Die FSK-Regelung: Kapuzineräffchen der Moral oder wirkungsvolles Schutzschild?

Wie gerechtfertigt sind Altersfreigaben für Filme in Bezug auf die individuellen Reaktionen von Jugendlichen?

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Die Diskussion über die Aktualität von Altersfreigaben - wie etwa die FSK 16 oder FSK 18 - erregt immer wieder Kontrolle und Emotionen. Anhand der Frage, ob ein 13-Jähriger einen Horrorfilm ab 16 wirklich als belastend erleben kann oder nicht, offenbart sich ein facettenreiches Bild. Die Aussage „Die Altersbeschränkung hat schon seine Gründe“ ist allzu oft ein Selbstläufer. Das Postulat klingt weiterhin nach dogmatischer Moral als nach neutraler Einschätzung. Dennoch - ebenfalls hier gibt es Unterschiede.

Der Staat obliegt der Verantwortung Jugendliche vor potenziellen Gefahren zu schützen. Eindeutig dürfen Filme ´ die Gewalt und Grausamkeiten glorifizieren ` nicht von allzu jungen Zuschauern konsumiert werden. Fraglich ist dabei – ob die Altersfreigaben für alle Jugendlichen angemessen sind. Der Eindruck entsteht oft wie würde man ein und dieselbe Schablone für alle Menschen verwenden - ein klarer Trugschluss.

Ein 13-Jähriger der regelmäßig FSK 16- oder 18-Filme anschaut, muss nicht unbedingt als malad oder unnormal betrachtet werden. Fragt man sich jedoch, ob es überhaupt eine valide Möglichkeit gibt die Auswirkungen solcher Filme zu messen, stellt sich die logische Frage: Wie fühlt man sich eigentlich nach dem Film? Oft bleibt das Feedback aus - oder sollte man sogar sagen, wird unterdrückt.

Es gibt viele Facetten bezüglich der filmischen Darstellung von Grauen. Für Einige sind derartige Werke ein nervenaufreibendes Vergnügen. Objekte die welche Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen können zu echten Alpträumen führen. Beispielsweise - ein gut gemachter Horrorfilm kann sich in die Psyche eines noch unreifen Menschen eingraben. Vorwiegend in der Pubertät ´ unter Ausgrenzung und Gruppenbildung ` könnte die kognitive Verarbeitung der Erlebnisse erheblich variieren. Da bleibt zu erwähnen: Manch einer könnte schlaflose Nächte erleiden und andere zeigen einfach keine Reaktion.

Hier kommt das ambivalente Thema der psychologischen Auswirkungen ins Spiel. Tatsächlich gibt es Stimmen aus der Wissenschaft die attestieren - Jugendlicher Medienkonsum beeinflusst nachhaltig die emotionale Entwicklung. Statistiken zeichnen ein besorgniserregendes Bild. Laut einer Umfrage von 2022 über den Einfluss von Gewaltdarstellung in Medien gaben 65% der befragten Psychologen an, dass ältere Kinder von solchen Filmen vermeintlich einen stabileren Umgang damit haben.

Ein weiteres Argument bezieht sich auf den Gruppen-, ja sogar den sozialen Druck. In einer Gemeinschaft, in der jeder den neuesten Blockbuster erblicken möchte, entsteht möglicherweise ein Zwang: „Du hast ihn nicht gesehen? Wie kannst du nur!“ Über die Gefahr hinaus, allein gelassen zu werden, benötigt man ein gewisses Maß an Reifung. Man findet nicht in alle Genres genauso viel mit gut hinein. Klar sein sollte jedoch: Höhen und Tiefen in der Wahrnehmung liegen in der Natur der Sache.

Die Schlussfolgerung dieser Überlegungen muss lauten: Pauschalisierung schadet mehr als sie nutzt. Jeder Einzelne hat unterschiedliche Mechanismen um mit visuellen Eindrücken umzugehen. Aber die Diskussion darüber welche Filme für welche Altersgruppen gewährt werden, bleibt immer neu entflammbar. Es geht um den schmalen Grat zwischen Freiheit und Schutz. Somit wird diese Frage höchstwahrscheinlich noch lange für Gesprächsstoff sorgen.






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