessenspolitik, Mittel zur Strafe - Abschreckung für Nachahmenstäter, erbaulich für die Gutmenschen. mfgo
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Deine Links sind schon etwas eigenartig und haben mit dem, was du schreibst, allenfalls am Rande etwas zu tun. Auch scheint dir entgangen zu sein, dass der Begriff "anprangern" heute in einer übertragenen Bedeutung gebraucht wird.
Herr Sarrazin, um den es im ersten und zweiten Link geht, hat sich selbst mit viel Elan in die Öffentlichkeit gestellt - da kann man wohl kaum von "anprangern" sprechen, wenn Kritik an ihm laut wird.
In dem dritten Link ist von Vermummten die Rede, die Frau Petry mit irgendwas beworfen haben - sind das "die Regierenden" gewesen, von denen du sprichst und die angeblich den Pranger nutzen?
Im vierten Link ist weder von Pranger noch von Regierenden die Rede. Bezug?
Sind Schüler in Bonn , die sich öffentlich über einen ihrer Lehrer äußern, "die Regierenden"?
Die Berichte aus der gescholtenen Lügenpresse, die du da verlinkst, haben aber auch gar nichts mit dem zu tun, was du selbst formulierst.
Nein, die martialischen Folter- und Zuchtmethoden haben nichts gebracht, Angst hattenn dien Menschen vor Pest und Cholera, vor Krieg und Staatsmacht ohnedies. Es war nur Ausdruck einer relativ menschenunwürdigen Zeit.
Vielem Jahrhunderte lang wurden Menschen wie Vieh behandelt, wenn man nur glaubte, sie hätten etwas auf dem Kerbholz oder gehörten tüchtig bestraft.
Das ging bis zu graussamen Arten und Weisen des Tötens.
Genausowenig brachte zum Beispiel harte Züchtigung und Schläge aller Art einen Fortschritt in der Kindererziehung, das weiß man heute sehr gut.
Ich selbst bin Ateist seit meinem 6. Lebensjahr.
Seit der Debatte um ===> Spiegelneuronen wird ja von mir erwartet, mich in die psychische Verfasstheit anderer Menschen hinein zu denken.
Wie " fühlt es sich an " , an gott zu glauben?
Das zweite Hörfunkprogramm des Hessischen Rundfunks brachte eine Lesung von Dantes ==> Divina Commedia. Ich war schockiert; jeder, der heute sowas verfassen würde, müsste zum Psychiater. Dantes Schilderungen sind der Art wahrheitsgetreu dass man nicht umhin kann, sie als Drogen induzierte Halluzinationen bzw. als Ausdeutung solcher Trugwahrnehmungen aufzufassen.
Dante löst die Frage der ===> Teodizee (" Gottesgerechtigkeit " ; auch ich kann Deutsch) recht elementar.
Gott ist ein sa distisch strafender Richter; und der Mensch ist selbst verantwortlich. Sünder kommen in die Hölle, weil Gott es so verfügt. In dieser Welt gibt es gar keine Teufel; Satan ist nicht wirklich eine Person, sondern eher ein Objekt - der oberste und ungehorsamste aller Sünder; von gott genau so bestraft wie alle anderen, indem er mit dem Kopf nach Unten in die Hölle einzementiert wurde.
Wie auch immer. Wenn ich doch an jenseitige Strafen glaube, dass der Mörder im ewigen Höllenfeuer brennt. Wozu dann noch weltliche Strafen?
Aber eines bleibt dann völlig unverständlich: Wieso waren mittelalterliche Strafen so unendlich grausamer als in Altertum und Neuzeit?
allen empfehle ich die Lektüre von ===> ETA Hoffmann; " Die Elixiere des Teufels " Hauptperson ist " Medardus " Im alter von 20 tritt er ins Kloster ein; der Abt vermahnt ihn; auch heute sagt man das noch den ganz jungen Novizen
" Weshalb bist du denn von der Welt so enttäuscht? Vielleicht findest
du die Sünde ja ganz schön; bewähre dich doch erst mal draußen in der Welt. "
Der Abt stellt Medardus auf die Probe. Das Kloster beherbergt eine Reliquie, eben das elixier des hl. Antonius bzw. Elixier des Teufels. Genau wie oben angedeutet, wird Satan bei Hoffmann zu einer Droge; die ===> Romantik ist ja beeinflusst von den rationalen Deutungen der Aufklärung.
Kein Mensch außer natürlich Antonius vermag diesem Elixier zu widerstehen; es kommt, wie es kommen muss. In glühenden Farben flüstert der Gottseibeiuns dem Medardus den Wunsch ein, aus dem Kloster zu fliehen.
