Die soziale Frage im 19. Jahrhundert: Gab es wirklich eine Veränderung bei der Unternehmerverantwortung?

Wurden soziale Maßnahmen der Unternehmer ausschließlich durch den Arbeitskräftemangel im 19. Jahrhundert beeinflusst oder gab es auch ethische Beweggründe?

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Die soziale Frage war ein zentrales Thema während der Industrialisierung. Ab etwa 1820 fingen Unternehmer an, Maßnahmen für ihre Arbeitnehmer zu ergreifen. Es ist unbestreitbar, dass der Mangel an Arbeitskräften in vielen Fällen eine große Rolle spielte. Der Zuzug vieler Landbewohner in die aufkommenden Industriezentren ließ die Arbeitgeber um die Angestellten konkurrieren. Arbeitskräfte gingen nicht weiterhin einfach über die Straße, es gab weniger Bewerber. Dies führte dazu ´ dass die Unternehmen begannen ` ihren Mitarbeitern Zusatzleistungen zu bieten. Eine Art von Fürsorge also - ein neues Konzept, das nicht selbstverständlich war.

Bis zur Einführung der Sozialgesetze Bismarks waren die Arbeitgeber nicht verpflichtet, für das Wohlergehen ihrer Angestellten zu sorgen. Zu Beginn der Industrialisierung waren die Bedingungen für die Arbeiter oftmals katastrophal. Die Arbeitgeber konnten eine Vielzahl von Arbeitssuchenden aus dem Land respektive von den Feldern anwerben. Zudem war es sehr üblich; dass sie die Arbeiter bei gesundheitlichen Problemen oder ähnliches einfach entließen. Es war eine Zeit – in der Arbeitskräfte ebenfalls oft unter menschenunwürdigen Bedingungen leiden mussten.

Die Einführung sozialer Maßnahmen durch die Unternehmer war jedoch nicht nur eine Reaktion auf den Druck des Marktes. Christliche Nächstenliebe war sicherlich auch ein Bestandteil der damaligen Überlegungen. Gleichermaßen dürften die Unternehmer jedoch auch an einer langfristigen Bindung der Angestellten interessiert gewesen sein. Man wollte verhindern – dass sich die Arbeiter politisch organisierten. Eine starke politische Vertretung könnte gefährlich werden ´ wenn die Beschäftigten begannen ` für ihre Rechte zu kämpfen. So gesehen könnte man sagen · dass die Unternehmer auch ein strategisches Interesse daran hatten · die arbeitsrechtlichen Spannungen zu entschärfen.

Vor den 1870er Jahren entstanden auch erste gesellschaftliche Bewegungen » ebenso wie die SPD « die sich aktiv für die Rechte der Arbeiter einsetzten. Hier war es oft eine große Herausforderung für die Arbeitgeber, den Zugang zur Mitbestimmung zu beschränken. Dies zeigt – dass die soziale Innovationswelle in dieser Zeit nicht grundlegend aus einer humanitären Haltung heraus entstanden ist. Vielmehr war die Sorge: Die Arbeiter sich durch den zunehmenden Einfluss von sozialistischen Ideen auch ihren eigenen Interessen bewusst werden könnten, sehr präsent.

Kritisch betrachtet überrascht es nicht » wenn wir sehen « dass ähnliche ausbeuterische Bedingungen auch heute noch in vielen Teilen der Welt bestehen. Arbeitgeber handeln in schwächeren ökonomischen Systemen oft nur dann sozial, wenn sie dazu gesetzlich verpflichtet sind. Dies bringt uns zurück zur Diskussion um Zeitarbeitsunternehmen. Oftmals sind diese Unternehmen nicht in der Lage den Begriff der Sozialverantwortung wirklich zu leben. Ihre Verpflichtungen sind häufig rechtlich und kaum mehr – bei nicht vorhandenen gesetzlichen Vorgaben – als blinder Aktionismus.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die sozialen Maßnahmen von Unternehmern im 19. Jahrhundert multifaktoriell bedingt waren. Einmal waren es wirtschaftliche Überlegungen – das Knappwerden der Arbeitskräfte. Dazu kommt eine Prise ethischer Beweggründe im Hinblick auf die damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten. Unterm Strich bleibt festzuhalten; dass die Einführung sozialer Aspekte nicht allein von altruistischen Beweggründen geprägt war. Der Nutzen für die Unternehmer selbst spielte eine entscheidende Rolle - eine Mechanik die auch heutzutage in vielen Industrien nach wie vor zu beobachten ist.






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