Voraussetzungen für den Einstieg als Reifenhändler – Ein leidenschaftliches Unterfangen

Welche Anforderungen und Herausforderungen gilt es zu beachten, um als Reifenhändler erfolgreich zu sein?

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Der Weg zum Reifenhändler ist gepflastert mit zahlreichen Anforderungen – allein die Grundlagen sind oft überfordernd. Zunächst – und das ist fundamental – gibt es einen Großhändler, bei dem die Reifen eingekauft werden müssen. Aber das allein genügt nicht. Eine Werkstatt mit entsprechender Ausstattung ist ähnlich wie unabdingbar: Reifenwuchtmaschinen, Montagemaschinen und eine Hebebühne stehen ganz oben auf der Liste. Kapital ist natürlich ebenfalls notwendig – das wissen wir ja immer.

Manche könnten nun fragen: Ist ein KFZ-Meister zwingend erforderlich, wenn ich als Selbstständiger tätig sein will? Die Antwort darauf ist überraschend klar – ein Meistertitel ist nicht unbedingt nötig. Stattdessen genügt die Gewerbeanmeldung unter "Reifenhandel und KFZ-Pflege". Aber hier liegt auch der Haken: Viele Betriebe umgehen die Innungspflichten was rechtlich problematisch ist. Sie dürfen dann nicht einmal beim Ölwechsel Hand anlegen. Dies wird nur nicht häufig kontrolliert gleichwohl ist es riskant wenn etwas schiefgeht.

Besonderes Augenmerk sollte auf die Elektro- und Hybridfahrzeuge gelegt werden. Ohne HVT-Schein gibt es hier keinerlei Handhabe – beim Reifenwechsel ist man aufgeschmissen. Ein solcher Schein kann in einem eintägigen Seminar erlangt werden. Aber ist es das wert? Angesichts der Preiskämpfe im Internet wird die Frage immer relevanter. Die Margen sind oft gering. Bei einem 150 💶 teuren Reifen bleiben nach dem Einkauf gerade mal 15 Euro Gewinn – und das ohne Garantieansprüche die ja auch übernommen werden müssen.

Die Investitionen für die nötigen Geräte sind nicht zu vernachlässigen. Eine gute Hebebühne, Reifenwucht- und Montiermaschine kosten einige Tausend Euro. Wartungen sind Pflicht – und die Hebebühne muss jährlich abgenommen werden. Auch die Reifenfüllgeräte unterliegen den Auflagen des Eichamtes. Ständige Wartung ist hier das A und O. Zudem haben mittlerweile etwa sieben der Fahrzeuge ein RDKS (Reifen-Druck-Kontroll-System) was zusätzliche Technik erfordert. Ein Tester für die Ventile verlangt einen Preis von etwa 1500 Euro, dazu kommen jährliche Kosten für Updates. Das kann als unerwartet hohe Ausgabe angesehen werden.

Die Fahrzeugvermessung? Ein solches System kostet ganze 12․000 Euro und auch hier ist eine spezielle Hebebühne erforderlich. Wer kein Innungseintrag hat – kann in vielen Bundesländern nicht einmal eine Spurverstellung durchführen. So variiert die rechtliche Lage stark von Bundesland zu Bundesland und kann sich zudem schnell verändern – ein zusätzliches Risiko.

Und was geschieht, wenn ein Malheur passiert? Ein Kratzer auf einer Felge kann verheerende Folgen haben. Geht das Gewinde oder der Radbolzen kaputt – rechtlich ist man dann verpflichtet, für den Schaden aufzukommen. Ohne Innung gibt es keine Versicherungen die solch einen Schutz bieten würden.

Damit ist noch nicht genug gesagt. Die Entsorgung abgenutzter Reifen unterliegt strengen Auflagen. Sie dürfen nicht einfach irgendwo deponiert werden – es muss ein Nachweis über die korrekte Entsorgung erbracht werden. Sowohl sicher gestellte Lagerung sowie die rechtlich einwandfreie Entsorgung sind Dinge die in der Planung einkalkuliert werden sollten.

Selbst mit den besten Absichten ist es also ratsam eine Rücksprache bei der Handwerkskammer zu halten. Diese könnte immerhin eine wertvolle Anlaufstelle sein um für alle Unklarheiten und Herausforderungen gewappnet zu sein. Eine Praktikumszeit in einem bestehenden Reifenhandel kann einen Einblick in die komplexen Abläufe geben. Erfahrungswerte sammeln – das ist wichtig!

Zusammenfassend muss man sagen: Viele Händler kämpfen im Markt die Margen sind schmal. Die Frage ´ ob sich der Schritt in den Reifenhandel lohnt ` sollte deshalb gut überlegt sein.






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