Wie heisst 20 szene faust i
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Wie heisst die 20 Szene in Faust I?
Wenn man die ersten zwei weglässt, was bei manchen Ausgaben der Fall ist:
21. Nacht. Straße vor Gretchens Türe
22. Dom
Sei vielfach bedankt für deine lieben Punkte. Ich weiß nicht, ob du das jetzt mit gekriegt hast. Ich habe hier zum Faust schon öfters Stellung genommen. Mein Ansatz: Man kann Goethes Tragödie man kann Goethe unmöglich begreifen ohne das Marionettenspiel von Fausts Verdammnis und Höllenfahrt.
Goethe hat einen Prolog
"Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten."
Das Puppenspiel auch. Eine DVD lässt sich wohl unschwer besorgen; selbst die Augsburger Puppenkiste hat es ein gespielt.
Ein anonymer Zauberer betritt eine Höhle; Geisterbeschwörung mit Dreifuß, viel Rauch und Brimborium. Es erscheint die neunköpfige lernäische Hydra mit furchtbarem elektronischem Echo in der Stimme; die Szene gemahnt an die Unterweltfahrt des Odysseus. Hier haben wir die antiken Wurzeln des Fauststoffes.
„Ich habe einen Vorschlag, wie das plutonische Reich noch mehr Menschen ins Verderben stürzen kann.“ „Und welchen?“
„Schickt alle irgend verfügbaren Teufel aus, die grad Dienst frei haben. Sie mögen die Menschen lehren, Böses zu tun, zu sündigen und einen Pakt zu schließen.“
„Priiimaaa Iiideee; aa – haaaa – haaa – haaaaaa!“
Man muss auch die Zeit bedenken, zu der diese Sage entsteht. Es handelt sich eindeutig um Kritik am frühkapitalistischen System; die Hölle ist ein KAPITALISTISCHER PRODUKTIONSBETRIEB, der im Akkord VERDAMMTE SEELEN produziert.
„St.Peter don ‚ t you call me
Cause I can ‘ t go
I owe my soul
To the company store”
Gerade jetzt nach der Bankenkrise und dem Lehmann Crash wirkt jener Dialog ganz besonders beklemmend, der nun wirklich in keinem Faustspiel fehlt. Faust zu Mefisto
„Hast du Geld?“ „NEIN; ABER ICH KANN DIR WELCHES GEBEN.“
Es war die Zeit erster tiefer Glaubenszweifel; die Frömmelei spricht, all die modernen Erkenntnisse müssten vom Gottseibeiuns höchst selbst sein.
1 Warum ließ er die große Pest zu?
3) Wenn doch die Bibel Gottes Wort ist; warum denn weiß sie nichts von der neuen Welt und all den neu entdeckten Ländern?
Die Frage aller Fragen; auch der Spiegel Geschichte stellt sie erneut. Wer war Faust? Auch Goethe kann man den Vorwurf nicht ersparen, den Zuschauer über diesen entscheidenden Punkt im Unklaren zu lassen. Im Gegensatz hierzu ist das Marionettenspiel von einer bestechenden Logik. Der Prolog ist hier ein echter Prolog von theologischer Tiefe. Faust dürfen wir uns gar nicht als Invidibum im modernen Sinne ausmalen. Er ist ein Otto Normalverbraucher, ein Archetyp, ein ‚Sohn der Eva, mit der Erbsünde belastet‘ Und er ist eben nur ein willkürliches Opfer jener satanischen Werbekampagne, von der ja eingangs die Rede war.
Alle Märchen gehen gut aus; Rumpel von der Sesamstraße ist eine gelungene Nachdichtung des originalen Oskar, die allerdings das Vorbild um Größenordnungen überragt.
„Einst hatte ein Drache eine Prinzessin entführt. Er war allerdings mit seinen Herausforderern überein gekommen, wenn ihn ein Prinz im Zweikampf überwinde, so dürfe er die Gefangene heim führen. Im umgekehrten Fall habe er, der Drache, jedoch das Recht, den Prinzen zu fressen. Schon 99 Prinzen hatte der Drache besiegt Doch da sich Frauen nun mal in Sieger verlieben und nicht in Verlierer, war die Prinzessin im Lauf der Zeit seine Geliebte geworden und wollte gar nicht mehr heim. Es kommt zum Zweikampf; wiederum bleibt der Drache Sieger. Darauf die Prinzessin:
‚Du weißt doch, dass sich das nicht gehört. Prinzen fressen. Andererseits weiß ich ja, wie gut dir Prinzen schmecken. Und wenn man jemanden wirklich liebt, dann muss man Mitgefühl mit ihm haben. Lass ihn dir schmecken. ‘ “
Vorwürfe kontert Rumpel mit dem Hinweis, aber sicher gehe diese Geschichte gut aus – zu Mindest für den Drachen …
Pädagogisch gekonnt wird hier den Kindern die Relativität bzw. letztliche Fragwürdigkeit der Begriffe Gut und Böse vermittelt.
