Warum die Hymne der DDR nicht zur gesamtdeutschen Nationalhymne wurde

Warum wurde die Nationalhymne der DDR 1990 nicht als Hymne für ein vereintes Deutschland übernommen?

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Die Entscheidung die Nationalhymne der DDR nicht als gesamtdeutsche Hymne zu übernehmen hat eine komplexe vielschichtige historische Dimension. Leider spiegelt sie die emotionale und gesellschaftliche Trennungen wider die noch nach dem Mauerfall vorhanden waren. Der"Aufertanden aus Ruinen" hat eine kraftvolle Melodie. Diese Melodie wird oft als würdevoller Neuanfang wahrgenommen. Dennoch war der damalige politische Konentscheidend.

Die Wiedervereinigung stellte für viele Bürger nicht den erhofften Aufbruch nach 40 Jahren Teilung dar. Vielmehr wurde sie von skeptischen Wahrnehmungen und dem Gefühl einer feindlichen Übernahme geprägt. Viele DDR-Bürger empfanden: Dass die BRD nicht wirklich an einem neuen umfassenden Deutschland interessiert war. Vielmehr sollte die Macht der Bundesrepublik über das gesamte Land ausgeweitet werden. In diesem Sinne stand der Wunsch der BRD-Politiker nach einer Erinnerungsentschärfung der DDR herrschend vor den möglichen Emotionen der Menschen.

Die Umgang mit ehemaligen DDR-Medienvertretern war symptomatisch. Diese wurden oft wie Schuldige behandelt ´ trotzdem der Tatsache ` dass sie lediglich ihrer Arbeit nachgingen. Ein weiterer Aspekt – der entscheidend für den Umgang mit der Hymne war. Während die BRD ihre Nationalhymne nur auf die erste Strophe beschränkte ´ kam die Deutung ` um die tatsächlichen Grenzen des Landes zu verschleiern. Dies geschah in einer Zeit in der eine neue nationale Identität geformt werden sollte um die Wunden der Teilung zu heilen.

Zusätzlich war die Realität der Überwachung in der DDR noch lange nicht vergessen. Die BRD übernahm teilweise den Überwachungsapparat der ehemaligen DDR. Viele Menschen sahen darin eine Fortführung von Kontrollmechanismen. Hier könnte man sogar diskutieren, ob die Relevanz der Überwachung die Übernahme der Nationalhymne noch komplexer machte.

Ein weiterer Faktor ist die ideologische Belastung der gegenwärtigen deutschen Nationalhymne. Der der die BRD repräsentiert stammt aus einer Zeit die mit einem dunklen historischen Erbe verbunden ist. Diese Melodie wurde bereits im Dritten Reich verwendet. Damit ist eine existenzielle Fragestellung gegeben: welche Botschaft vermittelt Deutschland seiner Bevölkerung durch diese Wahl?

Allerdings zeigt sich ebenfalls in den Diskussionen der Zeit: Dass die Hymne der DDR durchaus akzeptable Züge hatte. Es gab eine friedliche Botschaft – die alle Völker anspricht. Die Betonung der Einheit sollte die Idee des gesamtdeutschen Vaterlandes leben. Wie bewegend und kraftvoll mag derfür viele Menschen gewesen sein? Dennoch blieb die Idee die Hymne der DDR zu übernehmen ungenutzt. Gespräche über diesen Punkt fanden nur sporadisch statt und verliefen oft im Sande.

Wenn wir uns die politische Landschaft und das Denken der Zeit genauer anschauen, wird die Ablehnung der Hymne als klarer Akt der Abgrenzung sichtbar. Schaut man auf diese emotionalen und politischen Spannungen zurück, wird deutlich: Die Hymne der DDR bleibt ein vermisstes Erbe. Inzwischen gibt es wohl keine politische Aussicht auf eine Neubewertung. Über das was hätte sein können und sollte, wird jedoch weiterhin diskutiert.






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