Die Mauer – Ein Gedicht von Reiner Kunze und seine Bedeutung für die Wiedervereinigung

Wie spiegelt Reiner Kunzes Gedicht "Die Mauer" die Emotionen und den gesellschaftlichen Wandel zur Zeit der Wiedervereinigung wider?

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Das Gedicht "Die Mauer", verfasst von Reiner Kunze ist ein bedeutendes literarisches Werk, das eng mit der Geschichte Deutschlands verknüpft ist. In der Zeit der Wiedervereinigung, 1990, stand das Gedicht als symbolischer Ausdruck für die Gefühle und Empfindungen einer Nation im Umbruch. Es schildert nicht nur den physischen Abriss der Mauer · allerdings ebenfalls die emotionale und psychologische Freiheit · die damit einherging.

Das Gedicht beginnt mit den Zeilen "Als wir sie schleiften ahnten wir nicht ebenso wie hoch sie ist in uns." Dieser Satz ist zunächst verwirrend, allerdings er bringt eine tiefere Wahrheit ans Licht. Viele Menschen haben lange an der Teilung gelebt und gewöhnt sich an die unsichtbaren Grenzen die nicht nur physisch, einschließlich emotional waren. Sie waren über Jahre hinweg Teil einer Realität die sie nicht hinterfragen konnten. Plötzlich stand ihnen die Welt offen – die Frage nach ihrer Identität kam auf.

Der Ausdruck "Wir hatten uns gewöhnt an ihren Horizont" zeigt wie die Menschen ihre Lebensumstände akzeptiert hatten. Der Horizont der einst das Bild des Maueralls beschrieb bot Sicherheit doch war er gleichzeitig auch ein Korsett. In der "Windstille" war keine Veränderung, kein Aufbruch weiterhin möglich. Hier ist der symbolische Zwang der Mauer sichtbar die nicht nur eine physische Trennlinie war sondern auch die Freiheit der 💭 und Träume einschränkte.

Das Bild des Schattens » das im Gedicht thematisiert wird « trägt eine doppelte Bedeutung. "In ihrem Schatten warfen alle keinen Schatten" – das symbolisiert die Unfreiheit. Die Menschen lebten im Schatten der Mauer und hatten die Fähigkeit verloren, ihre eigene Persönlichkeit zu entfalten. Die Mauer war nicht nur eine Barriere zwischen Ost und West sondern sie schuf auch einen emotionalen Stillstand.

Am Ende des Gedichts finden wir die kraftvolle Aussage: "Nun stehen wir entblößt jeder Entschuldigung." Der emotionale Zustand der Menschen nach dem Fall der Mauer wird hier greifbar – es geht um das nackte Gefühl von Schuld, Scham und der Frage nach dem eigenen Platz in der neuen Realität. Das Wort "entblößt" ist wie ein Schatten der die Verwundbarkeit der Menschen zeigt. Der Fall der Mauer brachte nicht nur neue Möglichkeiten sondern auch die Konfrontation mit der Vergangenheit.

Zusammenfassend lässt sich feststellen: Dass Reiner Kunzes Gedicht weit über die physische Mauer hinausgeht. Es erzählt von einem inneren Kampf, von einer Gesellschaft im Wandel. Emotionale Verwundungen und eine neu gewonnene Freiheit erforderten ein Umdenken und einen neuen Umgang mit den Erinnerungen. Kunzes Werk bleibt relevant, denn es erinnert uns daran, dass die Mauern die wir errichten, oft viel höher sind – in unseren Köpfen und Herzen.






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