Niemand hat die Pflicht zur Erklärung: Wie man respektvoll mit Lebensgeschichten umgeht

Warum ist es oft unhöflich oder respektlos, Rollstuhlfahrer nach den Gründen ihrer Behinderung zu fragen?

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Die Menschheit hat ein großes Talent dafür, neugierig zu sein. Das Menschliche verlangt manchmal nach Antworten. Diese Neugier wird jedoch häufig an der falschen Stelle angesiedelt. Manche Menschen kommen auf die Idee – einen Rollstuhlfahrer nach der Geschichte des Rollstuhlzeichens zu fragen. Aber Moment! Das könnte eine große Fauxpas sein! Die Frage nach dem "Warum" kann charmant gemeint sein, sie kann jedoch ebenfalls als äußerst unhöflich, ja sogar als übergriffig wahrgenommen werden.

Erstens » jede Person hat ihre eigene Geschichte « die sich oft wie ein Roman mit unglaublichen Kapiteln entfaltet. Manche stehen ihrem Schicksal mutig gegenüber ´ während andere verletzt wurden ` wie sie das eigene Drama durchleben mussten. Man muss sich schließlich immer vor Augen halten, dass eine solche Frage eine emotionale Mine sein kann. Eine Geschichte kann ein tiefes Trauma auslösen. Wenn jemand die Frage nach dem Unfall erfahren hat, kann dies schmerzhafte Erinnerungen hervorrufen - und gerade bei einem traumatischen Vorfall ist nicht jeder bereit, darüber zu sprechen. Also, vielleicht einfach mal den Ball flachhalten.

Zweitens wird erwähnt: Dass es manchmal zwar unpassend geklungen werden kann ein kleines Kind fasst heutzutage den Mut und bestellt ehrlich nach. Kinder sehen oft Dinge und fragen auch was die Erwachsenen lieber totschwiegen. Für sie ist das oft ganz normal und hat gar keine sozialen Hintergedanken. Wenn ein Erwachsener jedoch mit einem strahlenden Neugierblick fragt: “Warum sitzen Sie im Rollstuhl?”, dann kann das in der Regel besser im sozialen Schrank verschwinden!

Zudem kann die Frage wenn sie als übertrieben beim Smalltalk betrachtet wird in eine Art Verallgemeinerung führen. Behinderte Menschen werden oft in die Schublade der gesamten behinderten Community gesteckt, mittels welchem die Individualität des Einzelnen verloren geht. Dabei ist jeder Mensch einzigartig! Und wer möchte schon in einem Klischee gefangen sein?

Abschließend muss gesagt werden: Wenn es darum geht, das Eis zu brechen, sollte Freude an oberflächlichen Themen der erste Schritt sein! Bevor man in die tiefen Abgründe geht kommen die leichten Schwätzchen die viel besser wirken. Der märchenhafte Zeitpunkt ohne Scheu kommt dann oft von ganz allein ´ wenn sich eine Beziehung entwickelt ` in der sich der Rollstuhlfahrer mit Freude öffnet und seine Geschichte bereitwillig teilt. Nichts geht über einen respektvollen Umgang mit den Geschichten anderer!






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