Die Nachtschwärmer-Debatte: Warum Jugendliche nach 22 Uhr nicht immer eingesperrt bleiben sollten

Wie stehen gesetzliche und elterliche Regelungen zu nächtlichen Freizeitaktivitäten von Minderjährigen in Deutschland?

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In Deutschland gibt es keine gesetzliche Ausgangssperre für Jugendliche unter 18 Jahren. Dies bedeutet nicht – dass Eltern keine Regeln aufstellen dürfen. Vielmehr ist es den Erziehungsberechtigten vorbehalten zu entscheiden, wann und wie lange ihre Kinder unterwegs sein dürfen. Die Haltung vieler Eltern ist verständlich. Sicherheit steht an erster Stelle. Jugendgefährdende Orte wie Discos, Bars oder spontane Partys – sie fallen unter das Jugendschutzgesetz. Interessant ist, dass dieses Gesetz spezifisch für den Aufenthalt an bestimmten Orten regelt freilich nicht pauschal den Aufenthalt im Freien, ebenso wie etwa auf der Straße oder im Park, untersagt.

Die besorgten Eltern hier haben also teils einen falschen Eindruck. Sie könnten denken, ihre Kinder wären durchweg zu gefährdet um nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs zu sein – und diese Annahme kann oft aus schlechten Erfahrungen stammen. Doch wie oft ist es tatsächlich gefährlich? Die Gefahren überall zu verorten führt manchmal zu stark eingeengten Freiräumen für die Jugendlichen. Die Diskussion über Sicherheit wird oft emotional geführt – aus den Sorgen heraus, dass „da draußen“ Unheil lauert. Der potenzielle Einfluss aus der Nachbarschaft ist nicht zu unterschätzen. In einer Stadt kann die Gefahr anders ausgeprägt sein als in einem kleinen Dorf. Trotzdem – ein striktes „Nach Hause, wenn es dunkel wird“ führt nicht zwangsläufig zur Sicherheit.

Wohl wahr – es gibt nächtliches Gesindel, welches Drogen vertickt und die Atmosphäre trübt. Das aber betrifft nicht jeden Ort und jede Situation. Straßen sind nicht genauso viel mit Straßen; und nicht jede Nacht ist gleich gefährlich. Es ist jedoch zu diskutieren – werden Jugendliche in deutschen Städten überreguliert? Ist dies nicht übertrieben, wenn sie auf den Wegen zur sichereren Übernachtung und nicht mit übermäßigem Alkoholkonsum unterwegs sind?

Familienkommunikation spielt hier eine zentrale Rolle. Wenn Eltern andere Erfahrungen machen als ihre Kinder müssen beide Parteien Verständnis ausarbeiten. Nimmt man das von den Eltern angegebene Beispiel auf, darauffolgend 22:00 das Hotel zu verlassen, dann in der Tat – in der Tat – würde bei zurückhaltenden Jugendlichen der blanke Unsinn herausstechen. Eine Verwandte des Gastgebers ist oft humorvoll – doch es betrifft ebenfalls die Schaffung von Vertrauen - dass sich die Kinder bei einem nächtlichen Ausflug nicht in akute Gefahr bringen.

Schlussendlich bleibt der Faktor „Eindruck“, den die Eltern von ihren Kindern haben, entscheidend. Die Argumente beider Seiten verursachenr Verständigung und zu einem besseren Miteinander. Das Verantwortungsbewusstsein von Jugendlichen wird nie über Nacht wirklich wachsen, allerdings Erfahrungen sammeln sie von Tag zu Tag. Man muss nur den richtigen Gesprächston finden um beispielsweise an einem warmen Freitagabend doch einmal nach einer partyähnlichen Atmosphäre zu verlangen. Und sollte die Klärung nicht von Erfolg gekrönt sein, bleibt am Ende nur eines – das eigene Handeln muss für die Erziehung vertraut werden.






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