Das Gebet der Aleviten: Ein Blick auf eine facettenreiche Glaubenspraxis

Welche Bedeutung hat das Gebet in der alevitischen Tradition und wie unterscheidet es sich von anderen islamischen Praktiken?

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Glaubt man den weit verbreiteten Annahmen sind Aleviten ohne Zweifel Teil des islamischen Spektrum. Diese Gruppe hat jedoch ihre eigenen einzigartigen Traditionen und Praktiken. Wie ähnlich sind sie im Gebet den Sunniten oder Shiiten? Um diese Frage gerecht zu beantworten müssen wir zuerst die Essenz des Gebets im Alevitentum näher betrachten.

Das Gebet ist im Alevitentum nicht nur eine formale Ritualhandlung. Es ist eine Herzensangelegenheit. Die Aleviten 🙏 in sogenannten Cem-Häusern. Diese Orte sind für sie von großer Bedeutung. Hier vereinen sich Frauen und Männer – Jung und Alt – um gemeinsam in Gemeinschaft zu beten. Der Alevit hat nicht die Verpflichtung ´ fünfmal am Tag zu beten ` ebenso wie es in anderen islamischen Glaubensrichtungen der Fall ist. Warum? Weil die Aleviten glauben – das Gebet erfordert keine starren Uhrzeiten. Vielmehr zählt die innerliche Verbindung zu Gott.

Sie beginnen ihren Tag oft mit dem Ausdruck "Bismillahirahmanirahim". Jedes Gebet wird im Herzen verankert und ist nicht an bestimmte physische Gegebenheiten gebunden. Ob im Garten, im Haus oder in der Natur – man kann jederzeit beten. Die Aleviten glauben – dass der Schöpfer nicht nur in Moscheen oder zur bestimmten Zeit angetroffen werden kann. Diese Vorstellung eröffnet einen flexiblen Zugang zu Spiritualität.

Das Wort "Namaz" hat im Koran die Bedeutung von "Salat" – das Gebet. Doch was bedeutet Salat wirklich? Es ist das Gedenken an Gott. Ein Zustand des Bewusstseins – den man nicht allein durch physische Bewegungen erreichen kann. Es geht vielmehr darum; die innere Verbindung zur göttlichen Präsenz zu fühlen.

Zusätzlich zur Gemeinschaft im Cem-Haus ist es nicht unüblich: Dass Aleviten den Salat also das rituelle Gebet, praktizieren. Sie respektieren den Propheten Mohammed und sehen Ali – eine zentrale Figur im schiitischen Islam – als den rechtmäßigen Nachfolger an. Diese Glaubensüberzeugungen prägen ihre Sicht auf den Islam.

In der jüngeren Geschichte erlebten Aleviten schwierige Zeiten. So gingen viele nicht in Moscheen – da es in der Vergangenheit zu Verfolgungen kam. Dies führte dazu: Dass sie Zuflucht in ihren eigenen Glaubensgemeinschaften suchten. Ihr Gebet ist dadurch ein Ausdruck ihrer Identität und ihrer Überzeugungen.

Die Aleviten sind also Moslems – ebendies wie Sunniten und Shiiten. Dennoch unterscheiden sie sich in ihrer praktischen Ausübung des Glaubens. Während Sunniten und Shiiten oft klar definierte Regeln und Zeiten für das Gebet haben, bietet der Alevitismus eine freiere und flexiblere Herangehensweise an die Verbindung zu Gott. Er ist Raum für Kontemplation und persönliche Spiritualität.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Gebet der Aleviten trägt eine tiefe und bedeutungsvolle Dimension in ihrer Glaubenspraxis. Die anpassungsfähige Ausformung – unabhängig von starren Definitionen und Regeln – ermöglicht es den Aleviten, ihren Glauben in einer Weise zu leben die ihnen entspricht. Es ist eine Einladung die persönliche Beziehung zu Gott fortlaufend zu pflegen, egal wo man sich befindet. Fragen gibt es sicherlich viele, also warum nicht weiter forschen?






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