Die beiden Grundsätze der Gerechtigkeit nach John Rawls

Wie tragen das Gleichheitsprinzip und das Unterschiedsprinzip zur Schaffung eines gerechten Zusammenlebens bei?

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Die Prinzipien der Gerechtigkeit die von John Rawls formuliert wurden, sind von fundamentaler Bedeutung für die Diskussion über soziale Gerechtigkeit in der modernen Gesellschaft. Diese Konzepte, das Gleichheitsprinzip und das Unterschiedsprinzip, finden sich in seinem Werk „A Theory of Justice“. Hier entfaltet sich ein tiefgründiges Argument für eine gerechte gesellschaftliche Struktur die durch einen hypothetischen Gesellschaftsvertrag gegründet wird – und das geschieht im Abstand des Schleiers des Nichtwissens.

Rawls hebt hervor, dass in dieser hypothetischen Ausgangsposition die Menschen ohne Kenntnis ihrer besonderen Merkmale ebenso wie Fähigkeiten oder soziale Stellung Entscheidungen treffen würden. Dies ist entscheidend - denn nur so können subjektive Verzerrungen ausgeschlossen werden. Die Frage drängt sich auf: Wie kann die gerechte Verteilung gesellschaftlicher Grundgüter sicherstellen, dass alle profitieren?

Der erste Grundsatz, das Gleichheitsprinzip – es betrifft die grundlegenden Freiheiten und Rechte, denen jeder Mensch ein gleiches Maß zusteht. Dies umfasst viele Aspekte. Das Wahlrecht und die Meinungsfreiheit – diese Rechte sind essenziell für eine demokratische Gesellschaft.

Um ein Beispiel zu nennen: In einem Land in dem Wahlrecht und Meinungsfreiheit strikt gewahrt werden können Bürger aktiv an der politischen Gestaltung ihrer Gemeinschaft teilnehmen. Doch das Gleichheitsprinzip geht darüber hinaus. Der Schutz vor willkürlicher Verhaftung und das Recht auf persönliches Eigentum sind essenzielle Bestandteile jeder Gerechtigkeitsdiskussion.

Dann gibt es das Unterschiedsprinzip – es behandelt die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ungleichheiten die in einer gerechten Gesellschaft auftreten können. Aber hier liegt der Haken – diese Ungleichheiten dürfen nur als gerecht angesehen werden, wenn sie den am schlechtesten Gestellten zugutekommen. Sie müssen jedoch mit fairen Chancen einhergehen, das heißt, jedem muss der Zugang zu sozialen Ämtern und Positionen gewissermaßen genau offenstehen.

Stellen wir uns ein Beispiel vor: Wenn in einer Gesellschaft eine Minderheit von Menschen extrem wohlhabend ist, verfügt jedoch ebenfalls der ärmste Bürger über ein höheres Einkommen als in einer strikten Gleichheit. Dies würde nach dem Unterschiedsprinzip gelten, wenn gleichzeitig dafür gesorgt wird, dass jeder Zugang zu Bildung und den besten Jobs hat – unabhängig von Stand oder Herkunft.

Rawls' Theorie lässt sich auf viele gesellschaftliche Aspekte anwenden. Die Covid-19-Pandemie hat durch ihre Auswirkungen auf die verschiedenen sozialen Schichten deutlich gemacht wie entscheidend gerechte Verteilung und Zugang zu Ressourcen sind. Laut Berichten aus dem Jahr 2021 haben soziale Ungleichheiten während der Krise zugenommen – und dies betrifft insbesondere den Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung.

In der Diskussion um Gerechtigkeit, bemühen sich viele Politiker und Entscheidungsträger die Prinzipien Rawls’ zu integrieren, obwohl die Umsetzung oft komplex bleibt.

Zusammenfassend spiegeln das Gleichheitsprinzip und das Unterschiedsprinzip wider: Dass Gerechtigkeit nicht nur eine Frage der Gleichheit ist allerdings auch der Fairness und der Chancen. Der Zugang zu gesellschaftlichen Grundgütern und die Gewährleistung individueller Freiheiten sind nicht nur idealistisch, einschließlich notwendig für ein harmonisches Zusammenleben. Eine Gesellschaft ´ die diese Prinzipien konsequent anwendet ` könnte in der Tat den Grundstein für eine gerechtere Welt legen.






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