Welchen aspekt ziel haben lessings dramen
Mein Deutschlehrer habe gemeint, dass in seiner Dramentheorie nicht der didaktische Aspekt, der maßgebend war für das Theater nach Gottsched und seinen klassisch-französischen Vorgängern, im Vordergrund steht, sondern, dass das Theater vielmehr als Vermittlung der Menschlichkeit an den Menschen sein sollte. Doch ist es für mich fraglich, ob, besonders bei Emilia Galotti, die Ermordung der Tochter durch ihren eigenen Vater wirklich nun menschlich sein sollte. Oder ist da was anderes gemeint, bestünde etwa gerade darin die Menschlichkeit? Habe ich etwa meinem Lehrer falsch verstanden? Könnte er etwas anderes gemeint haben anstatt Menschlichkeit? Womöglich meinte er "die Vermittlung des Ehrbegriffs", welches am ehesten dem Werke entspricht?
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Welchen Aspekt bzw. Ziel haben Lessings Dramen?
Menschlichkeit bedeutet doch einfach, dass es sich um Charakterzüge der Spezies Mensch handelt und es Dinge sind, die jeden Menschen berühren bzw. er sich damit identifizieren kann. Irren ist bekanntlich auch menschlich. Versteif dich nicht auf Menschlichkeit als etwas Positives.
Ich denke, das eine schließt das andere nicht aus.
Wahrscheinlich dachte er schon in erster Linie an die Vermittlung der Menschlichkeit, doch dass ihm die Freiheit des Theaters und dessen Auftrag am Herzen lag ist auf einer höheren Ebene, als jener von Autor zum Theaterpublikum, da geht es ja an die Regierung.
Ich glaube schon, dass er beides verwirklichen konnte.
Die Tötung Emilias durch den Vater erscheint uns heute unmenschlich und grausam. Das ist verständlich. Sie erfolgt aber in Lessings Schauspiel auf Emilias Bitte hin. Wie ist das möglich? Emilia hängt doch eigentlich am Leben, so jung und lebensfroh wie sie ist.
Es geht Lessing in seiner >Emilia< um die Kritik am unmoralischen Lebensstil des Adels. Das Stück spielt ja in einer Zeit, in der das Mätressenwesen zum gesellschaftlichen Ist-Zustand gehörte. Man hatte als Fürst eben seine Mätresse , selbst wenn man schwul war! Emilia ist wie alle Galottis adlig - anders als die Millers bei Schiller in dessen >Kabalenormaler< Beruf verstanden wird. --- Und deshalb verstehen wir Emilia kaum noch.
Der Vater bringt also lieber seine eigene Tochter um, als dass er ihr die Freiheit lässt, ein Leben zu führen, das seiner eigenen moralischen Lebensweise widersprechen könnte.
Krass gesagt: Odoardo bringt lieber seine Tochter um,als dass er zusieht, wie sie zum adligen „Nuttchen“ gemacht wird. – eine Lösung, über die wir nachdenken müssen, wenn ich Lessing richtig verstehe.
lyk44
Warum ist Emilia Galotti adelig, steht das irgendwo im Buche? Sagt nicht Marinelli, dass Graf Appiani den ersten Kreisen der Gesellschaft Tür und Tor verschließte, wenn er sie heiratete? Ist das nicht ein eindeutiger Hinweis darauf, dass Emilia aus dem Bürgerstand stammt?
Odoardo ist Oberst, also hoher Offizier - das besagt für die dargestellte Zeit eigentlich schon alles.Als Bürgerlicher hatte man da keine soldatischen Karrierechancen. Lyk44
bei Wikipedia wird sehr schön beschrieben, wie Lessings Dramen (nicht zuletzt auch das "bürgerliche Trauerspiel", wie Emilia G eines ist) im Spannungsfeld der Aufklärung und auch der Religionsauffassung anzusiedeln sind.
Gotthold Ephraim Lessing – Wikipedia
Schönen Grüß, morten345