Germanische mythologie

Wieso haben wir eigentlich unsere eigene Mythologie weitgehend verdrängt und vergessen zugunsten der jüdisch-christlichen und der griechischen Mythologie? Wäre es nicht an der Zeit, endlich die jahrhundertealte Ideologie der gewaltsamen Christianisierung zurückzudrängen oder ganz abzuschaffen und uns auf unser eigenes Erbe zu besinnen? Wer weiß z.B., dass nach germanischem Glauben Ask und Embla die ersten Menschen waren? . Dass der Ursprung der Welt in Ginnungagap lag? Müssten das nicht alle Kinder in der Schule lernen anstelle der Lehren eines römischen Papstes? Germanische Schöpfungsgeschichte – Wikipedia Germanische Mythologie – Wikipedia

6 Antworten zur Frage

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Germanische Mythologie

ixh habe mich ja bereits in einer anderen Frage als Asatru "geoutet".
Der Verlust der eigenen Identität hinsichtlich der religiösen und mythologischen Quellen ist im Wesentlich durch drei Dinge zu erklären:
1. Im Gegensatz zu den "Wüstenreligionen" Islam, Judentum und Christentum, sind die nativen europäischen Religionen keine Buchreligionen. Eine Überlieferung fand sowohl bei den Germanen als auch bei den Kelten Erkenntnisreligionen, die sich nicht schriftlich verbreiteten sondern von Mund zu Mund. Eine der wenigen schriftlichen Zeugnisse ist die isländische Edda, die aber auch von einemMönch niedergeschrieben wurde.
2. Die Christianisierung war weniger eine heilige Tat als der Versuch die Herrschaft auch über die Köpfe und Herzen der Menschen zu erlangen.
3. Die nativen europäischen Religionen waren keine Bekehrungsreligionen. Es gab keinen Auftrag, die ganze Welt zu Jüngern zu machen.
Trotzdem finden wir das Erbe dieser Religionen an allen Ecken und Enden wieder. Die Tatsache, dass Weihnachten am 24. Dezember ist, liegt daran, dass an diesem Datum, bis zu eienr Kalenderreform die Wintersonwende lag. Die Nachfolgenden Rauhnächte gehen bis zum 6. Januar In der Juhannesnacht lag die Sommersonnwende, das Osterfest hat seien Namen sogar noch vom Frühlingsfest der Göttin Ostara. Der Montag ist nach Mani, dem Mond benannt, der Dienstag nach Thür / Zyu dem einarmigen Kriegsgott, Der Donnerstag war Donar, Thor geweiht, Freitag der Göttin Freya, In Rübezahl wird man unschwer Odin wiedererkennen.
Die Berührungsängste, die heute im Bezug auf alles was irgendwie "germanisch" ist besteht, rührt nicht zuletzt daher, dass in Nationalsozialismus versucht wurde, diesen Teil der Geschichte zu instrumentalisieren.
Dies ist für Menschen, die sich mit der Germnischen Mythologie und Geschichte beschäftigen, oder gar versuchen, diese Traditionen wiederzubeleben oder hier neue Wurzeln gefunden haben,sehr schwer.
Unweigerlich wird man in einen Topf mit den dumpf nach Bier stinkenden Glatzen gesteckt.
Der Weg dahin wieder eien fairen Umgang mit den eigenen Wurzeln zu finden ist daher noch sehr sehr lang. Immerhin, in Island ist Asatru inzwischen wieder offiziell als Religion anerkannt.
In Deutschland haben auch wieder einige Menschen zugang dazu gewonnen und distanzieren sich, von jeglichen rassistischen, nationalsozialistischen. Aktivitäten.
Ich hoffe, ich habe damit den Kern Deiner Frage getroffen. Ansonsten hast Du glaube ich meine Mail-Adresse oder stelle neue Fragen
