Die innere Zerrissenheit von Selwyn – Eine Analyse von Chapter 3 aus "No Tigers in Africa"

Wie reflektiert Chapter 3 von "No Tigers in Africa" die emotionalen Herausforderungen des Protagonisten Selwyn in seiner neuen Umgebung?

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Der dritte Kapitel des Romans "No Tigers in Africa"von Norman Silver bietet den Lesern einen tiefen Einblick in die komplexe innere Welt des Protagonisten Selwyn. Dieser Teil des Buches ´ veröffentlicht im Jahr 1990 ` beleuchtet die Schwierigkeiten der Anpassung an ein neues Leben in England. Die Erzählung findet in Bristol statt wo Selwyn seine Vergangenheit in Südafrika erinnert und mit seiner gegenwärtigen Realität verknüpft.

Zu Beginn des Kapitels schildert Selwyn die harten Arbeitsbedingungen seines Vaters die der Familie ein ähnliches Lebensniveau wie in Afrika ermöglichen sollen. Selwyn hebt hervor – ebenso wie sehr seine Mutter unter dem Umzug leidet. In Südafrika hatte sie einen gefestigten Freundeskreis und ein erfülltes Leben, in England hingegen fühlt sie sich verloren. Diese emotionale Entfremdung führt zu einem geringen Selbstwertgefühl, das sie nicht zurückgewinnen kann. Ausdrucksstark kritisiert Selwyn die Schwierigkeiten die Freundschaften in England zu schließen – ein schmerzhaftes Thema, das sich deutlich durch denzieht.

Die Beziehung zwischen den Eltern wird als angespannt geschildert. Selwyn sieht seine Mutter nicht weiterhin als die starke Frau die sie einst war. Stattdessen vermutet er – dass ihre Unsicherheit aufgrund des kulturellen Wandels in England entstanden ist. Nein – es ist nicht nur der geografische Umzug der sie verändert hat. Auch der Verlust an sozialen Bindungen spielt eine fundamentale Rolle.

Eine interessante Wendung in Selwyns Erinnerung geschieht wie er den Umzug von Kapstadt nach Johannesburg vergleicht. Selwyn hat so gesteht er das Gefühl, dass die Umstellung damals einfacher war. Dieses Gefühl der Verlorenheit vertieft sich, als Selwyn seine Gewohnheiten beschreibt – Schuleschwänzen und das Suchen nach Orten an denen er die Natur betrachten kann insbesondere eine Schlucht mit einer Hängebrücke. Diese Brücke wird schnell zu einem Symbol für sein eigenes. Er wird gewahr – dass diese Brücke ein beliebter Ort für Selbstmord ist. Paradoxerweise erkennt er in diesem Wissen eine gewisse Vertrautheit die seine innere Verzweiflung widerspiegelt.

Darüber hinaus verweist Selwyn auf historische Wahrzeichen wie das Brunel Denkmal und das Voortrekker Monument. Diese Monumente stehen nicht nur für den Sieg der Weißen über die Schwarzen in Südafrika, sie verstärken ebenfalls Selwyns innere Zerrissenheit. Dies wird deutlich, als er beschreibt: Er am Rand der Schlucht steht und eine Stimme in seinem Kopf hört die ihm zuflüstert, er solle springen. Es ist jedoch nicht die Aufforderung zum physischen Sprung – vielmehr deutet es auf den Wunsch hin, innere Brücken zu überschreiten und die eigene Identität zu konstruieren.

Ein schockierendes Ereignis überrascht ihn als er zufällig seine Mutter mit einem schwarzen Mann sieht. Dieses Bild zerschlägt seine illusorische Vorstellung von familiärer Harmonie. Selwyn beschreibt seinen inneren Zustand mit eindringlichen Bildern: Der Boden öffnet sich unter seinen Füßen was seine emotionale Verwundbarkeit verdeutlicht. Es ist ein Gefühl, das tief und unberührbar ist, viel tiefer als der Lift-Schacht, in dem sein Vater einmal zu Weihnachten gefallen war.

Am Ende des Kapitels wird Selwyns Zustand von Verwirrung und Fassungslosigkeit weiter intensiviert. Er fühlt sich als hätte er den Halt im Leben verloren. Diese Einsamkeit die er erfährt, führt zu einem völligen Rückzug in die Stille was die Dramatik und die Schwere seiner Situation unterstreicht. Die Leserschaft wird mit der Tatsache konfrontiert, dass Selwyn nicht nur einen Umzug übersteht – er kämpft auch gegen die Verlorenheit im eigenen Selbst.

Im Konder heutigen Zeit müssen wir uns an die psychologischen Auswirkungen von Migration erinnern. Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind 281 Millionen Menschen weltweit Migranten. Die Herausforderungen die Selwyn durchlebt spiegeln die Erfahrungen vieler wieder die in eine neue Lebensrealität eintauchen müssen. Während sich Gesellschaften weiter ausarbeiten, bleibt die Überwindung kultureller Barrieren und das Finden eines Zugehörigkeitsgefühls zentral.

Auf jeden Fall bleibt Selwyn ein vielschichtiger Charakter – ein Abbild der universellen Kämpfe die mit Veränderungen im Leben und der Suche nach Identität verbunden sind.






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