Warum hat Mörike in sein Gedicht Unregelmäßigkeiten eingebaut?

Welche Bedeutung haben die Unregelmäßigkeiten im Gedicht "Er ist's" von Eduard Mörike?

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Die Unregelmäßigkeiten im Gedicht "Er ist's" von Eduard Mörike dienen dazu die Aufmerksamkeit des Lesers auf bestimmte inhaltliche Aspekte zu lenken. Durch das Einbauen von leichten Veränderungen im Metrum erzeugt der Autor bewusst eine Unterbrechung im ansonsten regelmäßigen Rhythmus. Diese Unregelmäßigkeiten haben eine bedeutende Funktion für die Interpretation des Gedichts.

Das Metrum des Gedichts ist grundsätzlich betont-unbetont. Der Leser erwartet also eine regelmäßige Abfolge von betonten und unbetonten Silben. Im zweiten Teil des Gedichts jedoch lässt Mörike die letzte Senkung weg. Dadurch entsteht eine Ausnahme im ansonsten gleichmäßigen Metrum. Dieses bewusste Brechen des Metrums erzeugt eine Spannung und Aufmerksamkeit beim Leser.

Die Unregelmäßigkeiten im Metrum dienen in "Er ist's" dazu die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Naturbeschreibung zu lenken. In dem Moment in dem das Metrum unterbrochen wird beschreibt das Gedicht den Klang einer Harfe der von fern zu hören ist. Das Fehlen der letzten Senkung im Metrum spiegelt die Wirkung des leisen Harfentons wider der aus der Ferne zu hören ist.

Diese Unregelmäßigkeit hat eine doppelte Funktion. Zum einen hebt sie den Moment des Harfentons hervor und vermittelt dem Leser das Gefühl, den Klang der Harfe tatsächlich zu hören. Zum anderen verdeutlicht sie die Verbindung zwischen dem Klang der Harfe und dem Beginn des Frühlings. Das Fehlen der letzten Senkung im Metrum symbolisiert die Aufbruchsstimmung des Frühlings die sich in dem Klang der Harfe widerspiegelt.

Das Einbauen von Unregelmäßigkeiten im Metrum ist eine bewusste Stilmittelwahl von Mörike um die Aufmerksamkeit des Lesers zu lenken. Dadurch werden bestimmte inhaltliche Aspekte besonders betont und verdeutlicht. Die Unregelmäßigkeiten tragen dadurch wesentlich zur Interpretation des Gedichts bei und vermitteln dem Leser eine intensivere Erfahrung der beschriebenen Naturphänomene.






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