Kennt lemand seite man interpretation georg heym vorortbahnhof jemand geschrieben
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Kennt lemand eine seite auf der man die interpretation von georg heym: vorortbahnhof oder hat jemand schon mal eine geschrieben?
Georg Heym
Vorortbahnhof
Auf grüner Böschung glüht des Abends Schein.
Die Streckenlichter glänzen an den Strängen,
Die fern in einen Streifen sich verengen
— Da braust von rückwärts schon der Zug herein.
Die Türen gehen auf. Die Gleise schrein
Vom Bremsendruck. Die Menschenmassen drängen
Noch weiß vom Kalk und gelb vom Lehm. Sie zwängen
Zu zwanzig in die Wagen sich herein.
Der Zug fährt aus, im Bauch die Legionen.
Er scheint in tausend Gleisen zu verirren,
Der Abend schluckt ihn ein, der Strang ist leer.
Die roten Lampen schimmern von Baikonen.
Man hört das leise Klappern von Geschirren
Und sieht die Esser halb im Blättermeer.
*
Petrarca II. 2 – Sonett-Typ : abba abba cde cde
Deutungshypothese:
Das Gedicht des Früh-Expressionisten Georg Heym „Vorortbahnhof“ gehört zur Gruppe der Berlin-Sonette. Die Szene eines Vorortbahnhofs vermittelt die Lebenssituation der Großstadtmenschen vorm ersten Weltkrieg, die am Abend nach der körperlich schweren Arbeit auf dem Heimweg sind, sich dichtgedrängt in die Zugabteile quetschen, um einem Rest von beschaulichem Feierabend entgegenzufahren. Was diese „Masse Mensch“ erwarten könnte, verrät das zweite Terzett:
Bei Sonnenuntergang „Auf grüner Böschung glüht des Abends Schein“ vom Bahnhof in die verschiedensten Richtungen abfahren, der Zug „scheint sich in tausend Gleisen zu verirren“ ; aus der Anonymität der „Legionen“ , kehrt der Einzelne in den Rest des Tages, der ihm nach der Arbeit noch übrig bleibt, in die kleine private Beschaulichkeit zurück, das kleine stille Balkon-Glück; man sitzt im Grünen und nun „halb im Blättermeer“ , wobei bei dieser Metapher nicht ganz sicher auszumachen ist, ob sich die Menschen ihre Balkone begrünt haben oder die vor dem Häusermeer stehenden Bäume die Abendszene illustrieren.
Zwischen dem ersten und zweiten Terzett scheint auch ein Zeitsprung zu bestehen: Der Zug fährt aus dem Vorortbahnhof heraus und im zweiten Terzett sind die Menschen, die im Tage aus der Großstadt in die Vororte zur Arbeit gefahren sind, wieder in ihre Feierabend-Atmosphäre zurückgekehrt, um dort einen kleinen Moment auf dem Balkon zu sitzen, Atem zu holen, eine kurze Pause beim Abendessen: „Man hört das leise Klappern von Geschirren“. In solch Tagesrhythmus des modernen Fabrik-/ Großstadtmenschen eingespannt, weiß der Erholungssuchende wie der Leser, dass am nächsten Tag Ähnliches zu erwarten ist: Was Heym hier offensichtlich in seinem Sonett beobachtet, ist: Entpersönlichung im Milieu der den Menschen verschleißenden Industrialisierung, für die eine uns heute geläufige existentielle Absicherungen wie Krankenkasse, gewerkschaftliche Kontrolle, feste Arbeitszeitregelung etc. noch nicht selbstverständlich war.
Fußnote zur Biographie:
Heym ist nicht im ersten Weltkrieg gefallen wie viele seiner Lyrik-Kollegen, z.B. Lichtenstein.
Er ist beim Schlittschuhlaufen auf der Havel im Eis eingebrochen und zusammen mit seinem Freund ertrunken.)
Lyk44
Sorry - das Todesdatum von Heym ist 1912. - - -
Ich habe aber noch einen interessanten Text zum Vergleich gefunden
Ernst Stadler
Bahnhöfe
Wenn in den Gewölben abendlich die blauen Kugelschalen
Aufdämmern, glänzt ihr Licht in die Nacht hinüber gleich dem Feuer von Signalen.
Wie Lichtoasen ruhen in der stählernen Hut die geschwungenen Hallen
Und warten. Und dann sind sie mit einem Mal von Abenteuer überfallen,
Und alle erzne Kraft ist in ihren riesigen Leib verstaut,
Und der wilde Atem der Maschine, die wie ein Tier auf der Flucht stille steht und um sich schaut,
Und es ist, als ob sich das Schicksal vieler hundert Menschen in ihr erzitterndes Bett
ergossen hätte,
Und die Luft ist kriegerisch erfüllt von den Balladen südlicher Meere und grüner Küsten
und der großen Städte.
Und dann zieht das Wunder weiter. Und schon ist wieder Stille und Licht wie ein
Sternhimmel aufgegangen,
Aber noch lange hallten die aufgeschreckten Wände, wie Muscheln Meergetön, die
verklingende Musik eines wilden Abenteuers gefangen.