Dabei soll ein Mönch ja gehorsam und demütig sein und auch nicht darin wetteifern so wie Medardus, die anderen Brüder im glauben zu übertreffen.
Von einem Dorfschultheiß wird Medardus aufgegriffen; Flucht aus dem Kloster gilt als Verbrechen:
" Ein Mann, der nicht reiten kann, ist entweder dem Zuchthaus oder dem Irrenhaus entsprungen. Sagt mir sofort Euren Namen - nach allen Qualitäten. Wes Standes seid ihr? Nach allen Qualitäten. Was ist Eure Profession? Nach allen Qualitäten. In welcher Mission seid Ihr unterwegs? Nach allen Qualitäten. "
Dazumal las ich diese Lektüre meiner täntlichen Tante Wilma als Kurzweil vor währendder Arbeit beim Schillermuseum Marbach. Meint sie
" Mein trefflicher nefflicher Neffe; sag an, was du studierst. "
Zwei Herzen, ein Gedanke.
" Nach allen Qualitäten. "
kam es wie aus einem Mund - ich musste so lachen.
Von Shakespeare hat Hoffmann das Erfolgsrezept, in jeden seiner Romane eine Szene mit Dorftrotteln einzubauen. Medardus gelingt es, den Schultheiß zu bestechen - er kommt aus der Haft frei. Ja der Schultheiß erbietet sich gar, ihm ein Pferd für seine Flucht zu stellen. Doch das Pferd scheut.
" Ich bin die dorfhexe. Der Gaul ist verzaubert; gebt mir einen dukaten, und ich löse den Bann.
Auf einem Bein kann man nicht stehen bleiben. "
Zwei dukaten.
" Aller guten dinge sind drei. "
Drei Dukaten.
" Wenn Ihr wollt, dass ich das für Gerade gelten lasse. "
Vier dukaten
" Wie viel Finger hat die Hand? "
Fünf Dukaten.
Der Roman selbst ist ein breit angelegter Gothic. Die Lesung im SWR Hörfunk leuchtete gar alle Irrungen und Wirrungen aus.
max Zeichen.
Aber auf Druck des ===> Opus Dei so wie der Anwälte der Familie ===> Borgia war es dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eben untersagt, das alles entscheidende Schlusskapitel zu verlesen - wie geht es denn nun aus?
Als Wanderprediger kommt Medardus nach Rom; fest steht er im Glauben. Zurück ins Kloster will er aber nicht mehr. Da befiehlt ihn der Borgiapapst ===> Alex VI zur Audienz.
Hoffmann legt dem Papst das ===> Mantra des Teufels in den Mund; neues Testament, und Jesus ging 40 Tage in die Wüste, auf dass der Widersacher ihn versuche. Der Papst
" Weißt du nicht, dass mir Macht gegeben ist, dich zu vernichten?
Und weißt du denn nicht, dass mir Macht gegeben ist, dir alle Reichtümer der Welt zu Füßen zu legen? "
Das kannst du nicht einfach weglassen; hier schließt sich der Kreis. Der Teufel, eingangs des Romans nur eine Droge, mutiert gegen Ende zu einer realen Person. Das ist typisch für Hoffmann; das Dämonische bricht immer ein in die spießbürgerliche Alltagswelt.
Medardus ist verworren; irgendwas soll er gestehen. Aber was?
Die Geschichte eines Missverständnisses; Alex versucht, Medardus seinen Standpunkt näher zu bringen.
Hier nun müssen wir eine kleine Zäsur einlegen.
Glaubt der Papst an Gott? Eine unentscheidbare Streitfrage. Mein Daddy meinte gar
" Gott existiert nicht, WEIL der Papst viel zu klug ist, an ihn zu glauben. "
Und Hoffmann entpuppt sich als Genie; Alex legt er folgende Wertung in den Mund:
" Diese Geschichten von Abraham, Moses und Jesus sind alle der Art dumm, dass von Anbeginn der Menschheit bis auf den heutigen Tag auch nicht einer an diesen Mumpitz geglaubt hat. Denn dafür ist die Menschheit zu schlau. "
Und ein zweiter Kreis schließt sich hier; erinnert ihr euch? Eingangs sagte ich euch, ich kann nicht nachvollziehen, wie ein gläubiger Mensch an der Notwendigkeit von Polizei und Gefängnissen fest halten kann.
Jetzt begehrt Medardus natürlich zu wissen, Ew. Heiligkeit, wieso seid Ihr eigentlich Geistlicher geworden?
