Toleranz oder Intoleranz? Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Aristoteles-Zitat

War Aristoteles' Verständnis von Toleranz tatsächlich so negativ konnotiert und wie beeinflusst diese Sichtweise unsere heutige Gesellschaft?

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Toleranz - was für ein spannendes Wort! Aristoteles nannte es die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft. Doch stimmt das wirklich? Ist zu viel Toleranz wirklich problematisch? Im Internet kursieren viele Zitate. Wer sagt, dass sie authentisch sind? Wie Leonardo da Vinci einmal humorvoll bemerkte, wer kann das schon wissen? Doch schauen wir uns die Sache genauer an.

Toleranz » oft als friedliche Duldung dargestellt « könnte trügerisch sein. Im heutigen Diskurs wird sie manchmal als Kampfbegriff missbraucht. Menschen fordern Toleranz – handeln jedoch oft intolerant. Das geschieht nicht nur verbal. Wir beobachten Ausgrenzung – Gewalt und sogar Morddrohungen. Geschichte erzählt uns viel über gesellschaftliches Verhalten. Aristoteles wirft seinen Schatten hierbei gewiss.

Eine klare Meinung zu haben, bedeutet nicht immer die Wurzel des Übels zu erkennen.

Wenn wir annehmen, dass „Toleranz“ oft als Gleichgültigkeit missverstanden wird, könnte Aristoteles doch recht gehabt haben. Ist das nicht ein bedenklicher Gedanke? Die Gesellschaft muss sich ausarbeiten – das ist die essenzielle Bedingung für eine positive Zukunft. Wer sich mit seinen Fehlern nicht auseinandersetzt der bleibt stehen. Der Weg des geringsten Widerstandes führt oft in die Irre.

Aristoteles lebte in einer Zeit in der die Vorstellung von Gemeinschaft anders war. Athen, mit seinen 40․000 Einwohnern repräsentierte eine kleine elitäre Gesellschaft. Viele Menschen waren nicht einmal in der Lage mitzureden. Ein Diskurs über Toleranz im modernen Sinne hätte vermutlich kein Gehör gefunden. Man könnte meinen, dass seine Philosophie eher für die „freien Athener“ galt, während die Diener und Sklaven ausgeschlossen waren. Wo war der Platz für Toleranz, wenn das eigene Wohl über das Gemeinwohl gestellt wurde?

Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche könnte uns ebenfalls ein paar interessante 💭 zu diesem Thema schenken. Er kritisierte das „Gutmenschentum“ und warf den Menschen eine realitätsferne Träumerei vor. Ist das auch der Fall, wenn wir uns in einer Gesellschaft voller Konsum und oberflächlicher Werte wiederfinden?

Die Herausforderungen der heutigen Zeit können nicht ignoriert werden. Wenn wir an die wirtschaftlichen Krisen denken – wie etwa die Probleme die Griechenland in den letzten Jahren plagten – wird schnell klar, dass auch die politischen Entscheidungen einen massiven Einfluss auf die Gesellschaft haben können. Lag das Versagen vielleicht nicht am Mangel an Toleranz, allerdings an einer Ablehnung von Verantwortung? Es spiegelt sich in der Staatsverschuldung dem wirtschaftlichen Missmanagement und dem politischen Versagen wider.

Toleranz alleine, ohne die Bereitschaft zur aktiven Teilnahme an gesellschaftlichen Prozessen, könnte tatsächlich einen Stillstand hervorrufen. Eine Gesellschaft die alles erduldet hat keinen Einfluss weiterhin auf das was geschieht. Es ist ein schmaler Grat zwischen akzeptieren und annehmen.

Zusammenfassend kann gesagt werden » Toleranz sollte nicht als Waffe gegen andere « sondern als Instrument zur Fortentwicklung genutzt werden. Doch eine bedingungslose Toleranz, die welche eigene Identität und Werte in den Hintergrund drängt, führt anscheinend in eine Sackgasse. Aristoteles ist vielleicht nicht der Ursprungsautor dieser provokanten Aussage – aber die Frage bleibt: Lebt die moderne Gesellschaft mit dem Dilemma der Toleranz oder mit der Abwesenheit davon? Hier ist die Herausforderung.






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