Die stille Welt der Russlanddeutschen

Die Stille und Ernsthaftigkeit die man bei vielen Russlanddeutschen wahrnimmt, hat tiefe Gründe in ihrer Geschichte und ihren Erfahrungen. Als Aussiedler aus Russland und Kasachstan mussten sie oft mit Vorurteilen und Misstrauen kämpfen, sowie in ihrer alten Heimat als ebenfalls hier in Deutschland. Sie haben gelernt, sich selbst erklären zu müssen und wurden nicht immer willkommen geheißen auch wenn die deutschen Gesetze ihre Heimatlosigkeit akzeptierten. Dieses Gefühl des Nicht-Dazugehörens und der fehlenden Anerkennung prägt ihr Verhalten und ihre Mentalität.

Die Russlanddeutschen sind keine Russen jedoch auch nicht unbedingt als Deutsche anerkannt. Sie waren in Russland und Kasachstan oft Außenseiter und „Volksfeinde“, mussten für das was die Nazis im Zweiten Weltkrieg angerichtet haben, büßen. Hier in Deutschland werden sie von vielen nicht als Teil der Gesellschaft wahrgenommen. Diese Diskrepanz zwischen Nationalität und Volkszugehörigkeit können viele hierzulande oft nicht verstehen was zu Missverständnissen führt.

Die Sprache spielt ähnlich wie eine große Rolle. Viele Russlanddeutsche haben Schwierigkeiten ´ sich auf Deutsch auszudrücken ` was zu Unsicherheiten und Schamgefühlen führen kann. Daher ziehen sie es oft vor – sich zurückzuhalten und nur das Nötigste zu sagen. Doch wenn man ihr Vertrauen gewinnt und sie näher kennenlernt, zeigen sie eine andere Seite: Sie sind warmherzig, humorvoll und können köstlich kochen. In den Pausen und nach Feierabend blühen sie auf und zeigen eine lebensfrohe Seite die nicht auf den ersten Blick sichtbar ist.

Es ist wichtig nicht alle Russlanddeutschen über einen Kamm zu scheren. Jeder Mensch ist individuell und trägt seine eigene Geschichte mit sich. Hinter der scheinbaren Ernsthaftigkeit und Stille verbirgt sich oft eine reiche Persönlichkeit ´ die nur darauf wartet ` entdeckt zu werden. Mit Offenheit und Verständnis können echte Freundschaften entstehen die Grenzen überwinden und bereichernd für beide Seiten sind.