" Ich will es mal mit einem gleichnis versuchen; du liebst doch Gleichnisse.
Das Gleichnis der Sparkasse.
Warum wird jemand Sparkassenangestellter? Doch wohl, weil er Millionär werden will oder wenigstens Bankdirektor. Es gibt aber nur einen Direktor - das liegt so in der Natur der Sache. Also enden alle anderen Angestellten als Nieten, als Kassierer in einer kleinen Dorffiliale.
Mit dem geistlichen Stande verhält es sich ganz entsprechend. Jemand wird Priester, weil er Papst werden will oder wenigstens Kardinal. Nicht etwa, weil er an Jesus glaubt.
Nun gibt es aber nur einen Papst; und die Nieten sind hier die Dorfpfarrer. "
Alex hat sogar ein ganz spezielles Problem. Er war mit seiner Schwester verheiratet; und nun findet er die aus dieser Ehe hervor gegangene Tochter viel attraktiver. Er lässt sich scheiden und nimmt die Tochter zur Frau.
Alex ist aber kein Kostverächter; Eifersuchtsszenen will er tunlichst vermeiden. Schließlich sei der Lateran groß genug; die Schwester ist herzlich eingeladen, mitsamt Bett und ihrem Boudoir weiterhin das eheliche Schlafgemach zu beziehen.
Worauf will Alex hinaus? Da er in Sünde lebt, benötigt er einen Prediger, der das charisma von Medardus hat, um das alles dem Volke schmackhaft zu machen. Und für diese propagandatätigkeit wird er ihm alle Schätze der Welt zu Füßen legen.
Ja, Angst, mehr nicht, wie alle drakonischen strafen, damals durfte mit faulen eiern usw. geworfen werfen, der " täter " war mehr der öffentlichkeit ausgesetzt, man kam auch an den pranger für eher lächerliche angelegenheiten, anders als heute.
hält es jemanden ab zu morden nur weil er selber getötet werden kann, durch die todesstrafe? oder anders, sagt ein dieb ich gehe in das gefängsnis wenn ich stehle?
Voraussetzung für die abschreckende Wirkung einer Strafe ist eine hohe Erfolgsquote bei der Verbrechensaufklärung. Und damit dürfte es in jener Zeit ziemlich schlecht bestellt gewesen sein. Solange sich der Täter der Erwartung hingeben kann, dass er mit guter Wahrscheinlichkeit ohnehin nicht erwischt wird, sind die Art der Bestrafung und das Strafmaß von eher untergeordneter Bedeutung.
Nun ja. Gewisse klein-Kriminelle haben sich womöglich abschrecken lassen. Genau wie die heutigen Gefängnisstrafen aber nur in geringem Masse. Oft waren Kriminelle sogar dazu gezwungen, weil es ihnen einfach an den finanziellen Mitteln fehlte, sich selbst zu ernähren, also haben sie geklaut.
Für etwas sind Pranger aber wesentlich besser als Gefängnisse: Um die Gemüter des Volkes zu beruhigen. Wenn das Volk aktiv an der Bestrafung eines Deliquenten mitwirken kann, gegen des sie persönliche Abneigung haben, fühlen sie sich nachher womöglich wirklich besser, als wenn man ihn irgendwo in eine Zelle wegsperrt.
Vielfach waren aber auch Gefängnisse überfüllt und der Pranger war eine Möglichkeit, Kriminelle zeit- und platzeffizient zu bestrafen.
Es gibt heute in den USA sogar noch Richter, die die Angeklagten an eine Art Pranger stellen:
Am Pranger: US-Justiz setzt vermehrt auf "kreative Urteile" - Welt - Tagesspiegel
Keineswegs, wie auch heute Gefängnisstrafen kaum soziale Verträglichkeit fördert.
Er war der Volksbelustigung sehr dienlich. Die Bürger durften die Delinquenten mit fauligem Obst bewerfen.
es gab jemanden , an dem sie ihre Wut oder ihren Frust auslassen konnten
die Herrschenden hatten Ruhe vor dem Mob und gaben ihm etwas zum Spielen
natürlich sollte das andere Missetäter auch abschrecken
Nein; ===> panem et circenses entsprach nicht mittelalterlichem Denken.
als " Gemeiner " warst du Recht los und verachtet. Schau mal hier
Bäuerliches Leben im Mittelalter: Schriftquellen und Bildzeugnisse - Siegfried Epperlein - Google Books
Da gibt es also ziemlich viel; in einem bestimmten Roman aus der Stauferzeit, an den ich mich leider nicht erinnere, wird gar ein Bauer gehängt, der ins turnier zieht.