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Joseph Freiherr von Eichendorff DIE ZAUBERIN IM WALDE Romanze Alter Vater, alter Vater, Laß mich aus dem grauen Hause! Winter ist ja längst vergangen, Helle scheint die Sonne draußen. Wird dir denn nicht selber bange? Wie ein fremder Vogel drunten In dem Walde seltsam sange - Alter Vater, laß mich 'runter! »Lieber Sohn, wie machst mir bange! Wend' zum Kreuze dich alsbalde, Daß dich fürder nicht verlange Nach dem dunkelgrünen Walde. Drüben wohnt in dem Gebirge Eine Fey auf blankem Schlosse, Ist genannt Sidonia schöne, Zeigt sich oft auf weißem Rosse. Und wenn Frühling ist gekommen, Steht sie oben auf der Zinne, Schauet nach den dunklen Gründen, Weint nach eines Knaben Minne. Kommt der Vogel jeden Frühling Immer zu des Waldes Pforte, Singt hinaus in's Land so eigen, Führet durchs Gebirg zum Schlosse. Und so manchen wilden Knaben Lüstete in frechem Mute Nach der Feye schönem Leibe Und den Edelstein' und Gute.

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Suche "Die Zauberin im Walde" von Joseph von Eichendorff

Doch von allen Knaben, allen
Mochte keiner Lieb' Mußten all' in bittern Klagen
In dem dunklen Walde sterben.«
»Vater! Ach, wie sprecht ihr trübe!
Hat's euch nie an's Herz geschlagen
Lockend aus dem grünen Walde,
Daß ihr also möget zagen?
Schon vor vielen frühen Jahren
Saß ich drüben, an dem Ufer,
Sah manch Schiff vorüberfahren
Weit hinein in Waldesdunkel.
Und gar seltsam hohe Blumen
Standen an dem Felsenrande,
Sprach der Strom so dunkle Worte,
'S war, als ob ich sie verstande.
Und wie ich so sinnend saße,
Und ein wundersam Gelüste
Mich gar seltsam tät erfassen
Mit zu ziehn im Strom der Düfte;
Kam auf einem goldnen Nachen
Bald die schönste aller Frauen,
Wie von lauter Edelsteinen
Eine Blume anzuschauen.
Und von ihrem Hals behende -
Tät sie lösen eine Kette,
Reichte mir mit zarten Händen
Wohl die allerschönste Perle.
Ein Wort, seltsam, unverständlich,
Sprach sie da mit rotem Munde,
Doch im Herzen ewig stehen
Wird des Worts geheime Kunde. -
Und so saß ich lange Jahre,
Und wenn neu der Lenz erwachte,
Immer von dem Halsgeschmeide
Eine Perle sie mir brachte.
Ich barg sie in Waldesgrunde,
Und aus jeder Perle reine
Sproßte eine Blum' zur Stunde,
Wie ihr Antlitz wunderfeine.
Und so bin ich aufgewachsen,
Tät der Blumen treulich warten,
Schlummert' oft und träumte golden
In dem bunten Waldes-Garten.
Fortgespült ist nun der Garten
Und die Blumen all verschwunden,
Und durchs Herze fühl' ich's ziehen,
Bluten, blühen alle Wunden.
In der Fern' liegt jetzt mein Leben,
Breitend sich wie grüne Träume,
Schimmert stets so seltsam lockend
Durch die alten dunklen Bäume.
Jetzt erst weiß ich, was der Vogel
Ewig ruft so bange, Unbekannt zieht ew'ge Treue
Mich hinunter zu dem Sange.
Locken dich nicht selbst die Klänge,
Wie sie ferne, wie Karfunkel,
Dunkelleuchtend irre schweifen
Durch das schauersüße Dunkel?
Wie die Wälder kühle rauschen,
Zwischendurch das alte Rufen!
Wo bin ich so lang' gewesen? -
O ich muß hinab zur Ruhe«!
Und es stieg vom Schloß hinunter
Schnell der süße Florimunde,
Weit hinab und immer weiter
Zu dem dunkelgrünen Grunde.
Hört' die Ströme stärker rauschen,
Sah in Nacht des Vaters Burge
Stillerleuchtet stehn im Dunkel,
Alles Leben weit verschwunden! -
Und der Vater schaut vom Berge,
Schaut zum dunkeln Grunde immer,
Regte sich der Wald so grausig,
Doch den Sohn erblickt er nimmer.
Und es kam der Winter balde,
Und viel Lenze kehrten wieder,
Doch der Vogel in dem Walde
Sang nie mehr die Wunderlieder.
Und das Waldschloß war versunken,
Und Sidonia schön verschwunden,
Wollte keinen andern haben
Nach dem süßen Florimunde.
http://www.deutsche-liebeslyrik.de/xeich1.htm
Joseph von Eichendorff: Gedichte von Joseph Freiherr von Eichendorff - Text im Projekt Gutenberg


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