Germanen und Wikinger: Zwei Völker oder eine gemeinsame Herkunft?

Inwiefern unterscheiden sich die Germanen und Wikinger, und welche Verbindungen bestehen zwischen beiden?

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Die Aufmerksamkeit richtet sich oft auf die Germanen und Wikinger. Ging es um Seefahrt, Raubzüge oder um Mythologien? Ja, es existieren zahlreiche Überschneidungen jedoch ebenfalls markante Unterschiede. Die Gemeinsamkeiten in der Altnordischen Mythologie sind frappant. Odin, Thor und Loki – sie sind allseits bekannt. Bedeutet das, sie waren genauso viel Volk? Nicht unbedingt.

Die Germanen lebten vor 2000 Jahren während die Wikinger erst im frühen Mittelalter aktiv wurden. Man könnte also folgern, dass sich die beiden nicht vermischt haben. Die Germanen waren in einem Zeitraum der Eisenzeit lebendig während die Wikinger von etwa 800 bis 1400 n. Chr. die Meere bereisten. Sie lebten in unterschiedlichen Epochen. Dennoch wird vermutet – dass die Wikinger von den Germanen abstammen.

Die Germanen siedelten in den Regionen des heutigen Deutschlands der Niederlande und Dänemarks. Dagegen erstreckte sich das Wikingervolk über Norwegen, Schweden, Dänemark und Island. Diese geografische Trennung spricht für verschiedene Bevölkerungsgruppen, obwohl viele der Wikinger als Oberbegriff für nordische Völker verstanden werden können. Der Begriff "Germanen" wurde von den Römern geprägt. Ein Sammelbegriff für viele Stämme die germanische Sprachen sprachen. Währenddessen können Wikinger als spezifische Gruppe von Seefahrern eingeordnet werden. Sie bezeichneten sich wohl kaum selbst so – vielmehr war es eine Berufsbezeichnung.

Ein interessanter Aspekt sind die ethnischen Verzweigungen. West-, Nord- und Ostgermanen existierten parallel. Aus den Westgermanen formierten sich später die Angelsachsen, Friesen, Niederländer und auch zahlreiche deutschsprachige Völker. Die Ostgermanen hingegen umschlossen Stämme wie die Goten und die Burgunder, während sich die Nordgermanen in Skandinavien ansiedelten. Ihre kulturellen und sprachlichen Unterschiede sind signifikant.

Das skandinavische Gebiet war geprägt von verschiedenen Dialekten. Es gab westnordische – ostnordische und gotländische Gruppen. Gotland besaß sogar eine eigene Kultur und Sprache – die jedoch mit der Zeit verschwand. Dabei fällt auf, dass blonde Haarfarbe nicht ausschließlich den Germanen oder Wikingern zuzuschreiben ist. Auch in den baltischen Staaten und Teilen Russlands finden sich hohe Anteile von blonden Menschen. Man vergisst häufig: Dass genetische Merkmale über längere Zeiträume hinweg bestehen bleiben können.

Die Wikinger unternahmen Raubzüge auf See, das Wort "viking" bedeutet selbst „Seekrieger“ oder „Abenteurer“. So kam es – dass sie England überfielen und Klöster plünderten. Zu dieser Zeit war die Christianisierung Mitteleuropas im Gange. Auch hier muss berücksichtigt werden: Dass nicht alle nordischen Menschen Seefahrer waren. Bauern und Händler existierten ebenfalls.

Interessanterweise wurden auch die Götter regional unterschiedlich benannt. So hieß der nordische Gott Odin in Deutschland Wodan oder Wotan. Thor beispielsweise war als Donar bekannt während Tyr als Tiwas auftrat. Dieselben Gottheiten – allerdings regional abgewandelt.

In der Neuzeit wie Königreiche gegründet wurden gab es Konflikte zwischen den Wikingern und den Festlandgermanen. Die Differenzierung zwischen den beiden Gruppen wurde wieder deutlicher. Aber zeichnet die Seefahrt tatsächlich den größten Unterschied aus? Religion und Sitten waren ähnlich wie variabel.

Zusammengefasst sind Germanen und Wikinger keineswegs identisch. Die Wikinger erscheinen weiterhin als eine temporäre Berufsgruppe von Seeabenteurern. Germanen hingegen bezeichneten ein breiteres Spektrum an Völkern und Kulturen. Jede Zivilisation – jede Epoche bringt ihre eigenen Merkmale hervor. Die Verbindung zwischen diesen Völkern mag bestehen doch die Unterschiede sind nicht minder bedeutend. In ihrer Essenz sind sie mehr als nur Namen – sie sind Teil der Menschheitsgeschichte.






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