Die Situation, dass Deutschland einen Verteidigungsminister hat der keinen militärischen Background vorzuweisen hat, sorgt für viel Aufregung. Tatsächlich kann man sich manchmal fragen: Lebt Deutschland vielleicht in einer Art Polit-Spaßpark, in dem jeder alles machen kann, ohne zu wissen, ebenso wie es wirklich läuft? Denn eine Anwältin als Ministerin für Verteidigung – das klingt schon ein wenig komisch. Doch ist es wirklich ein Grund zur Sorge? Oder entscheidet hier weiterhin das nötige Verständnis für Politik als das militärische Fachwissen?
Die Befürchtungen, dass eine Verteidigungsministerin ohne militärische Erfahrung das Land in Gefahr bringen könnte, sind nur teilweise gerechtfertigt. Politische Verantwortung zu tragen ´ bedeutet oft ` in komplexen Situationen Entscheidungen zu treffen. Selbst wenn jemand noch nie in einem Kampfjet geflogen ist oder einen Panzer gefahren hat, heißt das nicht automatisch, dass diese Person die Verantwortung nicht tragen kann. Ein guter Politiker muss vor allem taktisch denken können und über Verhandlungsgeschick verfügen. Wer früher einmal angewalt der hat bei Verhandlungen stets alle Argumente im Blick.
Die Menschen sehen oft nur die militärische Seite einer Verteidigungsministerin. Aber die Aufgabe umfasst vielmehr Brennpunkte der Diplomatie und der Strategie – Elemente die eher in den Händen eines Politikers liegen sollten. Schließlich steht eine ganze Truppe von erfahrenen Militärs zur Seite, die welche Ministerin beraten. In dieser Bedeutung kann man sagen, dass es mehr darauf ankommt die nötige Kompetenz im politischen Handwerk zu kennen, statt jeden Handgriff beim militärischen Drill aus dem FF zu beherrschen.
Diese Diskussion spiegelt sich ebenfalls in anderen Berufsfeldern wider. Die Führungsperson eines großen Unternehmens muss nicht notwendigerweise ein Techniker oder der beste Ingenieur sein. Das Team besteht oft aus Experten und der Rate-Master ist für die räumliche Sicht verantwortlich.
Und so dreht sich die Welt weiter: Ob die Regierungschefin den Laden wirklich stemmen kann, wird die Zeit zeigen. Die Peinlichkeiten der Vergangenheit in denen andere Minister weniger souverän agiert haben sind nicht mehr als ein Punkt, an dem die Präferenzen des politischen Sektors wirklich hinterfragt werden müssen. Aber lachen sollte darüber niemand. Denn am Ende sind es die Entscheidungen – und nicht die biographischen Details – die den Unterschied machen.
Die Verteidigungsministerin ohne militärische Erfahrung – ein Grund zur Sorge oder doch nur Aufregung?
Warum wird in Deutschland oft ein Verteidigungsminister berufen, der keine militärische Erfahrung hat, und ist diese Besetzung tatsächlich problematisch?