Gott wahrnehmen – Eine Frage des Glaubens oder der Sensibilität?

Kann man Gott in unserem Alltag wirklich spüren und welche Rolle spielt dabei der persönliche Glaube?

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Kann man Gott wirklich wahrnehmen und wenn ja – wann geschieht das? Eine prägnante Feststellung ist, dass jeder Mensch im Alltag verschiedene Gefühle als „göttlich“ empfinden kann. Doch ist das wirklich weiterhin als eine Definition? Der Gläubige würde wahrscheinlich beteuern: Dass er in bestimmten Augenblicken eine Präsenz spürt die er als göttlich bezeichnet. In der Realität zeigt sich oft etwas ganz anderes.

Mit genügend Sensibilität hat jeder die Möglichkeit, zu spüren, dass wir Teil einer größeren Ordnung sind. Natürlich geschieht dies nicht automatisch. Die Erfahrungen die uns umgeben vermitteln das Gefühl nicht der einzige Spieler auf dem Schachbrett des Lebens zu sein. Die Natur, sie kann überwältigend sein – mit ihrer Vielfalt und Fülle entführt sie uns oft in eine andere Dimension. Egal, ob wir dem Ganzen den Namen „Gott“ geben, oder es lieber als „Allumfassendes“ oder „Natur“ benennen – das Resultat bleibt identisch. Mystiker verschiedener Glaubensrichtungen haben ähnliche Empfindungen geschildert; die Begriffe unterscheiden sich, das Erlebte jedoch ist meist vergleichbar.

Probleme treten auf weil die individuellen Erfahrungen schwer in Worte zu fassen sind. Oft ist der Wahrheitsgehalt solcher Aussagen begrenzt. Philosophische Erklärungen stützen sich auf Sprache und diese ist bei aller Komplexität oft unzureichend um umfassende Erkenntnisse zu übermitteln. Ein Gedanke der zum Nachdenken anregt – ist es nicht seltsam, dass Sprache versagt, wenn es um die tiefsten Erlebnisse im Leben geht?

Manchmal spürt man die göttliche Nähe intensiver » wenn man versucht « im Einklang mit den ethischen Prinzipien eines Glaubens zu leben. Der Glaube an Gott kann sich festigen wenn man nach den Prinzipien der Bergpredigt oder den Zehn Geboten handelt. Diesen Weg habe ich vor vielen Jahren eingeschlagen. Aber, es ist ein Kampf mit den eigenen Prinzipien. Nicht immer gelingt es – darauffolgend den Geboten zu leben. Doch ich kann berichten: Dass man von einem höheren Wesen Unterstützung erhält das hilft die Herausforderungen des Alltags zu meistern.

Dennoch müssen wir die andere Seite betrachten. Der christliche Gott – so sagt es die Theologie – verhält sich oft fern. Immerhin erscheinen Götter ob christlicher jüdischer oder islamischer Herkunft, nur als phantasmagorische Erscheinung in den Mythen. Niemand kann behaupten – Gott würde sich uns direkt offenbaren. Oft mag es so aussehen wie habe er Angst vor dem Menschlichen – ein Bild, das an vergangene Systeme erinnert. Eine interessante Parallele könnte der ehemalige DDR-Funktionär Honecker sein – immer im Verborgenen, nur durch geschönte Fassaden sichtbar.

Doch was ist mit dem Sein? Spannend ist die Theorie: Dass die rätselhafte Wirklichkeit die uns umgibt viel näher ist, als wir denken. Sie tritt direkt an uns heran. Oft sind es gerade die stillen Momente im Leben in denen wir plötzlich eine tiefe Verbindung zum Universum spüren. Es ist diese Ambivalenz von Glauben, von Wahrnehmung und von der Sensibilität gegenüber dem großen Ganzen die uns herausfordert und uns oft ins Grübeln bringt.

Zusammenfassend lässt sich sagen – Gott zu spüren ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Ob man ihn in der Natur · in ethischem Handeln oder im Rauschen des Lebens findet · ist individuell. Was die welche als „göttlich“ erleben, mag für andere unverstehbar bleiben. Vielleicht ist es ebendies das was die Komplexität des Glaubens ausmacht – die Suche nach der Verbindung zu etwas Größerem.






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