Jugendsprache kraftausdrücke immer was z b 60 70 jahren typische begriffe unter jugendlichen

Hm - ich fange mal mit dem an, was mir spontan einfällt: Sagte man zu meiner Jugendzeit "Alte/r" noch abwertend, so ist es heute durchaus schon eine Liebkosung: Er zu ihr: "Ey, Alda, 'sch lieb' Disch.

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Jugendsprache, Kraftausdrücke usw.: Gab es das schon immer? Was waren z.B. vor 60/70 Jahren so typische Begriffe unter Jugendlichen?

Auf einer Seite des Radio WDR
(Der Frust muss raus - WDR 5 - Radio - WDR)
fand ich Interessantes aus der Schimpfwortforschung :
""Ar_schkeks", "Kot_zbrocken", "Pis_snelke".
Malediktologen begeben sich gewissermaßen in die Kanalisation der Sprache und erforschen,
warum wir so gerne schimpfen und fluchen.
Aber nur wenige wagen sich überhaupt an das Thema heran.
"Leonardo" hat mit einer Malediktologin gesprochen.
Auch die Schimpfwörter unterliegen übrigens dem Wandel der Zeit,
genau wie
- die Gesellschaft
- die Sprache und
- die geltenden Tabus.
Ein Feigling war früher ein "Hasenfuß" - heute ist er ein "Weichei" oder ein "Warmduscher".
Auch das "Ar_schloch" - hier als "Kleines Ar_schloch" nach Walter Moers im gleichnamigen Film von 1996 -
ist in gewisser Weise abgenutzt, wie Sonja Gipper erklärt:
"Dadurch, dass man sich an Schimpfwörter gewöhnt,
die ja zunächst bestimmte Tabus brechen,
dann aber immer normaler werden,
braucht man neue Wörter, um den Schimpfwörtern wieder ihren negativen Gehalt geben zu können".
Interessant auch die Herabwürdigungen fürkreative, kluge und gebildete Frauen:
In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es das Wort "Blaustrumpf" noch.
Also wich er in den 70er und 80er Jahren anderen Wortschöpfungen:
Es war allemal wirkungsvoller, Frauen am Ende des 20. Jahrhunderts als
(am besten mit dem Adjektiv: "frustrierte")
"Emanzen" denn als Blaustrümpfe zu beschimpfen.
Der Effekt blieb schließlich der gleiche.
(Umfangreicher nachzulesen: Magazin – Vernetzungsstelle
Das war doch die Zeit der halbstarken Rocker und Motorradgangs.
" Wenn die Connie mit dem Peter. "
So bissele war das auch meine Zeit. Obwohl ich damals noch Kind war. Die Möglichkeiten der Identifikation waren einfach größer.
Es war alles erträglich - außer einer Verständigung zwischen den Geschlechtern.
In Kl. 1 lernte ich in einem Teach-in, " Weiber seien EHRLOS.
Und Backfische poussierten - und wer fremd ging, hatte ein Bratkartoffelverhältnis.
Pardauz – Sammelalbum alter Jugendsprache:
Jakob Hein
Jugendsprache ist hart und modern. Die Jugend spricht sie zur Abgrenzung von den Erwachsenen, diese zeigen sich zunächst empört, sind aber verzaubert und wenden sie zuerst vorsichtig und heimlich, schließlich offensiv und überall an. Wenn der letzte Rentner aus Schwalmbach schließlich im Bierrausch die Worte benutzt, sind sie tot, abgenutzt, alt und verbraucht. Die Avantgarde läuft vorn, aber sie kann das Tempo nicht durchhalten.
So hat alte Jugendsprache etwas Anrührendes. Obwohl das Alte, Verbrauchte deutlich ist, erinnert man sich auch an das Harte, Moderne. Pardauz möchte alte Jugendsprache sammeln, damit man sich an ihr erfreuen kann wie an schönen Steinen am Strand. Und alle Jugendsprache ist früher oder später alte Jugendsprache, darum lieber frühzeitig sichern, als später vermissen.
Siehe von A bis Z:
a
Abgang - einen A. machen: weggehen oder in Ohnmacht fallen
abgefahren - speziell, toll ("Das ist ja a.!" abgehen - gut sein "Das geht ab!"; etwas geschieht, passieren "Was geht ab?"
abfahren - verschwinden
Abflug - Mach'n A.: Geh weg! abhängen - ausruhen, herumlungern
abhotten - wild tanzen, toben, rocken
abkacken - schlecht abschneiden, auch: jmndn. a. lassen
abkotzen - schlechte Laune haben
abregen - sich beruhigen, Gegenteil von aufregen ("Reg Dich ab, Mann!"1980er"Schieb ab!"1970er2"Andreas ist mit Katrin abgeschoben"1980-90er)
abschleppen - jmdn. a. bedeutet, nicht allein nach Hause zu gehen
abschwirren - weggehen
Alter - Vater ; Kumpel
Alteah - für "Alter" s.o.
abstürzen - vollkommen intoxikiert sein ("Gestern auf dem Fest bin ich total abgestürzt."1990er)
aggro - aggressiv, auch Aggression
Ansage machen - etwas deutlich sagen
auf Tasche - dabei haben, drauf haben
ätzend - schlecht, oft in Kombination "echt ä." Alte - Frau im Allgemeinen Mutter
Alter - Vater Typ, Kumpel
amtlich - glasklar, feststehend ("Das ist amtlich!"2010er)
anbaggern - einer Frau den Hof machen
angraben - einer Frau den Hof machen
anmachen - einer Frau den Hof machen einen Mann provozieren
AküFi - Abkürzungsfimmel
anfronten - negativ in Kontakt treten
Anodenwumme - Kofferradio
* - schönes altes Schimpfwort, das möglicherweise an "Arsch" erinnern soll, vgl. "Scheibenkleister"
Arsch, auch A.loch - schlechter Mensch ("Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein *." J. Fischer 10/84seit 1960er)
arsch- - Vorsilbe für sehr
den Arsch offen haben - dumm sein
asi - sehr schlecht, ursprünglich Abkürzung für "Asozialer" ("Wie asi ist das denn bitte?"2000er)
Assitoaster - Solarium
Atze - Bruder, Kumpel
aufbrezeln - sich hübsch anziehen und schminken
aufmucken - Ärger machen
auf keinen - keinesfalls
auf jeden - jedenfalls; Steigerungsform: "auf jedsten" Aufreger - etwas, das aufregt
jmdn. aufreißen - eine Bekanntschaft machen
ein Auge schieben - staunen ("Sieh mal die Mutter da drüben, da schiebste ganz schön eine Auge, was?"1970er)
ausflippen - wütend werden
ausrasten - wütend werden
Ne ruhige Kugel schieben - das betraf meist die Arbeit, wenn wenig Stress war oder zu erwarten ist
Was für phätte Schluffen - damals hatte man kein Auto als Fortbewegungsmittel. Da ging es hauptsächlich um die Optik. Tiefer-härter-breiter mit eben phätte Schluffen drauf
Daumen-TAXI - was ich Heute überhaupt nirgends mehr sehe? Früher kam man von A nach B immer mit trampen
Hier aus allen erdenklichen Zeiten!
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