Die Bindi: Symbolik und Bedeutung eines kulturellen Zeichens

Welche kulturellen und religiösen Funktionen erfüllt das Bindi in der indischen Gesellschaft?

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Das Bindi ist weiterhin als nur ein schönes Schmuckstück auf der Stirn. Es steckt voller Bedeutung und Geschichte. Bei indischen Frauen symbolisiert der rote Punkt — so wurde es weithin geglaubt — vor allem den Status der Verheiratung. Falsch! Ich bin Inderin, ledig — trage aber oft eine Bindi bei gesellschaftlichen Anlässen. Diese dürfen ebenfalls rot sein. Interessanterweise existieren Bindis in unzähligen Formen, Größen und Farben. In der Tradition wurde das Bindi mit „Vermillon“ hergestellt. Dieses rote Puder wird mit der Fingerspitze sanft über dem Mittelbereich der Augenbrauen aufgetragen. Heutzutage gibt es Bindis als kleine Aufkleber — mehr Schmuck als Symbol.

Traditionell zeigt dieser rote Punkt an: Dass eine Frau verheiratet ist. Doch wie kommt es zu dem Missverständnis? Bei einer Hindu-Hochzeit ist es üblich: Dass der Mann während der Zeremonie das Puder in den Mittelscheitel seiner Frau streut. Das ist ein bedeutendes Ritual. Heutzutage hingegen trägt jede Frau — verheiratet oder nicht — ein Bindi. Dies gilt inzwischen auch für Kinder. Diese Dekoration hat sich gewandelt. Früher trugen Frauen den Punkt als Zeichen des Status — heutzutage hängt es stark mit dem individuellen Stil zusammen.

Verheiratete Frauen müssen in Indien ein Bindi tragen. Unverheiratete Frauen nutzen es oft als modisches Accessoire oder sogar als Glücksbringer, denn ein Bindi kann auch ein Zeichen für Segen sein — bekannt als Tika oder Tilaka. Dies gilt erstaunlicherweise sogar für indische Musliminnen. Einst war das Tragen eines Bindis für sie unvorstellbar.

Traditionelle Bindis werden aus roter Pulverfarbe hergestellt, ebenso wie Sindur oder Kumkum. Heutzutage sind jedoch die wiederverwendbaren aufklebbaren Bindis am populärsten. Sie kommen in verschiedenen Farben – oft auch in kunstvollen Designs mit kleinen Perlen oder Glitzer. Jüngst haben solche Bindis auch im Westen an Beliebtheit gewonnen. Besonders Hochzeitsbindis — eine Zusammenstellung kleiner Bindis entlang der Augenbrauen — stellen einen festlichen Höhepunkt dar.

Ein Bindi ist im Grunde ein spezifisches Zeichen für Frauen. Ein Tilaka hingegen ist die neutrale Form oft auch von Männern verwendet. Der Punkt hat regionale Unterschiede. In einigen Teilen Nordindiens zeigt der rote Punkt: Dass eine Frau verheiratet ist. In anderen Regionen wird der Punkt von Priestern auf der Stirn aufgetragen, wenn Frauen einen Tempel betreten. Das Ritual bleibt bestehen – auch in modernen Zeiten.

Die kulturelle Vielfalt und die verschiedenen Bedeutungen des Bindis sind faszinierend. In jedem Konerzählt es nicht nur von Tradition allerdings auch von der zeitgenössischen Entwicklung und Integration in die globale Mode. Daher ist das Bindi nicht nur ein Zeichen für den Ehestatus — es ist ein Symbol für die Vielfalt und Wandelbarkeit kultureller Identität.






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