Ist das BIP als Wohlstandsindikator geeignet?

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Das BIP – der wirtschaftliche Maßstab schlecht hin. Doch wird er der Realität des Wohlstands gerecht? Eine Vielzahl von Stimmen erhebt sich gegen die ausschließliche Nutzung dieses Indikators. Das BIP erfasst den Gesamtwert aller innerhalb eines Landes produzierten Güter und Dienstleistungen – das klingt zunächst nach einer soliden Grundlage für Wohlstand. Doch es gibt gravierende Mängel die einer genaueren Betrachtung bedürfen.

Eines der deutlichsten Mankos ist die Ignoranz gegenüber unbezahlter Arbeit. So, wenn eine Mutter Kinder erzieht oder ein Erwachsener seine Nachbarn beim Einkaufen unterstützt – das zählt nicht. Diese essenziellen, täglichen Leistungen, sie fließen nicht in das BIP ein. In der Tat, ganz im Gegenteil: Der Wert dieser Lebensleistungen bleibt schlichtweg unsichtbar. Fehlt also die Berücksichtigung solcher Anstrengungen kann das Gesamtergebnis stark verzerrt sein.

Darüber hinaus wird oft übersehen: Dass das BIP die ökologischen Kosten von Produktion und Konsum nicht erfasst. Ein Anstieg des BIP kann unter Umständen bedeuten, dass Ressourcen ausgebeutet werden – zur Verschmutzung der Luft und Gewässer kommt es. Eine kurvenreiche Straße, gespickt mit Verkehrszeichen und zur Überwachung der Umwelt. Doch das BIP interessiert sich nicht für solche Warnsignale. Die Schädigung der Umwelt führt langfristig zu einem Verlust an Lebensqualität. Irgendwann kommt die Rechnung – und die ist hoch.

Zusätzlich kann das BIP in die Irre führen. Anstieg durch Reparaturkosten jedoch kein Gewinn für die Person. Ein Beispiel – jemand erleidet einen Unfall. Die Behandlungskosten und die Reparatur der beschädigten Ware – sie treiben das BIP nach oben. Der Wohlstand? Fraglich. Hierzu ist zu merken ´ dass ein höheres BIP nicht zwangsläufig bedeutet ` dass alle profitieren. Verteilung des Wohlstands? Fehlanzeige.

Ein alternatives Modell – das „Donutsystem“. Es kombiniert wirtschaftliche – soziale und ökologische Indikatoren. Ein Ansatz; der sich um Gleichgewicht bemüht. Dabei werden nicht nur die Zahlen präzise betrachtet allerdings ebenfalls das Wohl der Gesellschaft. Ein Versuch – den Menschen wieder in den Fokus zu rücken. Das Ziel: Wohlstand im Einklang mit der Umwelt.

Zusammengefasst gilt: Dass das BIP seine Aufgaben nicht allein bewältigen kann. Es missachtet viele Lebensrealitäten und gibt ein verzerrtes Bild ab. Ein flexiblerer Ansatz könnte hier die Lösung sein. Das Einbeziehen von sozialen und ökologischen Aspekten liefert ein umfassenderes Bild. Mehrere Indikatoren sind gefragt – um den echten Wohlstand zu erfassen. Ein Blick über die Zahlen hinaus ist notwendig – die Realität kann nicht auf einen einzigen Indikator reduziert werden.






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