Sagt dir Hilde Nocker noch was? Deutschlands größte Fernsehansagerin; ihresgleichen wird es nicht mehr geben. Sie hatte auch das Faustspiel mit der Augburger Puppenkiste anzusagen. Liebe Eltern; beachten Sie bitte, dass dieses Spiel für Kinder < 7 nicht geeignet ist. Es wirkt psychisch destabilisierend und kann bis zum Schock führen. Meine Eltern waren wieder mal ' am sich Streiten dran ' - sie bekamen die Warnung nicht mit. Ich war erst Sechs; ich durfte bleiben - und prompt bekam ich den angekündigten Schock.
"Von alledem ist mir so dumm
Als ging mir ein Mühlrad
Im Kopfe herum"
Ich hatte den christlichen Wertekanon immerhin so weit mit gekriegt, dass diese Religion auf ihrem Jahrmarkt Erlösung für alles und jeden anbot. Was war da mit diesem Faust schief gelaufen, was hatte er verbrochen, dass er auf Erlösung keinen Anspruch hatte? Von eigentlichen Verbrechen ist ja nirgends die Rede; das Spiel bewegt sich auf einer rein intellektuellen Ebene. Heinrich Heine tut es schlicht ab als ‚gräulichen Aberglauben‘ – gerade bei seiner hohen Begabung, die ihn ja weiter blicken ließ als so manchen anderen Zeitgenossen, ein unverzeihlicher Fehler.
Martin Heidegger spricht bekanntlich von Seinsvergessenheit; sein Schüler Hans-Georg Gadamer nennt es Hermeneutik. Dass niemand richtig zuzuhören versteht; haben uns das nicht schon die Lehrer in der Schule gesagt?
Der mit Blut besiegelte Pakt steht wohl im Zentrum dieses Dramas. Mefisto verspricht Faust ihm beim Sündigen behilflich zu sein. Eines Morgens wundert sich Faust, dass seine Mutter tot ist. Mefisto erklärt es ihm:
„Erinnere dich; ich sollte dir beim Sündigen zur Hand gehen. Deine Mutter erbat sich eben beim Frühstück ein Stück Zucker in den Kaffee. Du riefst mich, Mefisto, gib ihr ein Stück Zucker. Ich habe ihr ein Stück Arsenik hinein getan.“
MEFISTO IST DER PERSONIFIZIERTE MUTTERMORD. Georg-Wilhelm hätte wohl gehegelt, in der Gestalt des Mefisto sei der Weltgeist noch nicht zum vollen Bewusstsein seiner selbst erwacht.
Auch über Fausts Mordmotiv werden wir keinen Augenblick im Unklaren gelassen. Mit dem von der Mutter geraubten bzw. geerbten Vermögen tritt er eine Italienreise an den Hof von Parma an. Vergebens versucht er dort, sich als Astrologe beim Herzog einzuschmeicheln, indem er diesem weissagt, er werde die Nachfolge Karls des Großen antreten Als dann alles durch geprasst ist, fährt Faust buchstäblich zur Hölle – eine in sich voll stimmige Handlung.
Hanna Arendt hat ja den Begriff von der ‚Banalität des Bösen‘ geprägt. In B Alfa hat sie das in ihrer Biografie ‚Das Mädchen aus der Fremde‘ näher erläutert. Das Böse, die Lüge bewege sich immer an der Oberfläche, entbehre jeglicher Tiefe. Ein origineller Vorschlag; Kompliment. Nur eben – er stimmt nicht. Sonst hätten ja die Krimis nicht ihr Publikum. Und mit einem Mal entpuppt sich dieser Faust als Meisterwerk im Tricksen und Täuschen im Zusammenhang mit einem Kapitalverbrechen.
Und Goethe? Sein Seismometer reagiert empfindlich auf diesen Muttermord; seine Tragödie hält ja ausdrücklich daran fest. Ich will es mal so sagen. Ein Genie, das Freud ja zweifellos war, sollte in seinen wissenschaftlichen Abhandlungen erst mal alle Fußnoten zitieren, die er ausgewertet hat. Normaler Weise nehmen die Zitate einen breiteren Raum ein als die eigentliche Schrift.
Versuchen wir das mal beim Faust. Jetzt nicht lügen; Goethe hat mitnichten Freud vorweg genommen; umgekehrt wird ein Schuh draus. Freud ist von Goethe beeinflusst.
Goethe will den analsadistischen Teufelsspuk auf die genitale Ebene transponieren; irgendwie bleibt Gretchen aber der obigen Handlung völlig äußerlich. EIN MÄDCHEN VERGIFTET IHRE MUTTER, UM IN DEN GENUSS VON SEX ZU KOMMEN.