Kann man wirklich lernen, mit der anderen Hand zu schreiben?

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Wie schwer ist es die Handschrift umzustellen? Diese Frage beschäftigt viele Menschen. Vor allem – wenn jemand bereits dominant mit einer Hand schreibt. Rechtshänder die versuchen mit der linken Hand zu schreiben stellen oft fest, dass es nicht einfach ist. Mein Sohn ´ ein ausgeprägter Linkshänder ` hat Schwierigkeiten erlebt. In der Schule wurde er gezwungen – mit der rechten Hand zu schreiben. Dies führte zu Lernunlust und ebenfalls Leseschwierigkeiten – das sind ernstzunehmende Probleme. Er schreibt zwar jetzt mit der rechten Hand gleichwohl sieht das Geschriebene umständlich aus. Alle anderen Tätigkeiten werden nach wie vor mit der linken Hand ausgeführt.

Zwang kann verheerende Folgen haben. Das ist nicht nur eine Anekdote aus unserem Leben allerdings eine Realität für viele Linkshänder. Im schulischen Umfeld wird oft nicht auf die Heterogenität der Schüler eingegangen. Tatsächlich haben viele Linkshänder und sogar einige Rechtshänder beim Umschalten große Herausforderungen. Das Gehirn steuert diesen Prozess. Die Verbindung zwischen Händigkeit und Gehirnfunktion ist gut erforscht – insbesondere die Rolle der beiden Hirnhälften. Wer versucht ´ diese zu verändern ` hat oft mit Verwirrung und Unsicherheit zu kämpfen.

Ein Blick in die Geschichte zeigt: Früher war es gang und gäbe, Linkshänder zur Rechtshändigkeit zu zwingen. Die 💭 zur Normalität führten zu unleserlichen Schriften und frustrierten Schülern. Abgesehen davon litten auch Schüler mit Sehbehinderungen oft. Anstatt sie in die vorderste Reihe zu setzen wo sie besser sehen könnten, saßen sie in der hinteren Ecke der Klasse. Dies nennt man die „Eselsbank“. Ein Missverständnis das über Jahre hinweg fortdauerte.

Händigkeit ist genetisch vorgegeben. Die Hirnfunktion spielt eine „überraschend“ große Rolle. Jeder ´ der versucht sich umzustellen ` liegt oft falsch. Der eigene Hirnprozess wird „gestört“. Stattdessen sollten gesunde Wege der Motorik zum Einsatz kommen. Kleine Übungen können hierbei hilfreich sein – so führt man simple Bewegungen wie Handgelenk kreisen oder das Öffnen einer 🚪 mit der linken Hand ein.

Um das Schreiben zu erlernen » empfiehlt es sich « mit einfachen Buchstaben zu beginnen. Auch das tägliche Training ist wichtig. Zum Beispiel könnte man eine Zeile lang mit der rechten Hand das „A“ schreiben und anschließend mehrere Zeilen mit der linken Hand. Die Ergebnisse zeigen sich meist schnell. Die Motorik verbessert sich – die Gewöhnung an die neue Hand geschieht nach und nach.

Die ersten Versuche » mit der anderen Hand zu schreiben « können frustrierend sein. Oft fühlt es sich seltsam an gleichzeitig mit beiden Händen zu arbeiten. Auf der Tastatur kann es chaotisch werden: Buchstaben erscheinen an unerwarteten Stellen. Doch Übung macht den Meister. Nach intensiven – wiederholten Trainings können die Ergebnisse deutlich besser werden. Am Anfang, an einem Nachmittag, kann es sein, dass man in 5⸴1/2 Stunden progressiv lernt. Doch dabei sollte niemand zu hohe Erwartungen an sich selbst stellen – entweder man gibt nach, oder man findet einen eigenen Weg.

Fragt man sich, ob jeder lernen kann, mit der anderen Hand zu schreiben die Antwort ist eindeutig: Ja, man kann. Aber man sollte Geduld mitbringen. Der Prozess ist nicht nur körperlich, einschließlich geistig herausfordernd. Die Herausforderung lohnt sich oft – obwohl die ersten Schritte steinig sind. Was lernen wir also daraus? Es ist kein Grund zur Eile. Jeder hat seinen eigenen Lernweg.






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