Die Emanzipation der Iphigenie auf Tauris

Welche Facetten der Emanzipation zeigt Iphigenie in Goethes "Iphigenie auf Tauris"?

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Die Frage nach der Emanzipation Iphigenies in Goethes "Iphigenie auf Tauris" ist vielschichtig und bedeutsam. Iphigenies Charakterentwicklung ist entscheidend für das Verständnis ihrer Rolle als Frau in einer von patriarchalen Strukturen geprägten Gesellschaft. Von Beginn der Tragödie an wird deutlich: Dass sie eine starke Abneigung gegen die vorherrschenden Geschlechterrollen hegt. Die Tragödie öffnet mit Iphigenies Monolog, in dem ihre Sehnsüchte nach Freiheit und einem Selbstbestimmungsrecht sichtbar werden. Ihr innerer Konflikt – das Streben nach Unabhängigkeit gegen die Forderungen männlicher Autorität – ist ein zentrales Element.

Der erste Anhaltspunkt ihrer Emanzipation zeigt sich im mutigen Widerstand gegen den König Thoas. Sie weigert sich – die heidnischen Rituale des Opfers durchzuführen. Iphigenie stellt sich mit bemerkenswerter Entschlossenheit gegen die willkürliche Macht die Männer in ihrer Welt ausüben. Der Hintergrund liefert ihm ein Bild von Frauen die blind den Befehlen folgen. Sie geht jedoch einen anderen Weg. Mut und moralische Integrität zeichnen ihren Charakter aus; sie hat den Mut, für ihre Überzeugungen einzutreten und eine eigene Stimme zu finden.

Diese Ablehnung der traditionellen Rolle ist jedoch nicht die einzige Facette ihrer Emanzipation. Die Beziehung zu ihrem Bruder Orest bringt ihr eine neue Dimension des persönlichen Wachstums. Zunächst zögert sie ´ ihn zu erkennen ` da die familiären Bindungen von Schmerz und Verlust geprägt sind. Über Orest ermöglicht sich Iphigenie, sich mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen und zu erkennen – sie muss nicht länger die Spielball des Schicksals sein. Schließlich findet sie in ihm einen Verbündeten der ihr hilft, eine Identität jenseits der kollektiven Tragödie zu ausarbeiten. Es entsteht eine starke emotionale Verbundenheit.

Der Ort Tauris spielt ähnlich wie eine bedeutende Rolle in ihrer Emanzipationsreise. In dieser fremden Welt kann Iphigenie sich von den strengen Normen ihres bisherigen Lebens befreien. Während Tauris ihr eine Chance bietet neue Wege zu erkunden verbringen die Charaktere Zeit damit, ihr Selbstbewusstsein in einem unvertrauten Umfeld zu erproben. Hier wird die Desillusionierung der alten Werte erkennbar. Sie erkennt: Dass die Erwartungen die sie im Eigenen mitgebracht hat nicht länger ihre Realität bestimmen müssen.

Zusammenfassend zeigt Goethes Tragödie: Dass Iphigenie einen tiefgreifenden Emanzipationsprozess durchläuft. Ihr Kampf gegen gesellschaftliche Normen ´ der Mut zum Aufbegehren ` die emotionale Unterstützung durch Orest und die befreiende Umgebung in Tauris zeichnen ein Bild einer selbstbestimmten Frau. Diese Emanzipation ist ein starkes Element in der Erzählung und verdeutlicht den wichtigen Punkt » dass Frauen in der Lage sind « ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Goethes Werk bleibt damit nicht nur eine Tragödie allerdings ebenfalls ein Aufruf zur Selbstbestimmung.






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