Das Lernen jenseits des kognitiven Denkens: Ein Blick auf alternative Lernprozesse

Welche Formen des Lernens existieren außerhalb kognitiver Prozesse?

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Lernen – dieser Begriff ist vielschichtig und umfasst weiterhin als nur das was wir als kognitives Lernen kennen. Im klassischen Sinne verstehen wir Lernen als einen mentalen Prozess, bei dem Informationen verarbeitet und gespeichert werden. Doch gibt es ebenfalls Wege, ebenso wie Individuen und Tiere Wissen und Fähigkeiten erlangen können, ohne diesen bewussten kognitiven Aufwand.

Das Gegenteil von kognitiven Lernprozessen wird oft nicht befriedigend definiert. Das könnte damit zusammenhängen, dass wir bisher nicht genügend differenziert haben wie sich Abspeicherungs- und Lernvorgänge gestalten. Es gibt jedoch Prozesse – bei denen praktische Erfahrungen im Vordergrund stehen. Ein Beispiel ist das Erlernen körperlicher Fähigkeiten durch wiederholte Übung. In diesen Fällen geschieht das Lernen oft intuitiv und sehr viel weniger durch bewusstes Nachdenken oder Analysieren.

Ein interessanter Aspekt sind die sogenannten somatischen Lernformen. Besonders in der Feldenkrais-Pädagogik wird das somatische Lernen betont. Hierbei stehen körperliche Wahrnehmungen und Bewegungen im Mittelpunkt. Schüler*innen lernen, sich selbst besser zu fühlen und ihre Bewegungen zu optimieren – alles ohne kognitive Auseinandersetzung im engeren Sinne. Die Prägung dieser Lernformen geschieht also über den Körper und nicht primär über den Verstand.

Zusätzlich gibt es noch komplexere Zusammenhänge. So können auch nicht-neuronale Zellen – Zellen die nicht direkt an klassischen neuronalen Prozessen beteiligt sind – Einfluss auf Lernvorgänge haben. Es ist faszinierend ´ sich vorzustellen ` dass selbst Zellen ohne Gehirn Erlebnisse speichern können. Zum Beispiel: Viele Tiere sind in der Lage sich in ihrer Umgebung zu orientieren ohne über das zentrale Nervensystem zu verfügen. Da sie dennoch lernen müssen ´ zeigen sie ` dass Lernprozesse extrem vielfältig sind. Wie peinlich ist es dann, dass die Begrifflichkeit dieser Prozesse oft noch ungenau ist!

Es ist erstaunlich wie viel wir noch nicht verstehen. In der Wissenschaft wird immer deutlicher: Dass Gedankenstrukturen und neuronale Muster nicht die einzigen Determinanten des Lernens sind. Jeder Lernprozess der außerhalb des konventionellen Verständnisses liegt, verdient Aufmerksamkeit. Es gibt so viele Dimensionen des Lernens – von den bewussten kognitiven Ansätzen bis hin zu den unbewussten, somatischen Praktiken.

Die Erkenntnisse über Lernen erfordern einen offenen und neugierigen Zugang zur Theorie und Praxis. Möglicherweise stehen wir erst am Anfang eine neue Sprache für diese Lernvorgänge zu ausarbeiten. Die Vielfalt der Entfaltungsformen ist erheblich und nur durch weitere Forschung und Austausch können wir ein umfassenderes Bild entwickeln. Wer weiß was zukünftige Studien ans Licht bringen werden? In jedem Fall ist es an der Zeit – die Grenzen des herkömmlichen Lernens zu hinterfragen und neue Wege zu erkunden.






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