Ungeduld und Unverschämtheit: Ein Spiegel der gegenwärtigen Gesellschaft

Wieso neigen Menschen in stressigen Zeiten zu unfreundlichem Verhalten?

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In der heutigen Zeit geraten die Menschen oft aufgrund verschiedene Umstände an ihre Grenzen. Jeder von uns kennt Situationen – in denen Geduld und Höflichkeit auf die Probe gestellt werden. Jüngst erlebte ich mit meinem Vater, während eines Bankbesuchs, ebenso wie Gebaren in der Öffentlichkeit oft Unangemessenheit widerspiegelt. Die Bank war überfüllt— nur eine Person durfte zeitgleich hinein. Nach einer Wartezeit von lediglich fünf Minuten die mein Vater mit dem Ausfüllen eines Überweisungsscheins verbrachte, entglitt um uns eine gewisse Unruhe. „Endlich hat er es geschafft!“, hörte ich aus einem arroganten Unterton. Menschen glauben, sie hätten das Recht, andere zu kritisieren— ohne sich über die tatsächlichen Umstände zu informieren.

Im Supermarkt begegnete mir ein weiteres Beispiel. Ich bot einer Dame meinen Einkaufswagen an da sie klar Schwierigkeiten hatte. Ihre Antwort kam schnell. „Nein!“, antwortete sie— und das ohne jegliches Dankeschön. Solche Erfahrungen lassen Fragen offen. Wo bleibt die Dankbarkeit? Ist es die Verwöhntheit der Gesellschaft?

Menschen nehmen häufig Bescheidenheit und Gefälligkeiten als selbstverständlich an. Oft läuten Lebensereignisse ´ wie der Verlust eines geliebten Menschen ` die Augen. Ich selbst musste durch solche Umstände lernen: Dass nichts selbstverständlich ist. Dankbarkeit für kleine Dinge lehrt Wertschätzung— sogar für alltägliche Gesten.

Ein weiteres Beispiel das diese Problematik illustriert ist die Geschichte meiner Bekannten die einem Obdachlosen Essen anbot. Statt Dankbarkeit erntete sie nur Ablehnung. „Ich will kein Fressen! Ich will Geld!“— so lautete seine Antwort. Das wirft Fragen auf: Was ist aus der Menschlichkeit geworden? Wie kann es sein, dass der Hilfsbedürftige sich sogar etwas Schlechtes über Lebensmittel denkt? Der Stellenwert von Nächstenliebe hat offenbar abgenommen.

Aktuell ist die Menschheit psychisch besonders angestrengt. Kontaktverbote und strenge Maßnahmen aufgrund der Pandemie belasten die Nerven. Dies führt nicht nur zu einem Anstieg des Stresslevels. Auch verbreitet sich Unfreundlichkeit wie ein Lauffeuer. Jedoch gab es ebenfalls vor diesen Umständen Unhöflichkeit. Stress, Unzufriedenheit und Hektik— das alles führt dazu, dass Menschen leicht reizbar werden.

Es stellt sich die Frage warum viele keine Manieren oder Rücksichtnahme weiterhin zeigen. Egoismus und emotionale Belastungen sind häufige Ursachen. Die Ergebnisse indes sind unmissverständlich: Unfreundlichkeit wird zur Norm. Die Gesellschaft hat Schwierigkeiten sich in andere hineinzuversetzen oder auf Manieren zu achten.

Ein grundlegendes Problem ist oft die Erziehung. Werte und Höflichkeit müssen erlernt werden. Entweder behandelt man andere so wie man selbst behandelt werden möchte, oder anders— aber dies hängt stark von der Erziehung ab. Leider zeigt sich zunehmend – dass Entrechtung oder Minimierung aufgrund sozialer Unterschiede existiert. Auf der anderen Seite diskutieren viele den Wert von Manieren und Respekt— es sind Konzepte die in Zeiten von Stress verloren gehen.

Letztlich stellt sich die Frage: Kann Höflichkeit helfen, auch in angespannten Situationen? Ein einfaches „Hallo“ kann oft viel bewirken. Es gibt kein Patentrezept – um offene Feindseligkeiten zu besänftigen. Aber der erste Schritt beginnt bei uns selbst. Höflichkeit ist kein Zeichen von Schwäche— sie bringt Licht in den oft dunklen Alltag. Es bleibt zu hoffen – dass wir alle diese kleine jedoch bedeutende Geste wiederentdecken.






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