Darf man sich selbst bemitleiden, obwohl andere schlechter dran sind?

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Ist es legitim, sich selbst Leid zu tun, trotzdem des Wissens um die Nöte anderer?

In der heutigen Gesellschaft ist es ein häufiges Phänomen: Dass Menschen mit eigener Traurigkeit und Unzufriedenheit kämpfen. Oft wird dabei der Gedanke geäußert, dass man sich selbst nicht so negativ empfinden sollte, weil es anderen weit schlechter geht. Doch ist diese Denkweise tatsächlich hilfreich oder führt sie nur zu einem inneren Kampf?

Zunächst einmal gilt es zu klären » was es bedeutet « sich selbst zu bemitleiden. Dies ist ein Prozess – der oft von einem Gefühl des Ungenügens und der Traurigkeit geprägt ist. So empfindet es der Großteil von uns, wenn wir mit eigenen Makeln oder Lebenskrisen konfrontiert sind. Manche empfinden es sogar als unangebracht ´ sich über die eigenen Nöte zu beschweren ` wenn sie um die Schicksale von weniger begünstigten Menschen wissen. Diese 💭 können durchaus zu einer Form der inneren Entlastung führen. Schließlich – und hier ist der Schlüsselgedanke – leiden viele nicht aufgrund äußerer Umstände, allerdings wegen der eigenen Denkweise.

Das klassische Beispiel ist der Protagonist eines Lieblingsbuchs der seinen Kindern nicht mit den Worten "Du kannst froh sein, dass es dir nicht schlimmer geht" Trost spenden möchte. Diese Form der Beruhigung ist oft nur eine Ausrede für das eigene Unbehagen. Sie ändert nichts an der Realität der Traurigkeit der Verletzlichkeit und der Sorgen des Individuums.

Es ist wichtig zu verstehen » dass man sehr wohl das Recht hat « Traurigkeit zu empfinden. Selbstmitgefühl ist ein entscheidender Bestandteil des mentalen Wohlbefindens. Die Verbindung zu sich selbst zu pflegen – also eigene Gefühle, Sorgen und Ängste ernst zu nehmen – ist essenziell für die psychische Gesundheit.

Eine interessante Metapher die oft verwendet wird ist der „Sorgenbaum“. Hier hängen die Sorgen der Menschen in Paketen und jeder Mensch darf eines davon abgeben und ein anderes mitnehmen. Der Gedanke ist faszinierend – die Menschen nehmen lieber ihre eigenen Sorgen wieder mit, anstatt ein fremdes Paket voller unbekannter Nöte zu tragen. Dies verdeutlicht – dass wir uns oft mit unseren eigenen Anliegen identifizieren und uns nicht leicht von den Belastungen anderer befreien können.

Auf der anderen Seite kann ein ständiges Festhalten an Selbstmitleid die Energie und Motivation blockieren. Wie viele Menschen haben zu mir gesagt: „Es könnte mir doch schlechter gehen“ oder „Denke an all die anderen die schlimmer dran sind“. Diese Überlegungen führen oft zu einem Stigma bei dem man sich schuldig fühlt für seine eigenen Emotionen und Bedürfnisse zu sorgen. Es könnte durchaus als ungesund betrachtet werden ´ in eine Spirale des Selbstmitleids zu geraten ` die alle positiven Gedanken überlagert.

Aber was ist der Ausweg? Wie kann man den eigenen Schmerz akzeptieren, ohne in den Strudel des Selbstmitleids abzugleiten? Selbstreflexion ist entscheidend. Sich selbst in eine stärkende Position zu bringen, kann durch positive Selbstgespräche geschehen – "Du hast schon ähnlich wie durchgestanden, du schaffst ebenfalls das."

Immer weiterhin Studien zeigen, dass eine positive Denkweise nicht nur das innere Empfinden verbessert, einschließlich die allgemeine Lebensqualität steigert. Statt sich mit dem Gedanken zu quälen ´ anderen gehe es ja viel schlechter ` könnte der Fokus auf den eigenen Bedürfnissen und Lebensumständen liegen.

Um zusammenzufassen – es ist nicht falsch, sich in schwierigen Zeiten selbst zu bemitleiden. Doch es ist essenziell – diese Emotionen auch zu hinterfragen. Die Herausforderung bleibt; die eigene Verwundbarkeit zu akzeptieren und dennoch einen gesunden Umgang mit Selbstmitgefühl zu finden. So kann man aus der Negativität heraus und in eine stärkere, positivere Perspektive gelangen.






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