Warum man helmut kohl franz josef strauß innerhalb cd csu bundeskanzlerkandidaten bevorzugt
5 Antworten zur Frage
Videos zum Thema
Warum hat man eigentlich damals Helmut Kohl vor Franz Josef Strauß innerhalb der CD//CSU als Bundeskanzlerkandidaten bevorzugt?
Das stimmt so nicht, FJS kandidierte 1980 als Kanzlerkandidat der CDU/CSU. Aber Franz Josef Strauß war für viele Bundesbürger nicht wählbar, weil sie ihn für intolerant, unsozial, eigensinnig oder unkontrollierbar hielten. Seine fraglosen politischen Kompetenzen reichten nicht aus, um das Vertrauensdefizit in der Bevölkerung auszugleichen.
Mit dem Scheitern der Kanzlerkandidatur endete die bundespolitische Karriere von Franz Josef Strauß. Nach der Wahl zog er sich als bayerischer Ministerpräsident nach München zurück. Das Kanzleramt blieb ihm, der sich immer für den besseren Regierungschef gehalten hatte, verwehrt. Die Position des Helmut Kohl wurde dadurch aber wieder nachhaltig gestärkt. Retrospektiv wird dies als kluger Schachzug von Helmut Kohl gesehen, da eine Kandidatur 1980 gegen Helmut Schmidt von vorneweg als aussichtslos galt und Kohl somit FST ein für allemal als Konkurrenten um das Kanzleramt los war.
Hier findest Du mehr zur Kandidatur des FJS in Jahre 1980, aber auch zu anderen gescheiterten Kanzlerkandidaten:
Zeitgeschichte: Das Scheitern eines Alpha-Tiers - SPIEGEL ONLINE
Wenn ich nicht total in Geschichte versagt haben, standen als CDU-Kanzlerkandidaten Strauß oder Ernst Albrecht 1979 zu Auswahl und Strauss gewann die Abstimmung und wurde so der CDU-Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 1980. Die Wahl ging für die CDU schlecht aus und H. Schmidt wurde wieder Kanzler.
Der Wahlkampf 1980 wurde sehr hart geführt und es zeigte sich, dass Strauss außerhalb Bayerns als sehr befremdlich und radikal angesehen wurde und so keine Mehrheit in der CDU/CSU fand und quasi abgesägt wurde. Da Helmut Kohl CDU Vorsitzender war, schien es als sinnvoll, ihn nun näher ins Licht zu rücken. Es folgte das Misstrauensvotum gegen H. Schmidt und Kohl wurde als Bundeskanzler gewählt. Er verlor vorsätzlich die Vertrauensfrage um Neuwahlen zu erzwingen und seinen neuen Kurs durch das Volk bestätigen zu lassen. Daher wurde Kohl auch 1983 Kanzlerkandidat.
Eine Ergänzung noch, warum Strauß 1980 Kanzlerkandidat und nicht Albrecht wurde: Die 1970er Jahren waren geprägt durch die Ostpolitik der SPD, die Strauss sehr scharf kritisierte und als Vaterlandverrat ansah. Daher war man wohl damals der Meinung, dass Strauss ein besseres Gegenstück zur SPD wäre.
Strauß stand einer Kandidatur zuerst zögerlich gegenüber, erst Zimmermann und Stoiber überredeten ihn dann zu diesem aussichtslosen Vorhaben. 1980 war schon abzusehen, dass die sozialliberale Koalition in unruhiges Fahrwasser geraten würde. Hier fehlte FJS die Weitsicht und Geduld abzuwarten, Kohl wiederum nutze die Situation seinen Widersacher ein für allemal loszuwerden und für den Fall eines Scheiterns der sozialliberalen Koalition gut aufgestellt zu sein.
Nun, ob es aussichtslos war, kann man streiten. Der Wahlkampf 1980 war einer der härtesten und leider auch einer der blutigsten.
Im Nachhinein ist man immer klüger, Strauß wird ihn sicherlich nicht als aussichtslos erachtet haben und in der Geschichte der BRD gab es noch deutlich aussichtslosere Kanzlerkandidaten, die es auch tatsächlich von vorneweg waren, man denke nur an Westerwelle 2002.