Ich wußte nicht, dass die Religion offiziell als "Asatru" bekannt ist.
für die Antwort.
Wer einmal die gerade so erfolgreichen Bücher von Dan Brown gelesen hat, der bekommt ein Gefühl dafür, warum wir unsere eigene Geschichte so stark verdrängt haben. Sicher sind die Bücher Unterhaltungsromane und dennoch besitzen sie einen wahren Kern. Denn in der Vergangenheit hat die katholische Kirche tatsächlich Ihren Einfluss vor allem dahingehend geltend gemacht, dass alles "heidnische" ausgemerzt wurde. Im Rahmen der Hexenverbrennungen standen zum Beispiel Hebammen, Kräuterkundige und andere "Wissende" oben auf der Abschussliste, die sich mit Dingen befassten die nicht in das christliche Bild des alles für den Menschen regelnden Gottes und seiner Kirche passten.
So geriet das Wissen um die eigene Mythologie ähnlich in Vergessenheit, wie eine Sprache, die verboten wird und so mit der Zeit ausstirbt. Dies ist in der Geschichte ja auch schon des öfteren geschehen.
Die Geschichte ist nun einmal immer die Geschichte des Siegers. Das römische Reich und im weiteren Verlauf die katholische Kirche siegten damals eben über die Völker, die hier lebten.
Das römische Reich siegte über die Völker die hier lebten? Da hast du dich glaube ich verhört.
Nordgermanien wurde nie erobert und Südgermanien im 400 Jahrhundert aufgegeben. Die späteren "Cäsaren" entstammten ausschließlich germanischen Stämmen
Ich denke, in der Schule sollte vor allem das gelehrt werden, was eine Relevanz für das Leben in der heutigen Gesellschaft hat. Und da die westliche Gesellschaft nun mal stark auf den Wertevorstellungen des Christentums fußt, hat die alte Mythologie wenig Bedeutung. Da spielt es aus meiner Sicht keine große Rolle, ob man an Gott, die große Urmutter oder gar nichts glaubt, oder was man vom Papst hält.
Mal abgesehen davon, dass ich Deine Meinung zu den päpstlichen Irrlehren nicht teile, finde ich auch, dass es mehr als schade - ja geradezu ungesund ist - wenn wir die germanische Mythologie so verdrängen, wie das derzeit der Fall ist. Deshalb habe ich mir auch neulich erst ein Buch mit germanischen Sagen besorgt und alles einmal nachgelesen.
"Schuld" ist meiner Meinung nach weniger die Kirche als der Nationalsozialismus. Seitdem ist die germanische Mythologie mit einem Makel behaftet, und jeder, der sich damit beschäftigt, macht sich in den Augen seiner Mitmenschen als Nazi verdächtig.
Ich denke, gemanische Mythologie als Teil unserer Kulturgeschichte sollte auch in den Schulen kein Tabuthema mehr sein - aber dadurch sollte nicht die christliche Mythologie, wenn Du es so nennen willst, verdrängt werden, die genauso dazugehört.
Ich finde es auch sehr schade, da ich aber nicht religiös bin, brauche ich auch keine heidnischen Heiligtümer.
Jeder sollte nur wissen, dass das heutige Christentum eigentlich zu 90% aus umgewandelten Heidnischen Bräuchen besteht. Die Feiertage sind das beste Beispiel.
Schade nur, dass das die wenigsten Wissen. Insbsondere finde ich es von der Kirche sehr altertümlich, dass das alles abgestritten wird. Immerhin hatte die Christianisierung einen reinen machtpolitischen Hintergrund.

Welche Rolle spielt die germanische Mythologie heute? Ist sie durch die NS-Romantik diskreditiert?

