Eger tschechien

Eger, Tschechien

für das angebot!
also deutsche waren dann schon vor 1919 dort? weist du vielleicht wieso?
flucht vorm ersten weltkrieg könnte ich mir vorstellen.
mich interessiert es deshalb, weil mein opa in eger geboren ist.

erstmal vorab Eger liegt von mir etwa 10 km entfernt, aus diesem Grund habe ich mich natürlich mit diesem Thema befaßt.
Meine ehemalige Schwiegermutter hat mir das in etwa so erklärt:
Am 4. März 1919 kam es in Eger – ebenso wie in allen größeren sudetendeutschen Städten –zu friedlichen Demonstrationen für das Selbstbestimmungsrecht und gegen die Zugehörigkeit des Gebiets zur Tschechoslowakei. Bei der Niederschlagung dieser Demonstrationen durch tschechische Truppen kamen 54 Menschen ums leben, davon zwei in Eger. Die dortigen Opfer waren bereits Folge einer Schießerei am 3. März 1919.
Am 3. Oktober 1938 besuchte Adolf Hitler die Stadt. Er wurde dort von der Bevölkerung begeistert empfangen. Zwei Tage vorher waren deutsche Truppen einmarschiert und hatten das Sudetenland im Rahmen des Münchner Abkommens besetzt. Damit gehörte die Stadt bis 1945 zu Deutschland. 1939 schied sie aus dem Landkreis Eger aus und bildete einen eigenen Stadtkreis. Eger gab dem westlichen der drei Regierungsbezirke im Reichsgau Sudetenland seinen Namen.
Seit 1945 gehörte Cheb wieder zur Tschechoslowakei. Die deutschstämmige Bevölkerung wurde aufgrund der Beneš-Dekrete 1945 enteignet und vertrieben. Die Stadt Amberg übernahm 1945 die Patenschaft für die vertriebenen Sudetendeutschen aus der Stadt und dem Kreis Eger.
Solltest Du noch Fragen haben schieß los.
Wenn Du möchtest kann ich Dir auch -aus erzählungen meiner Schwiegermutter- erzählen was sie als Flüchtlinge so mitgemacht haben.

Ich kenne ein Beispiel aus Nordböhmen. Ist zwar jetzt nicht unbedingt Eger, aber hat den selben Hintergrund. Ein ehemaliger Nachbar von mir ist in Nordböhmen, im jetzigen Okres: Ceska Kamenice geborgen und ist Sudetendeutscher. Nach der Verabschiedung der Benes-Dekrete kam die tschechische Polizei und hat ihn und seine Familie aus ihrem Haus gejagt. Sie konnten nicht einmal etwas mitnehmen. Sie flohen über die Grenze in der Sächsischen Schweiz nach Pirna. Nachts wollten sie zurück über die Grenze, um wenigstens einige Sachen zu holen. Mein Nachbar mußte mit ansehen, wie seine Nachbarn erschossen wurden, weil sie dabei "erwischt" wurden, wie sie ihr Hab und Gut holen wollten. Er rannte um sein Leben zurück nach Deutzschland und hat lange gebraucht, um dieses Erlebnis zu verarbeiten.
Meiner Meinung nach wird dieses Kapitel der Deutschen Geschichte sehr stiefmütterlich behandelt, weil man es sich nicht mit den unmittelbaren Nachbarn verscherzen will.

Ich hoffe, dieser Artikel hilft Dir ein wenig weiter:
Sudetendeutsche
neuere, erst im 20. Jahrhundert gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die in Böhmen, Mähren und dem ehemaligen Österreichisch-Schlesien, besonders in den Randgebieten wohnenden Deutschen. Die Vorfahren vieler waren von den Přemysliden unter Verleihung von Vorrechten nach Böhmen gerufen worden.
Ein Gegensatz zwischen Tschechen und Sudetendeutschen entstand im 19. Jahrhundert mit der tschechischen Nationalbewegung. Wortführer der Sudetendeutschen bildeten im November 1918 in Reichenberg eine deutsch-böhmische Landesregierung und erklärten ihren Anschluss an die neue Republik Deutsch-Österreich. Die Sudetendeutschen wurden aber gegen ihren Willen in die neu gebildete Tschechoslowakei eingegliedert und waren Behinderungen, besonders auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet, ausgesetzt. Ihre Autonomieforderungen blieben unberücksichtigt. Die Sudetendeutsche Partei unter K. Henlein geriet nach 1935 zunehmend unter deutschen Einfluss und forderte schließlich auf Drängen Hitlers die Abtrennung der sudetendeutschen Gebiete. Im → Münchner Abkommen vom 29. 9. 1938 wurde der Anschluss der überwiegend von Deutschen bewohnten Randgebiete an das Deutsche Reich beschlossen und ab 1. 10. durchgeführt. 1945 wurde das Gebiet wieder der Tschechoslowakei angegliedert. Ca. 2,8 Mio. Sudetendeutsche wurden vertrieben; auf der Flucht verloren viele S. ihr Leben , 250 000 wurden zurückgehalten und 1953 zwangsweise eingebürgert. Durch den deutsch-tschechoslowakischen Vertrag von 1992 und die deutsch-tschechische Erklärung von 1997 konnte für Rückerstattungs- und Vermögensfragen keine eindeutige Klärung erreicht werden.
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