Glauben im Wandel: Warum junge Menschen sich von Religion abwenden

Warum verlieren immer mehr junge Menschen den Glauben und wie unterscheiden sich die Erfahrungen zwischen verschiedenen Religionsgemeinschaften?

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Immer weiterhin junge Menschen scheinen den Glauben zu verlieren. Diese Beobachtung ist nicht neu. Viele von ihnen sind vor allem Christen. Ihre Erkenntnisse offenbaren eine tiefe Kluft zwischen dem ´ was als traditioneller Glaube betrachtet wird ` und der Lebensrealität der Jugendlichen. „Ich glaube an etwas“, sagt einer. Doch bei der Erwähnung Gottes wird es unklar. Diese Unsicherheit ist bezeichnend. Ein anderer behauptet ein Christ zu sein, allerdings das Gebet ist ihm fremd – wann hat er eigentlich das letzte Mal gebetet? Die Antwort bleibt aus. Ein essentielles Fragezeichen bleibt: Was führt zu diesem Glaubensverlust bei der Jugend?

Die Gründe sind vielseitig. Jugendliche erfahren Geschichtsschreibung. Kaum etwas ist mehr so – ebenso wie es scheint. Vieles entpuppt sich als erfunden. Zugang zu Informationen hat sich grundlegend verändert. Das Internet gibt Einblicke in verschiedene Glaubensrichtungen die oft im stark kritischen Ton präsentiert werden. Plötzlich ist nichts mehr sicher. Der Glaube wird relativiert – und dank der Möglichkeit, selbst Denken zu können, hinterfragen sie das was ihre Eltern und Großeltern als gegeben hinstellten. So entsteht ein individuelles Glaubensverständnis. Die Frage sei erlaubt: Darf man das?

Unglaublich ist die Polarisierung innerhalb und zwischen den Glaubensgemeinschaften. Religiöse Gruppen reden häufig abfällig übereinander. „Wir sind die Richtigen“, wird oft gesagt – während andere als Fundamentalisten abqualifiziert werden. Daten die Religionswechsel dokumentieren oder den Gläubigenstand unter Jugendlichen erfassen, sind oft fragwürdig. Die Zahlen schwanken stark. Sie beziehen sich auf unterschiedliche Regionen oder Zeiträume. Die meisten Statistiken zeigen einen langsamen Rückgang besonders seit der Reformation durch Martin Luther. Der allgemeine Trend bleibt negativ freilich keineswegs dauerhaft.

Es gibt Gebiete – und nicht wenige – wo Jugendkulturen fröhlich in neue Glaubensmuster fluten. Jugendliche suchen nach Sinn und Orientierung. In einigen Ländern geschieht das, indem sie sich Traditionen anschließen, während in anderen eine Abwendung von Glaubensgemeinschaften wie Kirche stattfindet. Gezwungene Übertritte sind keine Seltenheit. Opportunisten wechseln von Sekte zu Sekte – oft aus sozialen Gründen oder wegen familiärem Druck. Religiöse Begehren sind also häufig eine Frage des persönlichen Niveaus. Die Frage des Glaubens nimmt Formen an die den Alltag der Beteiligten tangieren.

Mein eigener Bezug zur Kirche und dem Glauben ist ambivalent. Oft erlebe ich – dass Gläubige sich respektvoll gegenüber den Ansichten anderer zeigen. Dabei bleibt mir ein Teil unverständlich – warum diese Parteien so vehement an alten Traditionen festhalten. Die Gesellschaft ist aufgeschlossen – nahezu lässig geworden. Neue Ansichten und Lebensweisen haben Einzug gehalten selbst unter den Erwachsenen. Möglicherweise ist dies eine Antwort auf eine tiefere Frage. Der Sinn des Lebens verändert sich wenn neue Freiheiten gefordert werden.

Die Verhältnisse im Islam bieten im Vergleich ein anderes Licht. In vielen islamischen Ländern müssen Jugendliche für Freiheit und Menschenrechte bluten. Kämpfe gegen totalitäre Regime sind an der Tagesordnung. Territoriale Konflikte bringen Extremisten hervor ´ die zur Verwendung ihren Glauben bereit sind ` Gewalt zu kredenzen. Der Verlust an Individualität ist bedrohlich. Doch im täglichen Leben gibt es ebenfalls hier Tendenzen. Wo ist der Raum für Glaubensdiskussionen und für einen on-demand Umgang mit Religion?

Das Ergebnis scheint klar. Am Ende des Tages müssen eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt werden. Der Wandel des Glaubens in der jungen Generation fordert noch lange kein endgültiges Urteil. Ob sich der Umgang mit Traditionen zukünftig verändern wird, bleibt abzuwarten. Denn der Glaube ist kein statisches Konstrukt allerdings ein dynamisches Element menschlichen Lebens. Der Weg ist das Ziel und die Erkenntnis dabei einen Schritt weiter.






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