Lassen wir uns durch die Nationalsozialisten noch heute unserer Wurzeln der Kultur schämen?"
Dass die nordische Mythologie zu den Wurzeln unserer Kultur gehört, ist eine von den Nazis forcierte Legende. Die Nazis wiederum griffen zurück auf die Wiederbelebung dieser Sagen und Mythen in der Romantik und durch R. Wagner. Die Deutschtümelei war vor allem unter Wilhelm II. beliebt - hatte aber u.a. die Funktion, Abgrenzungen zum sog. "Erbfeind" pseudokulturell zu untermauern.
Heute hat die Beschäftigung mit den nordischen Mythen einer exotischen Charakter.
Im übrigen gehört zu den wichtigsten Quellen der heutigen Kultur in Deutschland und Europa nicht das vorchristliche Heidentum und seine Götterwelt, sondern:
- das Christentum, das Charlemagne durchaus blutig z.B. gegen die Saxen durchsetzte;
- Philosophie und Literatur der griechischen Antike; die Idee der Demokratie;
- die Reichsidee, Grundzüge des Rechtswesens etc. aus dem Römischen Reich,
- die moderne Wissenschaft, im Austausch mit arabischen Gelehrten, und vor allem durch die Renaissance und den Humanismus und Rationalismus;
- die eminente Bedeutung Luthers für das Christentum als geistige Grundlage und, nicht zu vergessen, für die deutsche Sprache durch seine Bibelübersetzung;
- die Aufklärung, die Französische Revolution und die Entwicklung der Menschenrechte, und die Trennung von Kirche und Staat; die Durchsetzung der Demokratie und des Sozialstaatsgedankens;
- die seit etwa der Renaissance ungebrochene, hochproduktive, und innovativ-kreative bildende Kunst, Literatur, Musik und Theaterszene Europas, die auf der Welt ihresgleichen sucht - und die viel mit der Fähigkeit Europas zu tun hat Einflüsse von außen produktiv zu assimilieren, aber nichts mit einem angeblich kulturstiftenden Einfluss der nordischen Mythologie.
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Kurz:
Es sind ganz interessante und spannende, auch gut dramatisierbare Sagen. Aber das wars auch schon. "Wurzel" war und ist das nicht, und zwar gar nicht mal, weil die Nazis diese Geschichten instrumentalisiert haben, sondern weil sie als Wurzel nicht ausreichen - es waren ja eigentlich die Mythen nicht aller germanischen Völker, sondern wenn, dann nur die ihres Kriegerstandes. Und das Schamanentum hat die Kirche umgepolt. Platos Höhlengleichnis ist für unsere Denkweise heute immer noch wesentlich bestimmender als die Art Erkenntnis, für die Asgard steht,
und ebenso ist Jesu Kreuzestod dieser Kultur wichtiger als Odins Selbstopfer.
oh, ich wollte nicht schulmeisterlich auftreten, war nur spaß
Also ich weiß ja nicht, ob ich vielleicht in der Schule nicht richtig aufgepasst habe, aber ich bringe germanische Mythologie gar nicht mit Nationalsozialismus zusammen.
Ich glaube auch, das Thema ist in vielen "Szenen" ganz groß, z.B. auch bei so Mittelalter-Freaks , bei der "Zurück-zur-Natur"-Bewegung , bei den "modernen Hexen".
Ich finde es auch spannend und faszinierend, fühle mich aber irgendwie auch nicht als Nachfahre der alten Germanen.da ist wohl einfach zuviel zwischendurch passiert.nicht nur Hitler.vielmehr eine Entfremdung von den Elementen etc.
ooch, du schreibst einfach nett, schau:
"Also ich weiß ja nicht." + "ob ich vielleicht in der Schule nicht richtig aufgepasst habe" + "Ich glaube auch."
das sind alles leibe freundliche und ehrliche Ich-Aussagen, ohne
Ironie und Häme, ohne Besserweisserei und das alles, was viele an sich haben. Viele haben so ein Getue - du bist einfahc nur prima
Hui, das schmeichelt mir jetzt., aber echt, schlimmer als das Getue finde ich so selbstüberzeugte Falschaussagen, wie man sie hier oft antrifft.da schreib ich doch lieber "ich GLAUBE" ;-), dann kann mir niemand Lüge vorwerfen, denn die Gedanken sind frei *lach*.
Deinem Namen nach zu urteilen, bist du aber auch jemand, der sich ab und an gern in die dunklen Künste vertieft.und da waren die Germanen ja auch ganz groß drin hm?