Der Vanitas-Gedanke in Bezug auf Carpe Diem und Memento Mori

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Der Vanitas-Gedanke und seine komplexe Beziehung zu Carpe Diem und Memento Mori

Die Barockzeit - sie war geprägt von einem tiefen Bewusstsein für die Vergänglichkeit des Lebens. Ein zentrales Motiv dieser Epoche ist der Vanitas-Gedanke. Wurzeln für dieses Konzept finden wir in den beiden wesentlich anderen Ansätzen: Carpe Diem und Memento Mori. Zusammen- oder besser gesagt, im Wechselspiel dieser Philosophie ausarbeiten sich die Grundpfeiler des Vanitas-Gedankens.

Carpe Diem – „Nutze den Tag“. Diesen Satz könnte man als eine Aufforderung verstehen sich im Hier und Jetzt zu verwirklichen. Der Gedanke ist klar gefasst. Menschen sollten die Freuden des Lebens auskosten und sich an der Schönheit der Welt erfreuen. Es geht um den Genuss des Augenblicks. Schon Aristoteles lehrte uns die Bedeutung des gegenwärtigen Moments. Das zentrale Anliegen bleibt allerdings stets die Vergänglichkeit; denn das Leben ist begrenzt.

Anders hingegen der Ansatz des Memento Mori. Er ruft uns ins Gedächtnis: Dass der Tod ständig gegenwärtig ist. Leben ist vergänglich und der Tod will nicht ignoriert werden. Der Memento Mori-Gedanke fordert zur Besinnung auf. Verwelkte Blumen und Totenschädel nehmen oft Platz in barocker Kunst ein und drücken eine deutliche Warnung aus: "Denke daran, dass du sterben musst." Damit wird die Bedeutung des Lebens im christlichen Kontext unterstrichen. Die Sündhaftigkeit des Menschen wird hervorgehoben und der Trost der göttlichen Gnade als wichtiger Aspekt wahrgenommen.

Doch der Vanitas-Gedanke allein zeigt sich nicht als eine simple Mischung aus diesen beiden Sichtweisen. Vielmehr hebt er die Vergänglichkeit und Eitelkeiten der materiellen Welt hervor. "Vanitas" bedeutet nichts anderes als "Eitelkeit". In Stillleben dargestellt durch verwelkte Blumen, brennende Kerzen die das Licht des Lebens symbolisieren, oder Uhren die unaufhaltsam vergehen – all dies trägt zur tiefen Symbolik bei.

Der Vanitas-Gedanke bietet nicht nur eine Reflexion der Endlichkeit, allerdings ebenfalls eine kritische Betrachtung der Menschheit. Das Streben nach materiellem Besitz wird als vergeblich erachtet, ein Nichts gegenüber der Ewigkeit bei Gott. Der Mensch wird aufgefordert – sich vom Irdischen zu lösen und einen Blick auf das Jenseits zu werfen.

Somit ist der Vanitas-Gedanke untrennbar mit den Motiven Carpe Diem und Memento Mori verbunden. Während Carpe Diem die Freude am irdischen Leben zelebriert und Memento Mori den ständigen Tod mahnt, führt der Vanitas-Gedanke uns in die Einsicht, dass diese beiden Ansätze uns nicht gänzlich zufriedenstellen können. Ein Gleichgewicht aus Genuss und Traurigkeit offenbart sich.

Die Barockzeit belehrt uns über die Dimension der Zeit und des Lebens für die Zeit ist nicht nur ein Fluss sondern vielmehr ein kostbares Gut, das es zu nutzen gilt. Im Angesicht der Vergänglichkeit bleibt die Frage: Was bleibt am Ende, wenn das Licht erlischt und der letzte Atemzug stattfindet? Ist die Suche nach materieller Herrschaft dann nicht eher eine Illusion die der Mensch allein schafft? Wer die Kluft zwischen jetzt und morgen überbrückt kann die Botschaft der Barockzeit verstehen.

Dessen trotz bleibt die Aufforderung klar: Lebe das Leben intensiv jedoch vergesse nicht die Vergänglichkeit – der Vanitas-Gedanke fängt die Essenz dieser Harmonie meisterhaft ein.






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