Anonyme Anzeigen bei der Polizei: Ein zweischneidiges Schwert?

Was sind die tatsächlichen Chancen und Herausforderungen einer anonymen Anzeige bei der Polizei?

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Jeder Mensch kann einmal in eine Situation kommen in der er sich bedroht fühlt oder das Gefühl hat dass er Opfer eines Verbrechens wird. In einer solchen Lage stellt sich oft die Frage ob man eine Anzeige erstatten sollte. Insbesondere steht hierbei die anonymisierte Form oft im Raum – vor allem wegen der so oft genannten Angst vor Repressalien. Aber was sind die realen Chancen bei anonymen Anzeigen? Und wie realistisch ist es, tatsächlich mit anonymen Anzeigen etwas zu bewegen?

In einigen Bundesländern ist es möglich online eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Erfahrungsgemäß zeigt sich jedoch, dass die Bearbeitung solcher Anzeigen nicht nur lange dauern kann – oft bis zu mehreren Monaten – sie werden häufig ebenfalls im Nachhinein schnell "eingestampft". Anonymität führt dabei in den meisten Fällen nicht zum gewünschten Erfolg. Das liegt insbesondere daran – dass man spätestens bei einer Gerichtsverhandlung als Zeuge geladen wird und verpflichtend seine Personalien angeben muss.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen besagen klar: Eine anonymisierte Anzeigenerstattung ist kaum möglich, da die betreffende Person – der Beschuldigte – ein Recht auf Verteidigung hat. Wie könnte dieser sich verteidigen können, wenn er nicht einmal den Grund der Anzeige kennt? Vor der Polizei zu behaupten jemand habe einen geschlagen ohne zu sagen, wer dies sei ist schlichtweg nicht praktikabel.

Die Dimension der Problematik ist unverkennbar: Wenn Sie ein Opfer geworden sind könnte das Erstatten einer Anzeige bedeuten: Dass Sie sich in der Pflicht sehen, Beweise für die Taten vorzulegen. Hierbei ist es wichtig zu wissen: Dass die Polizeibeamten oft keine Anklage erheben können solange die Identität des Beschuldigten nicht klar ist. Spätestens im Gerichtsprozess wird die Identität des Zeugen erfragt – dies könnte in einem Verorfnen zur Wiederholung der Angelegenheit führen.

Trotz aller Hemmungen bieten die meisten Polizeidienststellen die Gelegenheit, anonym Hinweise zu geben – etwa im Rahmen von anonymen Hotlines. Aber auch der Nutzen dieser Vorgehensweise wird von vielen als gering erachtet. Du musst wissen – dass die Polizei oft weitere Informationen benötigt. Vertreter der Exekutive wollen wissen ´ was ebendies passiert ist ` um ihre Mittel korrekt einzusetzen. Ein einfach und ungenau formulierter Hinweis führt nicht zur Aufklärung.

Zudem ist es überraschend jedoch wahr: Oft zeigt sich in Fällen von Bedrohung oder Gewaltdelikten, dass die Täter nach einer Anzeige kaum näher an ihr Opfer herantreten. Selbstverständlich liegt dies oft an der schlichten Angst vor möglichen Konsequenzen. Aber die eingeschaltete Polizei kann zusätzlich eine Gefährderansprache bei den Beschuldigten führen. Hierbei wird ihnen klar kommuniziert: Dass erneut gewalttätiges Verhalten Konsequenzen haben kann.

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist auch, dass viele Täter nach einer Anzeige zunächst versuchen, den Kontakt auf nonverbalem Wege zu halten, seien es Social-Media-Kanäle oder direkte Nachrichten. Umso wichtiger ist es die Behörden informiert zu halten, vor allem, wenn es zu weiteren Übergriffen kommt.

Das Fazit? Das Erstatten einer anonymen Anzeige kann dir in manchen Fällen Schutz bieten. Dennoch wird das Ergebnis möglicherweise nicht die erhoffte Wirkung zeigen, wenn du selbst von dem Vorfall betroffen bist. Das Fehlen von konkreten Daten kann dazu führen: Dass Anfragen der Polizei unbeantwortet bleiben. Wer trotz Bedenken eine Anzeige erstatten möchte tut gut daran sich von Beginn an klar darüber zu sein, dass Anonymität in der Realität oft auf der Strecke bleibt.






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