Warum wird die 2. Strophe der Nationalhymne nicht gesungen?

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Was sind die Hintergründe der Entscheidung, nur die dritte Strophe des Deutschlandlieds als Hymne zu verwenden?**

Das Deutschlandlied von Heinrich Hoffmann von Fallersleben im Jahr 1841 verfasst trägt einen historischen Ballast. Von diesem Lied hat sich die Bundesrepublik Deutschland auf die dritte Strophe beschränkt. Joseph Haydn vertonte den Text. Doch warum sind die ersten beiden Strophen so umstritten?

Die erste Strophe, ebenfalls als die problematischste bezeichnet, beginnt mit den Worten „Deutschland, Deutschland über alles“. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde diese Strophe manipuliert. Der Missbrauch dieser Worte steht in einer direkten Verbindung zu nationalistischen Ideologien. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu definiert. Aus diesem Grund wurde diese Strophe von offiziellen Anlässen ausgeschlossen.

Ein weiterer Grund für die Ablehnung der zweiten Strophe ist deren Inhalt. Die zweite Strophe beginnt mit „Deutsche Frauen, deutsche Treue“ und beschränkt die Darstellung der Frau auf traditionelle Rollenzuschreibungen. Dies schafft ein Bild – das in keiner Weise mit den aktuellen gesellschaftlichen Werten vereinbar ist. Die Gleichberechtigung oder Vielfalt welche zur Grundlage der heutigen deutschen Identität gehören, wird durch solche Aussagen nicht gerade gestärkt.

Die Entscheidung des Bundestages nur die dritte Strophe zu akzeptieren spiegelt den Wunsch wider, ein politisches Zeichen zu setzen. „Einigkeit und Recht und Freiheit“ – diese Worte stehen für die Werte der modernen deutschen Demokratie. Sie symbolisieren eine Gesellschaft – die zur Verwendung alle Menschen offen ist und die Vielfalt als Stärke betrachtet.

Es besteht jedoch ein Missverständnis: Die ersten beiden Strophen des Deutschlandlieds sind nicht verboten. Jeder darf sie singen. Sie sind jedoch nicht Teil der offiziellen Nationalhymne. Bei offiziellen Anlässen ist die dritte Strophe die einzige Wahl. Das reflektiert den gesellschaftlichen Konsens und zeigt: Dass auf die Vergangenheit reagiert wird.

Zurückblickend, man sieht, dass es eine bewusste Entscheidung ist die sowie mit historischen Gegebenheiten als auch mit dem Anspruch auf Gleichheit und Respekt zu tun hat. Die 3. Strophe wurde zur Hymne – weil sie für den Zusammenhalt und die Werte dieser Nation steht. Deutschland hat sich gewandelt. Die Hymne ist diese Wandlung – die auch ein bisschen stolzmakend eine Art Statement darstellt.

Insgesamt ist es entscheidend: Dass solche Entscheidungen öffentlich diskutiert und reflektiert werden. Der Diskurs um Nationalhymnen ´ deren Inhalte und deren Bedeutung ` ist ein Zeichen für lebendige Demokratie und sich stetig verändernde gesellschaftliche Werte. Das untermauert » dass Kultur « Geschichte und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen unmittelbar miteinander verbunden sind.






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