Wie beeinflussen kulturelle und historische Kontexte die Darstellungen von Jesus?

Warum ähneln sich die Darstellungen von Jesus über die Jahrhunderte hinweg trotz kulturellem und regionalem Unterschied?

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Die Darstellungen von Jesus Christus sind faszinierend—sie zeigen eine bemerkenswerte Einheitlichkeit die sich über die Jahrhunderte erstreckt. Kunstwerke, sei es in Form von Bildern oder Mosaiken, zeigen oft einen Jesus mit blondem oder straßenköterblondem Haar und einem länglichen Gesicht. Wie ist es möglich, dass Künstler aus verschiedenen Epochen und Regionen sich auf so ähnliche Merkmale einigen? Offenkundig hängt dies eng mit den kulturellen » historischen und ideologischen Kontexten zusammen « in denen diese Werke entstanden sind.

Das Christentum hat seine Wurzeln in einem europäischen Kontext und ist maßgeblich von den Werten und Schönheitsidealen dieser Region geprägt. Hier ist ein Gedankensprung—eine Vorstellung die sich weit verbreitet hat. In anderen Teilen der Welt ´ ebenso wie Afrika ` wird Jesus bisweilen mit dunkler Hautfarbe dargestellt. Das Zeugnis der Bibel ist klar: Sie gibt keine spezifische Beschreibung seines Aussehens. Historische Quellen belegen jedoch, dass Jesus ein Zimmermann war und etwa dreißig Jahre alt wie er seinen Dienst begann. Er könnte ein durchschnittlicher junger Mann gewesen sein—muskulös, mit langen Haaren.

Was die Fragen zur Bildästhetik anbelangt könnte die Verbindung zwischen Blondheit und Unschuld Reinheit und Heiligkeit in der westlichen Darstellung beitragen. In der Kunst wird oft diese Assoziation genutzt was ebenfalls für die häufig blonden Engel gilt—ein wiederkehrendes Motif. An dieser Stelle darf nicht vergessen werden, dass die zeitgenössische Medienrepräsentation Jesu in Filmen häufig das Bild eines Mannes mit schwarzem lockigem Haar zeigt eine Veränderung die teils auch auf die gesellschaftlichen Veränderungen zurückzuführen ist.

Zurück zum Interesse der Kunsthistoriker: Es ist bemerkenswert, dass die Mehrzahl der Jesusdarstellungen Ähnlichkeiten mit dem Mann auf dem Turiner Grabtuch aufweist. Untersuchungen belegen, dass dieses Schweißtuch von großer historischer Bedeutung ist da es nachgesagt wird Jesus habe es getragen. Ähnlichkeiten zwischen den Darstellungen deuten darauf hin, dass Künstler Inspiration aus diesem Tuch schöpften. Es bleibt jedoch unklar – welche Einflüsse das Turiner Grabtuch auf die Kunst im frühen Christentum tatsächlich hatte.

Ein Schlüsselmoment in der Geschichtsschreibung ist der 6. Jahrhundert. In diesem Zeitraum beginnt die Verehrung des Abgar-Bildes in Edessa. Damit einher ging eine signifikante Veränderung in der Darstellung Jesu. Vor dieser Zeit gab es vielseitige Darstellungen die ihn auch jugendlich und bartlos zeigten. Meisterwerke hatten bereits das Bild des griechischen Gottes Apoll im Fokus. Mit der Verehrung des Abgar-Bildes jedoch änderte sich das—seitdem gab es eine klare Tendenz zu einer einheitlicheren Christushaltung im Kunstwerk.

Spannend bleibt die entscheidende Frage wie solche Vorstellungen über Jahrhunderte Bestand haben konnten. Das Abgar-Bild, welches König Abgar V. von Edessa zugeschrieben wird und heute im Vatikan aufbewahrt wird, stellten das erste hauptsächlich akzeptierte Bildnis. Je weiterhin die Zeit verging – desto mehr Einfluss hatte solch ein Standard auf die Künstler. Die kulturelle und religiöse Verpflichtung ´ über ein vertrautes Bild zu kommunizieren ` führte zu einer Verfestigung dieser Darstellungen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ähnlichkeiten in der Darstellung von Jesus nicht zufällig sind. Sie spiegeln historische ´ kulturelle und religiöse Dynamiken wider ` die betreffend die Jahrhunderte hinweg dauerhaft waren. So hat sich eine Art Bildsprache entwickelt die das Bild von Jesus nicht nur prägt, allerdings stabilisiert—ein Kunstwerk das durch den Filter der Zeit weitergeht gleichsam traditionell und flexibel.






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