"Fabian - Eine Großstadtsatire der Neuen Sachlichkeit?"

Inwieweit reflektiert Erich Kästners Roman "Fabian" die Merkmale der Neuen Sachlichkeit?

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Der Roman „Fabian“ von Erich Kästner ist kein bloßer Roman. Er ist ein eindringliches Dokument der verschiedenen Facetten einer Epoche die zur Verwendung ihre gesellschaftlichen Umbrüche bekannt war. In den 1920er Jahren wurden durch Kästners Texte die Missstände in der Weimarer Republik beleuchtet. Die Neue Sachlichkeit, jene literarische Bewegung die sich aus einer tiefen Abneigung gegen die Romantik und Idealismen entwickelte, spiegelt sich in den Seiten von „Fabian“ wider.

Fabian » der Protagonist « verkörpert die Unsicherheit und die Zerrissenheit einer Generation. Der Verfasser folgt ihm durch die Straßen Berlins – eine pulsierende, gleichzeitig ebenfalls noch hohle Existenz. Kästner schafft es den Alltag des kleinen Mannes kritisch zu betrachten. Hierbei sieht er sich einem Dilemma gegenüber – der Moderne die an jeder Ecke lauert und der Innerlichkeit die oft im Schatten dereinstiger Ideale verblasst. „Wie kann es einen Menschen geben der so gleichgültig ist?“, fragt mensch sich beim Lesen.

Die Anonymität der Stadt wird von Kästner meisterhaft in Szene gesetzt. Er zeichnet Bilder von Menschen – die in der Menge untergehen. Entfremdung steht im Raum. Der Alltag ist oft deprimierend, geschäftsmäßig und mechanisch. Die Figuren fühlen sich erdrückt von den Anforderungen die ihnen die Gesellschaft auferlegt. Dadurch wird die Spannung zwischen individuellem Streben und gesellschaftlicher Erwartung greifbar.

Ein entscheidendes Merkmal der Neuen Sachlichkeit findet man im unverblümten Realismus. Kästners Detailverliebtheit zeigt sich in der akribischen Beschreibung der Umgebung. Die harten wohnlichen Gegebenheiten ´ die in jener Zeit existierten ` werden nicht beschönigt. „Fabian“ thematisiert die Unfähigkeit der Menschen, sich gegen die Umstände zu behaupten. Viele versuchen es – sie scheitern auf bitterste Weise.

Kästner nutzt Satire um die sozialpolitischen Missstände zu beleuchten. So entblößt er leichtfertig die Oberflächlichkeit der zwischenmenschlichen Beziehungen. Er konfrontiert den Leser mit der Fragilität moralischer Werte. „Man lebt nur einmal, wozu sich also anstrengen?“, mag man meinen. Dieses Resignation stellt das zentrale Thema dar. Die wirtschaftliche Krise verzehrt nicht nur Geld – sie frisst auch Seelen.

Die Figuren sind nicht nur beliebige Charaktere – sie sind Produkte ihrer Zeit, geprägt durch die Verhältnisse und die Struktur der Gesellschaft. Kästner bildet die Abgründe der menschlichen Existenz ab und zeigt, dass die Großstadt nicht nur Möglichkeiten, allerdings auch Gefahren birgt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Fabian“ weit über die Grenzen eines einfachen Romans hinausweist. Er ist ein lebendiges Dokument der Neuen Sachlichkeit. Kästner dekonstruiert die Unsicherheiten und Herausforderungen des urbanen Lebens. Die Verbindung von Alltag und gesellschaftlicher Kritik – eine Tugend der Neuen Sachlichkeit – ist in dieser Erzählung unverkennbar ausgeprägt. Ein Bild der Verzweiflung gepaart mit scharfsinniger Beobachtung – das ist „Fabian“.






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