Warum wird tod immer mehr schlechtes gesehen gutes
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Warum wird der Tod immer mehr als etwas schlechtes gesehen als etwas gutes?
Wir leben in einer Gesellschaft der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. So weit, so gut. Nur ist es eine unschöne Eigenschaft des Menschen, dass nichts, was die Möglichkeiten hergeben, ungetan bleiben darf. Das ist die Schattenseite.
Andererseits verdanken wir den Möglichkeiten der Medizin auch sehr viel. Wollt´s nur mal kurz einwerfen. Man hält jemanden nicht unbedingt endlos am Leben. Es gibt Mittel und Wege, das Sterben zu verkürzen und das Leiden nicht unnötig hinauszuzögern.Aber darum geht es ja in der Frage nicht.
So, neben dem Hang, immer alle Möglichkeiten auszuschöpfen auf Teufel komm raus, haben wir noch ein weiteres Problem. Es ist kein Platz für den Tod in einer Gesellschaft, die in allen Belangen angelegt ist auf Bewegung, Aktivität, Jugend, Funktionieren. Der Tod ist kein alter Vertrauter mehr wie es einmal war. Der Tod ist keine Normalität, er ist Stillstand, Ende, etwas, das fremd ist und unerklärlich und er macht den Menschen Angst. Und manchmal macht er halt soviel Angst, dass man alles tut um ihm nicht begegnen zu müssen, selbst wenn das völlig unsinnig ist und nur mehr Leid bedeutet.
Der Tod kann auch das Ende des Leidens bedeuten, das Ende von Schmerz und Angst. Aber der Zurückbleibende, ich unterstelle das mal ganz böse, denkt nicht selten an sich und die Vergänglichkeit mit der er nichts zu schaffen haben will.
Manchmal ist der Tod die bessere Lösung, aber er ist uns fremd geworden, und was uns fremd ist, das fürchten die Meisten.
Ist da das Leben nicht mehr Qual als der Tod, wenn man schon alt ist und nur noch im Bett vor sich hin vegetiert?
Ich würde diese Frage für mich persönlich mit "ja" beantworten, aber das ist ja jedermanns eigene Sache. Um sowas gegen seinen eigenen Willen zu verhindern, wenn man sich nicht mehr mitteilen kann, gibt es ja sog. Patientenverfügungen- was das Ganze aber auch derzeit nicht wirklich einfacher gestaltet. Meist sind es ja auch die Angehörigen die sich dann keine Vorwürfe anhören wollen, man hätte nicht genug für das Überleben des geliebten Menschen getan oder für dessen Genesung. Und was deine letzte Frage angeht- es ist nunmal der Berufsethos der Ärzte Menschenleben zu retten.
Was mir gerade noch dazu einfällt- wem sollte denn die Entscheidungsvollmacht übertragen werden für solche Entscheidungen wem das Leben gerettet wird oder nicht oder welches Leben NICHT mehr lebenswert ist? Dann kommt man direkt wieder in eine Diskussion, ob behinderte Menschen dann auch überhaupt eine "Daseinsberechtigung" haben- und zwar jene die von Geburt an schwerbehindert sind und sich nicht eine Sekunde in ihrem Leben um sich selbst kümmern können.
Das ist eine gute Frage. könnte man ähnlich wie mit den Patientenverfügungen machen, aber man rechnet ja auch nicht jedes Mal, wenn man z. B. in sein Auto steigt, dass einem ein Unfall passiert und hat so nen Wisch bei sich
Diese Sache mit den behinderten habe ich mich auch schon gefragt - einerseits macht ein behinderter Mensch seinen Eltern viel Arbeit und er hat eigentlich sowiso nichts vom Leben - andererseits wissen wir auch wieder nicht, wie schwerbehinderte 'ticken', können also auch nicht wissen, ob denen ihr Leben nicht doch irgendwie gefällt, auf eine Art und Weise, die für uns vielleicht undenkbar wäre.
Zudem es immer noch zu Problemen kommt, selbst wenn eine Patientenverfügung besteht. Das mit den körperlich und beeinträchtigen Menschen ist wirklich ein äußerst heikles Thema. da kann mein bei einer Diskussion eigentlich nur verlieren. Denn es ist schon sehr krass zu sagen, dass eine Person auf einmal kein Lebensrecht mehr hat "nur" weil sie durch einen tragischen Unfall nun - auf welche Weise auch immer- behindert ist. Bei Behinderungen von Geburt an sollte wie bei jeder Schwangerschaft auch den Eltern die Entscheidung überlassen sein, ob sie das Kind bekommen möchten oder nicht- entscheidet man sich aber dazu sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man dann bis an sein Lebensende einen Pflegefall zu Hause hat und was macht man dann, wenn man selbst zum Pflegefall wird.?
