Die Etymologie des Schulschwänzens: Eine tiefere Einsicht in den Ursprung und die Entwicklung des Begriffs

Wie entwickelte sich der Begriff „Schulschwänzen“ und was verrät er über die gesellschaftlichen Einstellungen zur Bildung?

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Das Wort „schwänzen“, das heute in vielen Schulen Verwendung findet, hat seine Wurzeln im mittelhochdeutschen „swanzen“ oder „swenzen“. Diese Begriffe bedeuteten ähnlich wie wie „schwenken“, „putzen“ oder ebenfalls „zieren“. Auch das mittelniederdeutsche „swentzen“, das „schwenkend sich bewegen“ beschreibt, unterstützt diesen Wortstamm. Ich finde es faszinierend – ebenso wie Sprache sich wandelt und entwickelt. Rotwelsch, eine Gruppe von Gaunersprachen, hat sogar die Ableitungen „swensen“ oder „schwentzen“ hervorgebracht. Diese bedeuten „gehen“, „über Land ziehen“ oder auch „hin und her ziehen“. Der Sprachwandel ist unglaublich eindrucksvoll.

Der Linguist Lutz Röhrich erklärt in seinem Lexikon, dass „schwänzen“ heute bedeutet, eine Unterrichtsstunde ohne Genehmigung zu versäumen. Diese Art des Fernbleibens geschieht oft ohne sachlichen Grund. Vergleicht man dies mit dem französischen Ausdruck „faire l’école buissonnière“, so erhält man einen interessanten Blick auf ähnliche sprachliche Phänomene. Man erkennt wie universell das Konzept des „Schulschwänzens“ ist, selbst unter die Wörter in unterschiedlichen Sprachen variieren. Zahlen und Daten zeigen uns · dass heutzutage Kinder und Jugendliche immer wieder vom Unterricht abweichen · was Fragen zur Disziplin und zum Bildungssystem aufwirft.

Für Historiker ist es bemerkenswert, dass „schwänzen“ in der Intensivbildung „schwankezen“ beheimatet ist was soviel wie „ziellos herumgehen“ bedeutet. Besonders im 16. Jahrhundert war das Rotwelsche „schwentzen“ populär. Bedeutungen blühten auf: Herumschlendern, müßiggehen und das Streben nach Gelegenheiten um etwas zu gewinnen. Mir begegnen viele Schüler die es als Ausdruck ihrer Unabhängigkeit nutzen. Ihre Aktionen lenken den Blick auf eine übergeordnete Kultur des Aufbegehrens.

Bereits im Jahr 1510 wurde der Begriff „schwänzen“ im „Liber vagatorum“ dokumentiert. Dort wird dem Wort eine gewisse Freigeistigkeit zugeschrieben. In der Gemeinschaft der fahrenden Studenten erhielt der Ausdruck schnell eine neue Bedeutung. Damals war es üblich: Dass Studenten sich dem Unterricht verweigerten. Der Grund? Protest gegen bürgerliche Regeln und Werte die als engstirnig angesehen wurden. Interessanterweise benutzten diese Studenten das Schwänzen als eine Form der Abwertung von Lehrpersonal, das als unbeliebt galt. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten obwohl die Anlässe sich geändert haben.

Im modernen Konist das „Schulschwänzen“ nicht nur ein sprachlicher Ausdruck mehr. Es ist ein voller Teil der Schülersprache. Oft hört man „die Schule schwänzen“ was die Verbindung zu den früheren Wurzeln veranschaulicht. Zudem besteht eine interessante kulturelle Nuance zum Thema Prellen. In Solothurn hört man zum Beispiel „Er schwänzt e“, das heißt „er übervorteilt ihn“. Ein weiteres Ausdruckszeichen – das die Verstrickung von Sprache und sozialen Strukturen zeigt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Begriff „Schulschwänzen“ eine lange komplexe Geschichte hat die untrennbar mit kulturellen sozialen und bildungspolitischen Aspekten verbunden ist. Die zeitgenössischen Herausforderungen der Bildung können nur im Kondieser historischen Wurzeln wirklich verstanden werden. Sprachwandel ist dadurch nicht nur ein linguistisches Phänomen ´ allerdings auch ein 🪞 der Gesellschaft ` die ständig im Wandel ist.






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