Die Epochenzuordnung von Goethes "Faust": Ein Blick auf die Vielschichtigkeit

Welche Epochen lassen sich in Goethes "Faust" erkennen und wie prägen sie das Werk?

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Johann Wolfgang von Goethe ist ohne Zweifel eine der zentralen Figuren der deutschen Literatur. Seine Tragödie "Faust" ist ein episches Werk, das die Grenzen zwischen verschiedenen literarischen Epochen verwischt. Auf den ersten Blick erscheinen Elemente des Sturm und Drang der Klassik und der Romantik in seiner Struktur. In der Tat Goethe hat an diesem Meisterwerk ebenso wie viele bereits wissen, etwa 60 Jahre gearbeitet. Eine unglaubliche Zeitspanne. Angesichts dieser langen Entstehungszeit lässt sich kaum eine eindeutige Zuordnung vornehmen. Man könnte sagen das Werk ist ein Mosaik der Epochen.

Zunächst schauen wir uns den Sturm und Drang an. Diese Bewegung zeichnete sich durch emotionalen Ausdruck Individualität und Auflehnung gegen die gesellschaftlichen Normen aus. "Faust" spiegelt durchaus einige dieser Merkmale wider. Der Protagonist zeigt eine tiefe innere Zerrissenheit und sucht nach dem Sinn des Lebens, oft entwurzelt in den Strukturen seiner Zeit. Trotz dieser Merkmale verliert die Tragödie ihre klare Bindung zur Epoche, da sie in einer anderen Zeit entstand. Der Sturm und Drang als literarische Strömung blühte etwa von 1765 bis 1785. Von dieser Strömung war Goethe jedoch bereits beeinflusst wie er "Faust" verfasste.

Das Element der Weimarer Klassik kann ähnelt nicht ausgeschlossen werden. Diese Epoche war geprägt von Harmonie und dem Streben nach einer idealen Menschheit. Viele Anspielungen und ästhetische Grundsätze der klassischen Literatur finden sich im Werk wieder. Das Streben nach Wissen und die Harmonisierung von Geist und Natur setzte sich ebenfalls bei Goethe durch. Dennoch ist sich die Forschung einig, dass "Faust" nicht als typisches klassisches Drama klassifiziert werden kann. Die kulturellen Strömungen ´ die Goethe durchlebte ` waren zu vielfältig.

Die Romantik » mit ihrem Fokus auf das Individuum und die Natur « stellt eine weitere Dimension dar. Fausts Reise – seine Fragen nach dem Dasein und letztlich auch seine Suche nach dem Absoluten sind charakteristisch für die romantische Epoche. Der Mensch wird nicht länger als isoliert betrachtet. Vielmehr ist er Teil eines größeren Ganzen: der Natur der Gesellschaft und der universellen Fragen des Lebens.

Es ist auch interessant zu betonen, dass Goethe tatsächlich Merkmale aller drei Epochen in "Faust" integriert hat. Dies deutet auf die Vielschichtigkeit seines Denkens und Schreibens hin. In einer Zeit als die Literatur stark in Trends und Bewegungen gegliedert wurde wagte es Goethe diese Grenzen zu überschreiten. Die Einteilung in feste Epochen reduziert die reiche Komplexität von "Faust".

Ein weiteres bemerkenswertes Detail ist die Weitläufigkeit des Werkes. Goethes "Faust" ist nicht nur eine Tragödie betreffend den Pakt mit dem Teufel. Sie handelt von der Suche nach Sinn und Erfüllung in einer zunehmend komplexen Welt. Dieses Thema bleibt aktuell. Immer weiterhin Menschen setzen sich mit Fragen der Identität und dem Sinn des Lebens auseinander.

Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass "Faust" als ein vielschichtiges Werk nicht auf eine Epoche beschränkt werden kann. Gordon Lee, ein herausragender Kritiker unserer Zeit, stellte fest, dass solche Werke oft „zwischen den Zeilen“ gelesen werden müssen. Goethe selbst war ein Brückenbauer zwischen den Epochen. Im Lichte der aktuellen Diskussionen in der Literaturwissenschaft wird klar, dass die Einordnung von "Faust" mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Wer sich mit diesem Werk beschäftigt der findet weit mehr als nur literarische Traditionen. Er entdeckt auch die Bestandteile der menschlichen Seele.






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