Wie stimmung deutschland ersten weltkrieg

Die Menschen schätzen den Krieg: Da weiss man, was man hat, und muss sich nicht davor fürchten, was der Frieden bringt.

2 Antworten zur Frage

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Wie war die stimmung in deutschland vor dem ersten weltkrieg und danach?

Alle Welt dachte: Der Krieg muß kommen.
Danach: In Deutschland: Wie ungerecht ist er ausgegangen. "Im Felde unbesiegt". In England: "Hang the Kaiser". In Frankreich: Die sollen blechen bis sie schwarz sind. In Italien: "Hat uns doch einiges gebracht". "Alto Adige ist unser."
Für eine seriöse ASntwort braucht es Zeit.
Traditionell wird immer gesagt, daß der Krieg in allen beteiligten Staaten begrüßt und sogar mit Freude aufgenommen wurde. Das stimmt aber nur bedingt. Unbestritten ist, daß der Ausbruch oft mit großer öffentlicher Begeisterung aufgenommen wurde. Allerdings muß man hier fragen, inwieweit die da gejubelt haben repräsentativ für die gesamte Bevölkerung sind. Die neuere Forschung stellt das immer mehr in Frage. Gerade in Deutschland stammen die Aussagen zur allgemeinen Begeisterung im Großteil von SPD Politikern, die nach dem Krieg unter Rechtfertigungsdruck in der Frage standen, warum sie den Kriegskrediten zugestimmt hatten. In Frankreich war man zwar nach der Kriegserklärung durch Deutschland im allgemeinen zur Verteidigung des Landes bereit, von Begeisterung kann aber keine Rede sein. In England und später in den USA muß man beachten, dass kritische Aussagen zum Krieg, zur Straftat erklärt wurden, für die man ins Gefängnis ging.
Demonstrationen gegen Krieg gab es jedenfalls in unterschiedlichen Ausmaß allerorten, genauso wie es Aufmärsche von jubelnden Massen gab.
Mit anderen Worten: Wenn du die Antwort auf die Frage für die Schule brauchst, kann man mit relativer Sicherheit sagen, daß es dein Lehrer akzeptieren wird, wenn du von allgemeiner Kriegsbegeisterung sprichst. Behalte aber im Hinterkopf, daß das nicht unbedingt stimmt.
Zur Frage was man danach dachte: In erster Linie das gleiche wie nach jedem Krieg. Man war zunächst froh, daß es vorbei war, zumal der Großteil der Bevölkerung viel drückendere Probleme hatte (alá "Wo bekomme ich morgen etwas Essbares her?").
Die Dolchstoßlegende faßte erst ungefähr zwei Jahre nach dem Krieg Fuß, nämlich nach Abschluß des Versailler Vertrags, der den Deutschen die alleinige Kriegsschuld zusprach und zusammen mit den Reparationslieferungen deshalb auf extremen Missmut stieß. Auftrieb erhielt sie außerdem nachdem die Gestalten der ehemaligen OHL, die sich vorher geschickt aus der Affäre gezogen und den Kübel über den zivilen Politikern ausgegossen hatten, langsam wieder auf der Bühne auftraten.
Politisch war sie im Sinne der Initiatoren ein Geniestreich, weil sie die eigene Schuld an der Misere sehr effektiv anderen zuschob, inhaltlich absoluter Blödsinn. Das deutsche Heer wurde im Feld besiegt und zwar aller spätestens beim Durchbruch der Alliierten bei Amiens am 8. August. Alles was danach noch kam war nur noch ein Herauszögern des Unvermeidlichen.
…zum Himmel hoch jauchzend, dann zu Tode betrübt…