Ist teflon erfindung aus raumfahrt
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Ist Teflon eine Erfindung aus der Raumfahrt?
Der Mythos, dass wir das Teflon der Weltraum-forschung verdanken, geistert immer noch durch die Medien. In Wirklichkeit wurde es jedoch bei der Suche nach einem neuen Kältemittel entdeckt. Durch reinen Zufall!
Von Martin Schneider
Wann immer nach sachlichen Argumenten für das teure Abenteuer der bemannten Weltraumforschung gefragt wird, ist von den möglichen "Spin-Off-Effekten" die Rede. Techniken, die für die Raumfahrt erfunden wurden, so heißt es, hätten seit jeher als "Zweitverwertung" zu Entwicklungen geführt, die unseren Alltag angenehmer machen.
So gab zweifellos der Zwang zur Miniaturisierung in der Elektronik in den Sechziger Jahren die entscheidenden Anstöße für die Entwicklung des Personal Computers, und auch der Kugelschreiber, der über Kopf schreibt, ist sicher eine Segnung der Raumfahrt.
Bei vielen Dingen aber ist die Sache nicht so einfach. Und bei einem Lieblingsargument liegen die Raumfahrt-Enthusiasten leider gänzlich daneben: Die Wundersubstanz Teflon wurde bei Raumfahrtmissionen zwar großzügig eingesetzt, keineswegs aber eigens dafür entwickelt. Die erste Teflonpfanne konnte man schon 1954 in Frankreich kaufen, vier Jahre bevor Sputnik 1 die ersten Piepssignale aus der Erdumlaufbahn sandte; und das Material an sich - chemisch Polytetrafluorethylen - wurde bereits in den 30er Jahren entdeckt - durch einen Zufall.
Genaugenommen begann die Entdeckungsgeschichte des Teflons noch viel früher. Im Jahre 1851 wurde dem Amerikaner John Gorrie das Patent für ein „Gerät zur künstlichen Produktion von Eis bei tropischen Temperaturen" zuerkannt - der Urahn des modernen Kühlschranks war geboren. Bis in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts aber gab es Probleme mit den eingesetzten Kältemitteln. Ethylen, Ammoniak oder Schwefeldioxid, die in den Kühlleitungen zirkulierten, neigten leider dazu, sich über kleine Lecks in der Küche auszubreiten. Diese hochexplosiven, giftigen oder zumindest bestialisch stinkenden „Nebenwirkungen" ließen so manche Hausfrau der damaligen Zeit den Fortschritten der Technik, gelinde gesagt, distanziert gegenüberstehen.
Um den Absatz von Kühlgeräten voranzubringen, brauchte man dringend neue Kältemittel. Forscher bei General Motors, die seinerzeit nicht nur Autos, sondern auch Kältemaschinen entwickelten, untersuchten systematisch alle bis dahin bekannten chemischen Substanzen daraufhin, ob sie nicht ein neues, ungefährliches Kühlmittel abgeben könnten. Sie stießen auf eine wahrhaft ideale Substanzklasse, - farblos, geruch- und geschmacklos, ungiftig und nicht brennbar, und der Siedepunkt lag exakt in dem Bereich, der für die Verwendung als Kältemittel gefordert war: die Fluorchlorkohlenwasserstoffe, FCKW.
Dass sie in den oberen Schichten unserer Atmosphäre die Ozonschicht zerstören, sollte sich erst ein halbes Jahrhundert später herausstellen. General Motors gründete ein joint venture mit DuPont zur Herstellung von „Freon", chemisch Tetrafluor-Dichlor-Ethan. Einziger Kunde der Wundersubstanz durfte aus patentrechtlichen Gründen die Frigidaire-Abteilung von General Motors sein - ein höchst unbefriedigender Zustand, wie nicht nur die neidische Konkurrenz empfand. Auch DuPont nämlich hätte gern mehr von der Substanz verkauft, die den ultimativen Durchbruch für Kühlschränke brachte.
In den Jackson Laboratorien von DuPont in der Nähe von Philadelphia bekam daher ein junger Chemiker den Auftrag, nach anderen Kältemitteln zu suchen, die das General Motors Patent umgehen würden. Roy Plunkett war gerade 27 Jahre alt und hatte erst zwei Jahre zuvor seinen Doktor gemacht, das Kältemittel-Projekt war sein erster größerer Auftrag für den Chemie-Multi.
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