Interessante Frage – ich persönlich sehe den Tod eher neutral. Er gehört einfach dazu. Und Du hast völlig Recht – warum muss jeder Mensch mit aller Gewalt am Leben gelassen werden? Dazu gibt es meiner Meinung nach keine Veranlassung … das ist schlechterdings etwas wie »Unmord« …
Ich hab dich ja noch selten gelobt, aber "Unmord".
Wenn das originär von Dir selbst kommt: Hut ab
für die Blumen … und ganz ehrlich: Das Wort ist mir gerade spontan in den Sinn gekommen, als ich darüber nachdachte, was das Gegenteil von Mord sein könnte … unter dem Aspekt des aktiven Handelns und entgegen der allgemein als richtig empfundenen Handlungsweise … jedenfalls würde ich diesen »Unmord« als ebenso unethisch betrachten, wie den »Mord« …
Leben und sterben lassen - Das Leben wäre so schön, wenn es da nicht den Tod gäbe. So zumindest, wäre wohl der Gedanke eines lebensfreudigen Menschen. Den wer am Leben Freude fand, wird am Tod wohl keine finden.
Und genau das ist schon eine von mehreren möglichen Antworten: Wir hängen am Leben, weil das Leben einfach schön war. Es ging uns gut, wir hatten alles und dann. plötzlich soll es das gewesen sein? Ein unzumutbarer Gedanke für manch einen Menschen.
Oft ist es aber nicht nur der Gedanke an das Leben, sondern der Gedanke des Sterbens welcher uns Sorgen bereitet. Vielleicht war das Leben zwar nicht unbedingt das Beste, aber der Tod.? Was passiert da? Wie viel spüre ich vom Sterben? Was spüre ich danach? Was ist eigendlich danach? Was wenn meine Religion doch unrecht hatte? Und warum rieht das hier so komisch nach Schwefel?
Nein, der Gedanke an den Tod selbst kann uns auch zum verzweifeln bringen und wir wollen den Tod nicht erleben.
Es soll auch Menschen geben die nicht sterben wollen, um gewisse Dinge zu verhindern. Streit um das Erbe - Wer länger lebt vererbt nicht so schnell; die Lebensarbeit zu Ende bringen - Man arbeitet ja schließlich nicht 40 Jahre an etwas um es dann nicht zu vollenden. Manch einer will nicht sterben, weil er andere Menschen nicht trauern sehen will bzw. nicht mit der Trauer alleine lassen will. Es gibt auch solche die so fest eine Krankheit überwinden wollen, aber von dieser überrollt werden. Auch die wollen sich nicht vom Leben lösen.
Und der Mensch der an der Maschiene steht? Der der über Leben und Tod entscheidet?
Der verzweifelt selbst an der Frage: Tod oder Leben?
Den woher soll man nun wissen wie sich der Mensch, der gerade mit dem Tod ringt, entschieden hat? Woher weiß man, wie viele Schmerzen er hat? Will er es beenden? Oder will er weiter leben?
Es gibt nichts grausameres für einen Menschen, als diesen die Entscheidung zu überlassen: Maschienen aus oder weiterlaufen lassen.
Und wer meint eine Patientenverfügung gibt die Antwort, der soll wissen, dass wir uns wärend des Überlebenskampfes oftmals anders entschieden hätten, als wir es noch vor einigen Wochen/Monaten/Jahren zu Papier gebracht hatten.
Früher war der Tod näher am Leben, weil die in Großfamilien gelebt haben. Um die Alten und Kranken hat man sich daheim gekümmert. Und die Menschen sind daheim gestorben. Der Tod war weder gut noch schlecht. Er war ein Teil des Lebens. Die waren automatisch damit konfrontiert. Selbst die Säuglinge, Kleinst- und Kleinkinder haben ihn mitbekommen.
Heutzutage sterben die im Krankenhaus oder in Altenheimen oder Hospitzen. Dadurch das man es nicht mehr mitbekommt, hat man Angst davor, weil der Tod und das Sterben etwas fremdes geworden ist