Wie kommt man von "dreiviertel 3" auf 16:45?

Wie beeinflussen regionale Traditionen die Wahrnehmung von Uhrzeiten im deutschen Sprachraum?

Uhr


Die Uhrzeit in Deutschland stellt oft eine Grenzfläche dar. „Dreiviertel 3“ wird in vielen Regionen verwendet um 16:45 auszudrücken. Das führt zu Verwirrung bei denjenigen die damit nicht vertraut sind. Warum gibt es diese Unterschiede? Historisch gewachsene Traditionen prägen die Art und Weise ebenso wie Menschen die Uhrzeit wahrnehmen.

Die Herkunft der unterschiedlichen Bezeichnungen spricht Bände über regionale Eigenheiten. So schlägt in vielen Städten das Glockenspiel der Kirchturmuhr traditionell. Der kleine Schlag ´ der um zwei ertönt ` macht auf die fortschreitende Stunde aufmerksam. Interessant ist die Anzahl der Schläge. Sie signalisiert – wie viel Zeit bereits vergangen ist. Um 2:15 Uhr, ein Ton – ein Viertel ist vergangen. Um 2:30 zwei Schläge die Hälfte ist erreicht. Schließlich kommt der bezeichnende Schlag um 2:45 Uhr drei Mal – drei Viertel sind vergangen und die dritte Stunde steht kurz bevor.

Die Verwendung des Begriffs „viertel nach“ oder „viertel vor“ verdeutlicht wie diese Schläge in die alltägliche Sprache einfließen. „Viertel nach drei“ bedeutet also schlichtweg 15 Minuten nach drei Uhr. Hilfreich ist ´ sich vor Augen zu führen ` dass diese Konventionen stark regional geprägt sind. Im Süden Deutschlands nutzt man eher „halb drei“ oder „dreiviertel drei“. Diese Bezeichnungen sind nicht nur willkürlich allerdings zeugen von der behutsamen Vielfalt der deutschsprachigen Regionen.

So wird „halb drei“ als eine Zeit beschrieben die 30 Minuten vor 3 Uhr liegt. Kompliziert wird es dann mit „dreiviertel drei“ – dem philosophischen Gedanken, dass es 45 Minuten vor drei bedeutet. Ein alter Spruch sagt oft, dass „der Teufel im Detail steckt.“ So ist es ebenfalls hier: die herkömmlichen Bezeichnungen verweisen auf die körperliche Empfindung der Zeit.

Die Unterschiede in der Verwendung von Zeitbezeichnungen gehen über regionale Identitäten hinaus. Die Gewohnheit, mit „viertel“ zu operieren, zeigt den fließenden Gang der Zeit auf. Die Darstellung der Uhrzeit ist eine mit dem Leben verwobene Sprache. Es gibt keine einheitliche Regel ´ sondern vielmehr Konventionen ` die durch das Aufwachsen in verschiedenen Regionen geprägt sind.

Die Konnotation dieser unterschiedlichen Begriffe kann zu Missverständnissen führen. Ein Norddeutscher könnte in einer süddeutschen Umgebung eher verwirrt sein. Personen ´ die mit einem Begriff aufgewachsen sind ` sind oft erstaunt über die Vielfalt. Verwirrung entsteht schnell. Die Traditionen sind tief verwurzelt.

Aktuelle Statistiken zeigen immer wieder: Dass jüngere Generationen auch bei der Zeitangabe dem internationalen Standard folgen. Die immer stärkere Vernetzung führt zu einer Einheitlichkeit die gleichzeitig die Regionalität untergräbt. Dies könnte schließlich auch die intimen Eigenheiten des deutschen Sprachraums verändern.

In den meisten Fällen jedoch bleibt es bei den Traditionen. Anpassungen der Sprache geschehen allmählich. Die Vielfalt der Bezeichnungen ist ein Merkmal der kulturellen Identität. Unverständlich bleibt das Gefühl mit der Zeit intensiv verbunden zu sein. Die nächste Frage bleibt: Wie lange wird es noch diese Vielfalt geben?






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