Fehldiagnose psychische störung wie viele fehldiagnosen bereich psychologie gestellt

Nach Aussage einer mir bekannten Psychologin seien viele Diagnosen von Psychotherapeuten und Psychiater sehr eng an "Trendkrankheiten" gebunden. Es sollen also viele Patienten einfach eine Krankheit diagnostiziert worden sein, nur weil sie gerade sehr bekannt war und entsprechend vereinzelte Symptome dafür sprachen. So sei in den 90er Jahren viele Kinder als ADHS oder ADS krank diagnostiziert worden, obwohl nur wenige Symptome dafür sprachen oder die Symptome nur zeitweise auftraten. Ebenso seinen derzeit viele mit einer bipolaren Störung diagnostiziert obwohl es sich dabei um eine andere Form der Depression handeln könnte. Wie sieht es also nun genau mit solchen Fehldiagnosen aus? Wie viele psychologische Fehldiagnosen werden jährlich im Schnitt gestellt? Und was noch wichtiger ist: Warum werden diese Fehldiagnosen überhaupt gestellt?

2 Antworten zur Frage

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Fehldiagnose: psychische Störung - Wie viele Fehldiagnosen wurde im Bereich der Psychologie schon gestellt?

Oh ein Lieblingsthema von mir. Es handelt sich aber wohl nicht um psychologische, sondern um psychiatrische Fehldiagnosen. Der Prozentsatz an Fehldiagnosen in der Psychiatrie ist wohl der mit Abstand höchste aller Fachrichtungen. Schätzungen gehen von etwa 30-40 Prozent aus. Die Gründe sind wohl verschiedene. Zum einen lässt sich ein psychisches Symptom schwerer diagnostizieren als z.B. ein verringerter oder erhöhter Blutwert, welcher ja schwarz auf weiß vorliegt. Besonders wenn die Symptome nicht stark ausgeprägt sind ist es sehr schwierig. Ein Symptom, welches für den einen Arzt existiert existiert für den anderen wiederum nicht. Ausserdem ist sehr schwierig psychische Erkrankungen in Symptomenkomplexe zu fassen, da sehr häufig Komorbiditäten bei Patienten vorkommen und sich Symptome auch verschieden Erkrankungen zuordnen lassen.
Im ICD-10 sind die Diagnosekriterien für psychische Erkrankungen untergebracht , d.h. um eine psychische Erkrankung zu diagnostizieren muss ein Patient einen bestimmten Symptomkomplex erfüllen, damit ihm diese Erkrankung diagnostiziert werden kann. Aber leider halten sich Psychiater nicht an die offiziellen Diagnosekriterien, da sie ihre Fähigkeiten wohl überschätzen und krankhaft von der Richtigkeit ihrer Diagnose überzeugt sind. Ein häufiges Problem ist eben auch, dass Patienten keine Diagnosekriterien für irgendeine Erkrankung erfüllen, sie aber eine haben und diese auch behandelt werden muss.
Ein weiteres Problem ist, dass generell alle Untersuchungsergebnisse einen sehr großen Spielraum für Interpretationen bilden und man eigentlich jede Erkrankung rauslesen kann, die man nur will. Ich kann dir mal ein paar Beispiel aufzählen. Es gab mal einen Professor, welcher acht seiner Studenten, welche behaupteten Stimmen gehört zu haben, auf eine psychiatrische Station schickte, um festzustellen wieviele dieser als Simulanten entlarvt würden. Alle benahmen sich auf der Station vollkomen normal, aber auf der Entlassungsdiagnose stand von allen Schizophrenie. Oder es gab mal einen Fall in England, wo ein Arzt einem Rastafari dieselbe Diagnose stellte, weil er anstatt dem Wort deadication livication benutzte. Der Arzt wusste davon nichts und interpretierte dies als Neologismus , also eine Wortneuschöpfung.
Was noch vorkommt ist, dass es sehr viele neurologische und auch internistische Erkrankungen gibt, welche nicht erkannt werden. Und diese Patienten werden dann einfach in die Psychiatrie abgeschoben und kriegen dann zwangsläufig irgendeine Fehldiagnose.
Und der Hauptgrund warum Psychiater Fehldiagnosen stellen ist einfach der, dass sie es dürfen. Du kannst dir mal die Fälle von Behandlungsfehler angucken, welche in den letzen Jahren stark angestiegen sind. Die häufigsten Behandlungsfehler sind wohl bei falsch eingepflanzten Hüftgelenken. Aber merkwüdigerweise findest du selten Fälle von psychiatrischen Fehldiagnosen, obwohl in dieser Fachrichtungen die meisten gestellt werden. Der Grund ist ganz einfach. Du musst vor Gericht nachweisen, dass dir eine Fehldiagnose gestellt worden ist. Und wie will man nachweisen, dass man keine psychische Erkrankung hat, wenn es keine Tests gibt, mit welchen man dies ausschließen könnte? Selbst wenn man einen anderen Arzt findet, der der Meinung ist, dass die Diagnose falsch ist, reicht das noch nicht, weil dann Aussage gegen Aussage steht. Und Ärzte sagen immer ungern gegeneinander aus.
Es ist teilweise wirklich so, dass wenn du krank bist und zu einem Arzt gehst, welcher auf psychosomatische Erkrankungen spezialistiert ist, du die Diagnose psychosomatisch kriegst und bei einem anderen Arzt, welche vielleicht auf ADHS spezialisiert ist, die Diagnose ADHS erhälts. Das Schlimme dabei ist natürlich, dass es sich hierbei um zwei völlig verschiedene Erkankungen handelt, welche natürlich auch behandelt
Eine gute und ausführliche Antwort. dafür
Wenn du mir die Frage gestattest: Bist du selbst in diesem Bereich beruflich tätig oder hast sonst etwas damit zu tun?
Genau kann man nicht sagen wie viele Fehldiagnosen festgestellt worden sind. Wahrscheinlich laufen immer noch einige mit einer falsch diagnostierten Krankheit herum, weshalb sich eine genau Zahl nie sagen lässt.
Aber abgesehen davon, dass Menschen Fehldiagnostisiert worden sind, gibt es auch einige bei denen keine Krankheit vom Psychologen oder Arzt festgestellt worden ist, obwohl sie eine besitzen. Dieses kann man eigentlich auch als Fehldiagnose bezeichnen.
Ich denke es liegt einfach daran, dass diese Psychologen, Ärzte o.d nicht genug Kenntnise mitbringen oder einiges ihres Studiums vergessen haben. Aber es gibt auch viele, die sich nicht die Mühe machen, jeden einzelnen Patienten auf all seine Symptome zu prüfen. Sie prüfen lediglich 2-3 Symptome einer krankheit und wenn diese passt, sagen sie ihm, das er diese Krankheit hätte.


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