Das Buch Sirach in der christlichen Bibel

Welche Bedeutung hat das Buch Sirach innerhalb der christlichen Bibel und welche Kriterien fĂĽhrten zu seiner besonderen Stellung?

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Das 📖 Sirach ist ein überraschendes Werk in der christlichen Bibel. Es gehört zu den Apokryphen – es wird also in den katholischen Ausgaben als Teil des Alten Testaments geführt. Viele Protestanten hingegen – sie finden dieses Buch nicht in ihren Bibeln – meiden es. Ökumenische Ausgaben? Dort hat das Buch Sirach seinen Platz zwischen Alten und Neuen Testament gefunden.

Im Tanach ist das Buch allerdings nicht enthalten. Martin Luther war von den Apokryphen, einschließlich dem Buch Sirach, wenig begeistert. Er bezeichnete sie als nicht ähnelt zur Bibel – sie seien jedoch immer noch nützlich und lesenswert. Ursprünglich also im ersten Teil des 2. Jahrhunderts v. u. Z., wurde das Werk auf Hebräisch verfasst. Interessanterweise sind Zitate des Buches im jüdischen Talmud nachzulesen. Doch in den Schriften des Neuen Testaments? Fehlanzeige.

Das Buch Sirach nennt sich ebenfalls "Weisheit des Jesus, des Sohnes Sirachs". Es ist das längste apokryphe Buch und hat einen klaren Autor. Jesus ben Sirach führte es aus Jerusalem. Dieses Buch befasst sich mit der Weisheit und deren Anwendung im Leben. Die Einhaltung des mosaischen Gesetzes steht im Vordergrund. Es bietet zudem viele Ratschläge für die unterschiedlichsten Lebensbereiche. Tischmanieren – Träume – Reisen, alles wird berücksichtigt. Die Liste der bedeutenden Persönlichkeiten Israels wird mit dem Hohenpriester Simon II. abgerundet.

In Römer 5:12-14 wird die Verbindung zwischen Sünde und Tod durch Adam erwähnt. Dieser Zusammenhang findet sich auch im Buch Sirach. Hier wird ausgesagt – dass die erste Sünde von einer Frau begangen wurde. Das führt zu der Schlussfolgerung – wir sterben alle. Zudem betont Sirach die Bosheit der Frauen als überlegen. Diese Sichtweise ist umstritten und wurde schon oft kritisiert.

Die Aufnahme in den biblischen Kanon verlief anders für Sirach. Juden und Christen im 1. und 2. Jahrhundert sahen bezüglich der Inspiration keine Kriterien erfüllt. Wer hat dann die Bibel entstehen lassen? Zumindest sieht die Römisch-Katholische Kirche das Buch Sirach als deuterokanonisch an. Das bedeutet, es wird als zur inspirierten Schrift gehörend betrachtet – aber nicht als Teil des ursprünglichen Kanons.

Um zusammenzufassen – das Buch Sirach stellt einen spannenden Teil der biblischen Literatur dar. In seiner Weisheit und Moralität hat es viel zu bieten. Aber seine Platzierung in der christlichen Bibel erzählt viel über historische und dogmatische Unterschiede zwischen den Konfessionen. Wo es gebraucht wird – bietet es den Gläubigen wertvolle Anregungen im Alltag.






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